Schocktober #16: Absentia

70.000 Dollar können manchmal schon reichen, um einen guten Horrorfilm auf die Beine zu stellen. Dazu setzte Regisseur Mike Flanagan auf die Unterstützung seiner Fans und sammelte fleißig Kohle über Kickstarter. Herausgekommen ist Absentia – Herzlich willkommen zu Schocktober #16…

Mike Flanagan hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr einen Namen am Horrorfilm-Himmel gemacht. Ouija: Origin of Evil gehört zu den positiven Beispielen, wenn man von Filmen über Ouija-Bretter redet, die zwischen 2010 und 2016 plötzlich aus allen Ecken geschossen kamen. Der Netflix-Film Still gilt unter Horror- und Thriller-Fans als echter Geheimtipp. Und zuletzt heimste Flanagan mit seiner Netflix-Serie The Haunting Of Hill House fast durchweg positive Kritiken ein. Angefangen hat alles aber eigentlich mit einem Kickstarter-Projekt. Absentia ebnete Flanagan den Weg, den er seit 2011 sehr erfolgreich gegangen ist.

Der Low Budget-Independent-Horrorstreifen erinnert in seiner Machart an Filme wie Found oder den hochgelobten It Follows. Flanagan beweist mal wieder, dass es oftmals nur eine spannende Geschichte benötigt, um Atmosphäre, Grusel und Spannung zu schaffen. Für „echte“ Filmemacher natürlich ein Geschenk. Flanagan konnte genau den Film machen, den er wollte und musste sich dabei nicht von Produzenten oder Studios auf die Finger gucken lassen.

In Absentia geht es um Tricia (Courtney Bell), die den mysteriösen Verlust ihres Ehemanns Daniel überwinden muss und sich nach sieben Jahren endlich dazu durchringt, ihn für tot erklären zu lassen. Doch sie wird auch immer wieder von grauenvollen Visionen heimgesucht, in denen sich ihr totgeglaubter Gatte auf sie stürzt. Tricias jüngere Schwester Callie (Katie Parker) bietet ihre Unterstützung in der schweren Zeit an und zieht vorübergehend zu ihr. Doch nach und nach geraten die Dinge wieder aus den Fugen – und als plötzlich der verwirrte Daniel im „echten“ Leben auftaucht, nimmt der weitere Horror seinen Lauf.

Atmosphärisch dicht: In Absentia wird sich ordentlich gegruselt © dtp entertainment AG

Absentia lebt vor allem durch die atmosphärische Dichte, die immer wieder aufkommt. Courtney Bell spielt ihre Rolle als verzweifelte Ehefrau außerdem hervorragend. Dass sie nicht den Nullachtfünfzehn-Topmodels entspricht, sorgt für den richtigen Grat an Authentizität und macht die Geschichte glaubwürdiger. Man fühlt regelrecht mir ihr mit – wenn sie die Visionen von ihrem Ehemann hat, schreit sie nicht wie am Spieß, sondern schaut erschrocken und panisch. Auch hier überzeugt die Inszenierung mit ihrer Glaubwürdigkeit. Flanagan hat genau das richtige Fingerspitzengefühl für diese Momente.

Auf klassische Jumpscares wird größtenteils verzichtet. Und das ist auch gut so. Manchmal taucht der Ehemann nur in Bruchteilen einer Sekunde wieder auf – und als Zuschauer fragt man sich selber, ob man da gerade was Komisches gesehen hat oder nicht. Mit diesen Motiven spielte Flanagan zuletzt auch in The Haunting Of Hill House. Hier kann man vereinzelte Szenen stoppen, und regelrecht nach versteckten Monstern in den Bildern suchen. Zumeist lässt Flanagan jedoch den Zuschauer mit seinen Gedanken und Vorstellungen allein. Und das ist auch gut so!

Wer die Werke von H.P. Lovecraft kennt, wird einige Lovecraft-Momente nicht bestreiten können. Die vorstädtische Isolation (die Stadt wirkt fast schon ausgestorben), Momente zwischen Traum und Realität sowie spürbarer aber kaum sichtbarer Horror, sind nur einige von ihnen. Das Kribbeln auf der Haut kommt in Absentia manchmal ganz unerwartet – auch wenn auf dem Bildschirm gerade nichts passiert. Die Filmmusik trägt seinen Teil dazu bei und die Kamera wird – wie zum Beispiel auch im schon erwähnten It Follows – unfassbar clever eingesetzt.

Wer auf der Suche nach einem wirklich dichten Grusler ist, wird mit Absentia seinen Spaß haben. Klar, der Cast ist jetzt nicht unbedingt das Gelbe vom Ei – doch die aufgebaute Spannung macht dies relativ schnell vergessen.


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