Eine Ode an: Die Teenie-Horrorwelle der 90er

Der Herbst naht. Sobald der meteorologische Wetterumschwung mit Regen, grauen Tagen und sinkenden Temperaturen über das Land herfällt, machen sich auch die Kinos bereit für die Horror- und Gruselsaison des Jahres. Während Scary Stories To Tell In The Dark oder Halloween Haunted im Oktober für neue Schreckmomente sorgen, blicken wir zurück in die späten 90er, als sich der Horrorfilm eine unverkennbare Frischzellenkur verpasste.

Alles begann mit einem Telefonklingeln. Seit Drew Barrymore in der legendären Anfangssequenz von Wes Cravens Scream den verhängnisvollen Anruf entgegennahm, war nichts mehr wie zuvor. Im Oktober 1997 metzelte der weiße Maskenmörder Ghost Face nicht nur einen ganzen Freundeskreis aus dem verschlafenen Woodsboro nieder, sondern beerdigte gleichfalls den schmutzigen Horror der ersten Hälfte der 90er Jahre.

Hier kommt Ghost Face

Die Ikonen der 80er Jason, Freddy und Chucky wurden vorerst ins Exil verbannt und mit ihnen der schwerfällige Look, der sich schon auf den etwas angestaubten Layouts der Poster niederschlug. Ghost Face war der Start in eine neue Ära, die im Nachhinein als „Teenie-Horrorwelle“ betitelt wurde und einige Guilty Pleasure-Perlen mit sich brachte, für die wir uns heute vielleicht schämen mögen. Vor 13 Jahren konnten wir von den optisch glattgebügelten – aber inhaltlich durchaus nervenzerfetzenden Drehbüchern – nicht genug bekommen.

Scream verdient als Grundstein das Prädikat moderner Klassiker! So wie Wes Craven mit seinen Referenzen an die guten alten Klischees spielte, bedienen sich die Horrorfilme der 2000er bei dem Klassenschlager von 1997. Doch auch die folgenden Exemplare, die aus der Feder des damaligen Masterminds Kevin Williamson stammten, dürfen ungeniert gelobt werden: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast und The Faculty. Während beim erstgenannten Film ein umtriebiger Fischer nach dem Leben der jugendlichen Freunde trachtete, sorgte Robert Rodriguez im Lehrer-Schüler-Sci-Horror für etwas abgedrehten Horror-Spaß.

Die Mixtur war allerdings unumstößlich festgeschrieben: Man nehme bekannte Seriendarsteller wie Sarah Michelle Gellar, Neve Campbell oder Jennifer Love Hewitt, gibt etwas Testosteron in Form von Joshua Jackson, Freddie Prinze jr. und Ryan Phillippe dazu und lässt die ganze Bande von einem mysteriösen Mörder jagen. Im Bestfall gibt sich dieser aus den eigenen Reihen zu erkennen. Wer sich streng an dieses Schema hielt, konnte an der Kinokasse nichts falsch machen. Wie bei jedem Hype blieb der Einbruch der Erfolgswelle jedoch auch innerhalb des Mörderkreises nicht aus. Als die bekannte Formel mit leichten Genre-Variationen und dem Versuch, den gesellschaftlichen Zeigefinger auszupacken, gemischt wurde, gerieten die nachfolgenden Produktionen ist Stocken und wandelten sich von Guilty Pleasure in die Filme, die am besten nie den Weg in die Filmsammlung gefunden hätten.
Typische Teenie-Horror-Kulisse: Das Klassenzimmer © Highlight Film
Der verhaltensgestörte Persönlichkeits-Horror Dich kriegen wir auch noch! mit Katie Holmes oder der Zombie-Klamauk Die Killerhand mit Seth Green brachten ein ganzes Filmgenre an den Rand des Abgrund. Den endgültigen Todesstoß verlieh ihm endgültig Sex oder stirb, in dem die Gefahren des Geschlechtsverkehrs mit der Moralkeule auf den Zuschauer wie auch auf das gesamte Genre gleichzeitig eindrosch. Wären die Macher bei den ironisch-witzigen Ansätzen geblieben, hätte sich die Frischblut-Kur sicherlich noch einige Jahre gehalten. Erst als der innovative Final Destination sein Schicksalsspiel präsentierte, gab es einen zweiten Versuch das Subgenre zu beleben. Allerdings war die Zeit der schreienden Seriendarsteller Anfang des neuen Jahrtausends bereits wieder beendet. Schade eigentlich, denn blicken wir auf die einstigen Machwerke zurück, hatten sie den heutigen Folterstreifen (Saw sei in diesem Fall ausgenommen) doch eines voraus: Trotz Schrecksekunden und Horror-Flair hat man sich noch Zeit für das Drehbuch genommen anstatt es zum Opfer verkommen zu lassen. In diesem Sinne: Kürbisse aushöhlen, Kerze anzünden und noch einmal den Telefonanruf des Grauens im DVD-Player abspielen. Happy Halloween!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Archiv

Archive

Filme der Woche – 1917

JUDY

KNIVES OUT