Dolemite Is My Name – Vulgär und Wiseau-like
Rudy Ray Moore gilt als einer der Wegbereiter des Blaxploitation-Kinos, welches vor allem in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt feierte. Mit Dolemite Is My Name erschien nun auf Netflix ein Biopic über den Tausendsassa. Gespielt wird Moore von Eddie Murphy – in gewisser Weise also einem Nachfolger im Geiste…
Zwar drehte Murphy nicht direkt Blaxploitation-Filme – dennoch stand und steht er immer wieder für die afroamerikanische Gesellschaft ein und avancierte in den 1980er Jahren zum populären Comedy- und Actionschauspieler. Seit einigen Jahren ist Murphy allerdings so gut wie von der Bildfläche verschwunden – umso überraschender, dass er jetzt beim beliebten Streaming-Anbieter wieder auftauchte. Und was soll man sagen? Chapeau, Herr Murphy! Er macht seine Sache als durchgeknallter und ziemlich von sich selbst überzeugter Egozentriker hervorragend.
Rudy Ray Moore war nämlich keinesfalls ein einfacher Charakter. Er probierte sich als Comedian, als Sänger und schließlich dann auch als Schauspieler. Trotz mäßigem Erfolg wollte Moore ganz hoch hinaus und nahm dafür die Dinge selbst in die Hand. Der Film Dolemite Is My Name erzählt nun die Geschichte von den selbst initiierten Dreharbeiten Moores zu seinem ersten Kinofilm „Dolomite“.
Dies macht der Film dann vor allem im zweiten Part – und erinnert in seiner Machart da schon ziemlich an The Disaster Artist. Und auch in Moores Verhalten sind zumindest teilweise Ähnlichkeiten zu einem gewissen Tommy Wiseau zu erkennen. Nicht ganz so realitätsfern. Aber dennoch mit einer großen Vision im Blick. Moore organisiert sich dafür ein ganzes Filmteam und muss bei den Dreharbeiten öfter improvisieren, als ihm lieb ist. Außerdem muss er sich noch um den ziemlich genervten Schauspiel-Kollegen D’Urville Martin (Wesley Snipes) kümmern, der einfach nur wieder schnell nach Hause möchte.
Für Murphy ist der Film endlich die perfekte Chance, sich von seinem „erwachseneren“ Gesicht zu zeigen. Trotz vieler vulgärer Aussagen verliert der Film nie wirklich seine Ernsthaftigkeit und bleibt bodenständig. Das Ganze wirkt – trotz seiner Verrücktheit – nicht überzogen. Gut möglich, dass die Dreharbeiten zu dem wirklich schlechten Film „Dolemite“ damals, wirklich genauso abgelaufen sind.
Auch wenn der Film sich gerade in den ersten 45 Minuten viel Zeit für die Erzählung nimmt, befindet man sich als Zuschauer eigentlich nie in einem erzählerischen Loch. Der Werdegang Moores wird respektvoll erzählt, anders als in Wiseaus Figur, lässt sich bei Moore keine parodistische oder aneckende Seite erkennen. Moore war einfach eine sehr selbstbewusste Frohnatur mit einem Traum. Rückschläge gibt es zwar auch, doch anders als der gute alte Rupert Pupkin in The King Of Comedy, überlegt sich Moore dann andere clevere Möglichkeiten – und geht damit trotz seines eisernen Willens niemandem wirklich auf den Sack.
Und das ist schön! Denn der Film geht einem auch nicht auf den Sack. Klar, er bleibt flach in seiner Erzählung und lässt wenig Zweifel zu. Dennoch ist gerade das vermutlich das Richtige für Eddie Murphy. Wer mal wieder Lust hat, dem einstigen Beverly Hills Cop beim guten Schauspiel zuzuschauen, ist mit Dolemite Is My Name auf dem richtigen Dampfer…
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