6 Reasons Why – Quicksand

Die Schweden versuchen sich an einem ganz ähnlichen Stoff wie die Macher von 13 Reasons Why (Tote Mädchen lügen nicht). Das Werk von Per-Olav Sorensen schafft überholt das amerikanische Pendant an manchen Stellen, anderswo gelingt aber nicht alles.

Schneller Sand

Die Serie Quicksand aus Schweden mit dem äußerst dämlichen deutschen Untertitel Im Traum kannst du nicht lügen, der garantiert nur da ist um dem Zuschauer eine Ähnlichkeit zu Tote Mädchen lügen nicht zu suggerieren, ist in sechs 45-minütigen Folgen zu Ende erzählt.

Ja, richtig gehört! AUS-ER-ZÄHLT. Punkt. Ende. Schlussstrich. Kein dämlicher Cliffhanger um auch ja das Budget für die Staffeln sieben bis acht einzustreichen und künstlich zusammengebastelte Sub-Plots zu erstellen.

Aber nicht nur der Fakt, dass wir endlich noch einmal eine Serie mit abgeschlossener Story erhalten haben gefällt mir hier. Es ist extrem düstere Atmosphäre, die Gesellschaftskritik und auch die toll dargestellten Figuren, die mich in Quicksand zum Nachdenken gebracht haben.

Jugenddrama mit realistischen Figuren. In Quicksand wird nicht nur mit der Klischee-Keule geschwungen.

Das Mädchen und der Anwalt

Wir lernen gleich zu Beginn die Hauptfigur Maja kennen. Und ebenso erfahren wir gleich zu Beginn, was sie scheinbar getan hat: Vier ihrer Mitschüler sind in ihrem Klassenraum erschossen worden und Maja muss Mittäterin gewesen sein.

Ähnlich wie bei 13 Reasons Why gibt es zwei Zeitstränge: die aktuelle Zeit, in der Maja von ihrem Anwalt Peder Sander vertreten wird. Und immer wiederkehrende Rückblenden, wie es dazu gekommen ist. Dabei gibt es zwei markante stilistische Unterschiede zwischen den beiden Werken:

Zuerst wäre da das Erzähltempo: Während in der Suzidgeschichte um Hannah Baker ein recht ruhiger, fast schon melancholischer Ton herrscht, geht es hier Schlag auf Schlag. Ein Ereignis folgt dem anderen. Das muss nicht jedermann gefallen, passt aber zum Setting und erspart dem Zuschauer nervige High-School-Teenie-Dramen.

David Dencik als Anwalt Peder Sander

I'm just a Teenage Dirtbag Baby!

Etwas gewöhnungsbedürftig dürfte das Setting für die meisten Zuschauer sein. Es geht nämlich hier nicht um das Mädchen von nebenan, sondern um die Schönen, Reichen und ganz schön Reichen in Schweden. Maja lässt sich mit 17 Jahren auf eine Beziehung mit dem charismatischen Sebastian ein. Dessen Vater hat mal eben eine Luxus-Jacht für die beiden gebucht, damit sie sich austoben können.

Nichtsdestotrotz passen die Umstände zu den Entwicklungen der Figuren. Was sollen junge Leute erreichen, die bereits alles haben? Sebastians Konterpart Samir erfüllt seine Rolle als verantwortungsbewusster, fleißiger junger Mann, während Sebastian nur Party, Drogen und Saufen im Kopf hat.

Sebastian verändert Maja. Das freundliche Mädchen, das wie so viele Jugendliche von heute keinerlei Ahnung hat, was es mit seiner Zukunft anfangen soll, entwickelt sich zu einer richtigen Diva und fühlt sich Sebastian extrem verpflichtet.

Sebastian und Maja - hier ist noch alles gut.

Wie es zur grauenvollen Tat kommt, wäre zu viel verraten. Es sei jedoch gesagt, dass es keine wirklich krassen Twists in der Geschichte gibt. Typisch schwedisch wird sehr direkt und ohne große Umschweife auf das Hauptereignis hingearbeitet.

Da ist es schon ärgerlich, dass das Ende doch recht gefällig rüberkommt. Während manche Entwicklungen zwischen den Figuren fast schon wehtun, hat man es hier leider verpasst, einen der schrecklichen Tat angemessenen Abschluss zu verpassen.

Da die Serie aber clever mit Stereotypen der High Society, sowie der dreckigen Seiten ebendieser umgeht, konnte ich viel mit Quicksand anfangen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Archiv

Archive

Filme der Woche – 1917

JUDY

KNIVES OUT