Schocktober #15: Eyes Without A Face

Eyes Without A Face, vom talentierten Regisseur Georges Franju, ist durch seine scheußliche und doch poetische Inszenierung ein großer Einfluss auf darauffolgende Filme des Horror Genres. Horror, Gore und das im Verbund mit unsagbarer Schönheit. Kommen wir zu Eyes Without A Face.

In einem abgelegenem Schloss, weit im französischen Hinterland gelegen, lebt Doktor Génessier (Pierre Brasseur). Nach einem Autounfall, den er verursacht hat, wird er langsam von Schuldgefühlen zerfressen. Seine Tochter wird nicht mehr außer Haus gelassen. Ihr Gesicht ist entstellt und Menschen von außerhalb glauben, dass sie beim Unfall ums Leben kam. Um ein Leben in Gefangenschaft und Schande zu beenden, greift Doktor Génessier zu mehr als radikalen Mitteln…

Der Verlust der Menschlichkeit

Ihr Name ist Christiane, gespielt von Edith Scob, und sie ist die Augen ohne Gesicht, einzig eine kalte, unbehagliche und zugleich sehr weich anmutende Maske verleiht ihr menschenähnliche Gesichtszüge. Eine Maske, die ihr vom Unfall gezeichnetes Gesicht verstecken soll. Ihr Vater, Doktor Génessier, ist ein bekannter Pariser Chirurg und seit dem Unfall nahezu besessen von dem Vorhaben ihr Gesicht wieder herzustellen. Eine gequälte Seele, die alles versucht um Geschehens ungeschehen zu machen und dabei mehr verloren hat als ursprünglich gedacht  – seine gute Seele. Um seine Tochter wieder zu heilen, entführt der Doktor junge Frauen und versucht durch eine Operation, das Gesicht der Frauen auf das von Christiane zu transplantieren. Versuch um Versuch und Frau um Frau scheiden dahin und Christiane kommt ihrem Vater und den grässlichen Dingen, die er für sie tut auf die Spur. 

Christiane hat ihr menschliches Antlitz verloren, wohingegen ihr Vater seine Menschlichkeit einbüßt. Er geht über Leichen, entführt junge Frauen, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben, entstellt sie, tötet sie und wirft die Leiche in einen Fluss. Ein kaltblütiger Mörder, der sich in der Öffentlichkeit völlig normal verhält um nicht aufzufallen. Eine Fassaden, nein eine Maske, die er sich aufsetzt um sein wahres Ich zu verhüllen. So tritt ihm mit Christiane ein Charakter gegenüber, der in ihm ein entsetzlich Böses wiederfindet. 

Edith Scob in Eyes Without A Face © Photo courtesy of Rialto Pictures/Janus Films.

Irgendwo dazwischen liegt sie – die Schönheit​

Neben dieser wunderbaren Symbolik der Maske, bietet Eyes Without A Face noch wesentlich mehr. Atmosphärisch werden wir in ein dunkles, aber doch klinisches Reich gezogen, versteckt von den Augen der restlichen Welt. Wenn der Doktor mit, ja, klinischer Ruhe das Gesicht seiner Patienten präpariert, mit einem dicken schwarzen Stift die Schnittstellen anzeichnet um daraufhin das Skalpell anzusetzen um aus Farbe Blut zu machen. Wir sind dabei, schauen zu und nicht weg, denn auch so ein Eingriff hat etwas anmutiges, wenn auch erschreckendes. Doch sich wie Christiane kommen wir erst mit Anblick der Leichen langsam auf die Spur des verrückten Doktors. Eine Montage, die den Verfall von Christianes Gesicht im Zeitverlauf darstellt, wird von medizinischen Fachbegriffen begleitet, während Christiane immer mehr trauriger und gebrochener erscheint. Auch hier die große Schere zwischen Menschlichkeit, Verrücktheit und der Schönheit, die irgendwo dazwischen zu liegen scheint.


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