Last Christmas – Manchmal brauchst Du ein Fünkchen “Gute Story”
Ein Weihnachtsfilm Mitte November? Nun gut, dann soll es so sein. Weihnachtsstimmung kommt in Last Christmas aber eher wenig auf – weil der Plot bis zum Himmel stinkt und Emilia Clarke eben immer noch eine aus dem Haus Targaryen ist.
Ja, es ist natürlich kein Zufall. Der Film Last Christmas beruht tatsächlich auf den ewig alten Popsong Last Christmas von Wham! Handlungsschauplatz ist London, wo Kate (Emilia Clarke) in einem Weihnachtsgeschäft arbeitet. Ihr Leben ist ein kleines bisschen im Chaos, denn sie hat keinen festen Freund sondern hoppelt von Bett zu Bett und von One-Night-Stand zu One-Night-Stand. Außerdem zofft sie sich regelmäßig mit ihrer Mutter (Emma Thompson). Noch ein Grund, sich ständig neue Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen.
Eines Tages aber lernt die eher schlecht gelaunte Aushilfs-Elfin den hübschen Tom (Henry Golding) kennen. Tom hat es sich (natürlich) zur Aufgabe gemacht, aus Kate einen besseren Menschen zu machen. Und irgendwie ist das ganze fast schon zu perfekt aber wir befinden uns ja immer noch in einer Weihnachts-Romcom…
Emilia Clarke und Filme?
Emilia Clarke wird eigentlich für immer Daenerys Targaryen bleiben. So schwer das für manche zu akzeptieren ist, so klar ist es für die anderen. Den Stempel als Mutter der Drachen wird sie ganz, ganz schwierig loswerden. Zwar können sich immer wieder Schauspieler und Schauspielerinnen aus Serien lösen, so wie beispielsweise Jennifer Aniston aus Friends, und im Filmgeschäft ein neues zuhause finden, allerdings ist solch ein Wandel erfahrungsgemäß nicht leicht.
Besonders dann nicht, wenn Clarke mit ihren vorherigen Filmen nicht sonderlich überzeugen konnte. Solo – finanziell unter den Erwartungen. Terminator Genesys – unterirdisch. Ihr fehlt ein Wow-Moment. Zwar agiert Clarke in Last Christmas durchaus solide und “nervt” nicht: Sie singt ganz nett und der Zuschauer verzeiht ihr am Ende auch die Last Christmas-Songversion, da sie das alles recht authentisch macht.
Allerdings reicht das nicht, um im Alleingang diesen so kitschigen Film qualitativ nach oben zu manövrieren. Wer Emilia Clarke durch die Londoner Gassen Singen hört, denkt dennoch an Daenerys: Wie würde sich Last Christmas auf valyrisch anhören? Feiern Dothraki auch unter einem Weihnachtsbaum?
Es ist verständlich, dass sich Clarke aus dem Serienbusiness lösen möchte und im Filmgeschäft Fuß fassen sollte. Allerdings wäre es für alle Parteien besser, wenn sie in qualitativ besseren Filmen zu sehen ist, seien es Blockbuster oder gute Indie-Streifen. Daniel Radcliffe (Harry Potter) oder Jennifer Lawrence (Katniss Everdeen) konnten sich auf diese Weise auch von früheren Klischees trennen.
Im Romcom-Metier nichts neues
Wer also in einen kitschig überdrehten Film gehen möchte und es kaum aushalten kann, einen Plot zu sehen, der schon in den Trailern angekündigt wurde, wird sicherlich Spaß mit dem Film haben. Auch Pärchen können durchaus Gefalle an dem Film finden. Das ganze Drumherum, das Weihnachts-Setting, die schauspielerische Leistung von Clarke und Golding – alles überhaupt nicht schlimm.
Allerdings ist so ein Film aber schon abertausende Male gedreht worden – da hilft auch das doch etwas überraschende Ende nicht unbedingt weiter. Deshalb stellt sich die Frage: Muss es immer und immer wieder der hundertsiebenundfünfzigste Film dieser Art sein? Das ist ja fast so, als würde man sich den ganzen gtottverdamten Weihnachtstag nur Last Christmas im Radio anhören.
An dieser Stelle sollten auch generell die heutigen Trailer hinterfragt werden, die bis auf ganz wenige Ausnahmen in der Regel einige Teile des Plots oder sogar den gesamten Plot spoilern. Warum, liebe Filmschaffende? Warum?
Von Jaris Lanzendörfer
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