Adventskalender – Türchen 10: Bernd’s Weihnachts-Movie-Marathon
Weihnachten beginnt bei mir bereits mit der Zugfahrt nach Hause, die in der Regel am 23. Dezember stattfindet. Natürlich der ideale Zeitpunkt, um nach Hause zu pendeln, aber meistens geht es leider nicht anders. Von Besinnlichkeit keine Spur, dafür aber von Vorfreude auf das heimische Bett, allerlei Plätzchen und andere Köstlichkeiten und natürlich die Tage mit der Familie. Das hilft, die stressige Vorweihnachtszeit zu vergessen und langsam abzuschalten. Abschaltet wird jedoch nur der Kopf, den die Feiertage sind auch die Zeit, in der man die Gelegenheit hat, allerlei bunte Bilder auf seinem Bildschirm entlang flimmern zu lassen. Press “Play” to start the holiday – hier kommt mein persönliches Weihnachtstagebuch für Popcorn & Nachos!
Apropos Start: Traditionell wird an Heiligabend bei uns früh aufgestanden, um den Baum zu schmücken. Meistens kann ich mich noch vor den Lichterketten und dem damit verbundenen Kabelsalat drücken, aber spätestens beim Schmücken bin ich dann sehr gerne dabei. Im Hintergrund läuft dabei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entweder Drei Haselnüsse für Aschenbrödel oder Michel aus Lönneberga. Beides kann mittlerweile über weite Strecken mitgesprochen werden. Und auch wenn ich es vor meiner Mutter niemals zugeben würde, aber Aschenbrödel gehört definitiv auch dazu und ohne die 70er-Jahre-Fön-Frisuren der Darsteller würde definitiv etwas fehlen. Wenn der Lebensgefährte meiner Mutter sich auch mal die Vormachtstellung über die Fernbedienung sichert, dann läuft das Weihnachts-Special von Familie Heinz Becker. Auch das ist absolut grandios und gehört seit einigen Jahren selbst im tiefsten Bayern fest dazu.
Gegen Nachmittag – das Mittagessen besteht traditionell nur aus einer Kleinigkeit – kehrt dann Ruhe ein und, falls ich meine Geschenke schon gepackt haben sollte, steht der erste Film der Feiertage auf dem Programm. Das ist meistens auch gar kein Weihnachtsfilm per se, sondern irgendetwas wofür ich während des Jahres keine Zeit gefunden habe. Letztes Jahr war es The Ballad of Buster Scruggs von den Coens, 2017 Mudbound und 2016 Toni Erdmann. Wie man sieht: meistens werden da die filmischen Lücken des vergangenen Jahres geschlossen. Diesmal wird es wohl Once Upon a Time in Hollywood werden. Im Kino verpasst, fällt der Heimkino-Release ziemlich passend zum Fest. Das muss man natürlich ausnutzen.
Die filmische Weihnacht beginnt nachts
Realistisch gesehen werden danach noch ganz fix die Geschenke eingepackt, bevor dann irgendwann meine Tante mit ihren beiden Kindern eintrifft und gemeinsam gekocht wird. Seit der Trennung meiner Eltern wird zusammen gefeiert und wenn später auch meine Großeltern dazu stoßen, wird es recht voll im Wohnzimmer. Dem traditionellen Kirchenbesuch kann ich mich seit jeher verwehren, dafür bleibt dann an mir und den anderen Verweigerern nach der Bescherung der Abwasch hängen. Dennoch kein ganz schlechter Deal…
Dazwischen kommt natürlich die Bescherung inklusive Weihnachtsliedern, Kerzenduft, Plätzchen und geselliger Atmosphäre. Nach der Kirche wird Bowle getrunken und bei meinen Großeltern gibt es dann noch eine kleine zweite Bescherung. Irgendwann danach, meistens so gegen Mitternacht oder 1 Uhr morgens klingt das ganze dann aus und ich bin in der richtigen Stimmung für “echte” Weihnachtsfilme. Das weihnachtliche Nachtprogramm ist dabei flexibel, aber dann doch immer mit weihnachtlichem Sujet. Dieses Jahr wären Kevin allein zu Haus und Ist das Leben nicht schön? mal wieder an der Reihe, nachdem die letzten Jahre Stirb Langsam, Toy Story, Sense 8: A Christmas Special und Herr der Ringe liefen. Herr der Ringe und weihnachtliches Sujet, mag man sich da fragen?
