Schocktober #11: Deep Red
Bevor Dario Argento sein bekanntestes Werk Suspiria auf die Leinwand brachte, erschuf er das Giallo Meisterwerk aus dem Jahre 1975 – Deep Red und sicherte seine Position als der italienische Autorenregisseur. Ein fesselnder Thriller, der Stück für Stück seine Geheimnisse durch perfekt duschinszenierte Szenen freigibt. Kommen wir nun zu Schocktober #11: Deep Red
Rom wird von einem frei herumlaufendem Mörder heimgesucht. Sein letztes Opfer: ein berühmtes Medium und Kunstsammlerin Helga (Macha Meril). Kurz vorher war sie noch Teil einer Art Séance in der sie eine Welle an negativen Gedanken und Mordgelüsten aufgenommen hat, was sie zutiefst nervös werden lässt. Noch in der selben Nacht findet sie der Musiker Marcus Daly (David Hemmings) auf dem Heimweg von einer Schattengestalt an das Fenster gedrückt. Er rennt in ihre Wohnung, an etlichen merkwürdigen Gemälden vorbei und verpasst den Mörder nur knapp, den er hat Helga schon längst durch die Scheibe gedrückt und die Fenster in rot gefärbt. Es kommt zu polizeilichen Ermittlungen und Marcus Daly schaltet sich mit ein, denn merkwürdigerweise ist eines der Gemälde nach dem Mord verschwunden…und so beginnt ein gefährlich Katz und Maus Spiel zwischen Daly und dem Mörder…
Dario Argento in Höchstform
Oft verspürt man in Dario Argentos Werken, dass ihm ein gewisser Grad an erzählerischer Struktur fehlt und dies auf visueller Ebene dafür wieder wettmacht. Egal ob durch strahlende und verspielte Lichter, farbenfrohe Sets, etliche mystische Symbole im Set, die immer wieder durch langsame und schleichende Kamerafahrten. Begleitet wird diese Fieberfahrt nicht allzu selten von Goblin, wie auch im Fall von Deep Red.
Wenn man bereits einige Argentos kennt, könnte man von Deep Red eine ebenso simple Geschichte, wie in Suspiria oder Infernal erwarten, doch Argento überrascht nicht nur sich selbst, sondern vor allem uns. Mit Deep Red kommt ein wesentlich komplexer und vielschichtiger Argento.
Wie üblich bei einem Giallo dreht sich die Geschichte auch bei Deep Red um die Aufdeckung einer Mordserie. Doch unter dem Deckmantel eines versteckt versteckt sich ein Haufen Symbolik, vor allem sexueller Natur. Deep Red dreht sich insgesamt nämlich um den Kampf zwischen Mann und Frau und den Gefühlen für und gegeneinander. Dies macht nicht nur den Film an sich interessanter, sondern gibt der Suche nach dem Mörder eine weiteren frischen Twist. Visuell weiß Deep Red auch einiges zu vorzuzeigen. Neben spannenden Bildkompositionen überzeugen und überraschen vor allem Argentos spontane Kamerafahrten und -schwenks, die selbst bei bei eingesessen Horrofans noch Spannung erzeugen. Schauspielerisch wird ebenso einiges geboten. David Hemmings sticht durch sein starkes und handlungsreiches Spiel besonders hervor und das obwohl die Italienerin Daria Nicolodi mit ihrer aufgedrehten Art, ähnlich wie in Suspiria, eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein und Humor in den Film bringt.
Insgesamt kommt Argento mit Deep Red zu Höchstformen auf, Symbolik, Geschichte und klassische Giallo-Elemente werden gekonnt miteinander verbunden und durch eine subtile Geschlechterproblematik unterfüttert, sodass sich auch ein mehrmaliges Ansehen mehr als lohnt.
Dario Argento
Mystery, Horror, Thriller
David Hemmnis, Daria Nicolodi, Gabriele Lavia, Macha Méril, Eros Pagni, Giuliana Calandra, Piero Mazzinghi
Producers: Claudio Argento, Salvatore Argento.Writer: Bernardino Zapponi, Dario Argento. Camera: Luigi Kuveiller. Editor: Franco Fraticelli. Music: Nick Alexander, Mario Faraoni.
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