Fisherman’s Friends: Arrrr – Da war mehr drin, Matrose!
Ahoi ihr lausigen Landratten! Ihr wollt wirklich mit uns auf Kaperfahrt fahren? Na dann, lichtet mal den Anker, schärft eure Klüsen und hört einem alten Seebären wie mir mal zu: Ich erzähle euch jetzt mal die Geschichte der singenden Fischer-Gang. Die gibt es nämlich ab sofort in den Lichtspielhäusern eurer Stadt zu sehen…
Fishermans’s Friends heißt das Ganze – nein, das hat nichts mit den scharfen Lutschpastillen aus dem Supermarkt zu tun. Den Filmtitel muss man in diesem Fall wörtlich nehmen. Denn es geht um Fischer. Und es geht um Freundschaft. Achja, nebenbei geht es auch noch um Musik und Liebe. Viele Themen für einen Film, nicht wahr ihr alten Klabautermänner?
Und genau das ist leider das Problem von Fisherman’s Friends – aber der Reihe nach! Worum geht es überhaupt? Das beschauliche Fischerdorf Port Isaac ist nicht gerade der richtige Ort für einen Junggesellenabschied. Doch das stört eine Gruppe aus London nicht im Geringsten – sie wollen die Landluft nutzen, um ordentlich einen zu heben und die ein oder anderen Stunde auf einem Stand up Paddling Board zu verbringen – wie echte Piraten eben! Unter der Gruppe befindet sich auch Danny (Daniel Mays), ein erfolgreicher Musikmanager aus London. Die kauzigen Seemänner des Dorfes treten als Chor Fisherman’s Friends am Hafen auf und schmettern Shantys. Prompt wird Danny beauftragt, die Hobbysänger unter Vertrag zu nehmen. Dummerweise ist ihm nicht klar, dass seine neue Mission bloß ein Scherz ist. Doch Dannys Ehrgeiz ist geweckt – und er will die Gruppe ganz groß herausbringen…
Reales Vorbild
Der Film, von Regisseur Chris Foggin (Kids in Love) inszeniert, basiert übrigens auf die wahre Geschichte des Shanty-Chors Fisherman’s Friends, welche 2010 die britischen Charts stürmten und zu Kultstars wurden. Drehbuchautorin Meg Leonard hatte am Tag zuvor ihren Sohn zur Welt gebracht, als sie im Krankenhaus den Fernseher einschaltete und zufällig den ersten TV-Auftritt der Fisherman’s Friends sah. „Die Gruppendynamik, der Witz und das Traditionsbewusstsein dieser zehn Männer schlugen mich sofort in den Bann“, erzählt Leonard. „Sie repräsentieren einen einfachen, bodenständigen Lebensstil, nach dem sich viele von uns sehnen.“
Und so entstand nun also der Film, der anders als andere Musik-Biopics auf eine große emotionale Erzählkomponente setzt. Die Geschichte, die rund um Danny gestrickt wird, hat nichts mit der Realität zu tun. Seine Liebesgeschichte zwischen Danny und Alwyn (Tuppence Middleton) dient rein der Gefühlsbetonung. Schade! Hier wäre weniger vielleicht sogar mehr geworden und man hätte mit einer realitätsnäheren Umsetzung der Geschehnisse vielleicht echte Emotionen beim Zuschauer wecken können.
“What Shall We Do…”
So erinnert Fisherman’s Friends am Ende dann doch eher an Vorbilder wie The Grand Seduction (2013) oder Doc Hollywood (1991), als an Bohemian Rhapsody (2018) oder Love & Mercy (2014). Musikalisch ist das Ganze übrigens durchaus ordentlich. Wer Matrosen- und Piratenlieder mag, kommt voll auf seine Kosten. „Drunken Sailor“ kann wohl jeder mitträllern. Leider gibt es immer noch zu wenig musikalische Untermalung – der Fokus ist hier leider nicht durchgängig auf die Musik gerichtet. Dabei zeigt sich gerade in einer Szene, in der die Band plötzlich mit allen Gästen eines Pubs eben besagtes „Drunken Sailor“ anstimmt, welches Potenzial die Songs noch gehabt hätten.
Leider folgen wir dann doch zum Großteil einer 0-8-15-Liebesgeschichte, die man so auch mit einer Flasche voll Rum intus schon 20.000 Meilen gegen den guten Nordwest-Wind riecht. Die Frage nach der Zielgruppe mag am Ende die entscheidende Rolle gespielt haben: So, wie der Film jetzt ist, holt man sicherlich viele glattgebügelten Familien ab, die noch nie richtige Landluft geschnuppert haben. Und unsereins, dem dreckigen Piraten, der sich gerne mal einen hinter die Augenklappe kippt, bleibt da leider nur ein müdes „Arrrrr!“
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