Es ist der 2. Weihnachtsfeiertag 2004 und eine befreundete Familie findet sich ab Mittag bei uns ein, um nach dem Mittagessen alle drei Herr der Ringe-Filme zusammen zu gucken. Bis heute eine meiner schönsten Weihnachts-Erinnerungen und ein Rückgriff auf eine Zeit, in der so vieles einfacher schien, damals mit 10 Jahren. Dass der Billig-Beamer und die kleine 4:3-Leinwand der großartigen Atmosphäre und Imposanz der Filme nie gerecht wurden, geschenkt. Im Vordergrund standen das gesellige Miteinander und das gemeinsame Film-Erlebnis. Zudem war für mich – und für alle anderen auch – das erste Mal, dass ich diese wundervolle Filmtrilogie sehen durfte. Die wird immer etwas Besonderes bleiben und eng mit Weihnachten verknüpft sein.
Viel nachzuholen
Seit der Trennung meiner Eltern steht der 2. Weihnachtsfeiertag traditionell im Zeichen des väterlichen Teils der Familie. Es wird gebruncht, spazieren gegangen und später gibts Kaffee und Kuchen. Da es durch das fortschreitende Alter aller leider immer seltener wird, dass man sich sieht, immer ein Highlight und oft neben Ostern die einzige Gelegenheit. Abends geht es dann filmisch weiter, allerdings nochmals eher mit den verpassten Perlen des Filmjahres – Weihnachten ist ja schon fast wieder vorbei und das Ende des Jahres steht vor der Tür. Da muss man noch sooo viel für die Bestenlisten nachholen! Da dieses Jahr ein sehr stressiges war, umso mehr. Was aber definitiv seinen Platz finden wird: Joe Dantes Small Soldiers. Mein Lieblingsfilm als Kind und auch heute noch mit einem ganz besonderen Stellenwert für mich. Auch nicht arg weihnachtlich, aber immerhin geht es um Spielzeug und Geschenke. Dass die wiederum durch militärische CPU-Chips durchdrehen, geschenkt. Eine bissige Gesellschaftskritik und der Film, der mich zu meinem allerersten Schwarm brachte: Kirsten Dunst.
Was ansonsten dieses Jahr zumindest auf der Liste steht: fast die gesamte Phase 3 des Marvel Cinematic Universe nachholen, irgendwo noch Parasite gucken, Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers in einem anständigen Kino erleben, 4 Stunden Zeit für The Irishman finden, Ad Astra, Der Leuchtturm, Toy Story 4: Alles hört auf kein Kommando, Capernaum – Stadt der Hoffnung, Beautiful Boy, Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu, Paddleton und Beach Bum. Wenn ich darüber nachdenke sicher noch mehr, aber Weihnachten eignet sich ja auch gut für utopische Träumereien. Und wenn man am Ende nicht alles schafft, was man sich vorgenommen hat, ist das ja auch nicht so schlimm, es gibt Wichtigeres im Leben. Eines ist auf jeden Fall sicher: An den Feiertagen kommt erst die Familie und dann der filmische Pile of Shame. Man hat danach ja auch noch ganze fünf Tage…
Hast du schon Türchen 09 unseres Kalenders geöffnet? Nein? Dann aber ganz schnell nachholen! Denn Mike hat sich für dich Anna und die Apokalypse angesehen.
Hinter Türchen 09: Anna und die Apokalypse
Und was der gute Flo an Weihnachten so alles guckt, das lest ihr in seinem persönlichen Weihnachtstagebuch.
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