Adventskalender – Türchen 13: Santa Claus
Für Türchen 13 unseres Adventskalenders habe ich mir etwas Exotisches überlegt. Die ersten zwölf Türchen wurden ja gestern mit Mikes Meinung zu Krampus abschließend geöffnet, heute läute ich die zweite Hälfte ein, die mit ganz vielen weihnachtlichen Filmbesprechungen aufwarten kann. Mit Versprochen ist Versprochen, Anna und die Apokalypse, Jack Frost: Der eiskalte Killer, Tokyo Godfathers, einigen Features und sogar einem Gewinnspiel gab es ja zudem schon allerlei Weihnachtliches zu entdecken. Heute: Macht mit mir eine gemeinsame Zeitreise zu den Ursprüngen des Weihnachtsfilms mit Santa Claus von 1898 – dem ersten Weihnachtsfilm aller Zeiten!
Das Schöne daran ist, dass ihr für diese Zeitreise weder einen DeLorean DMC-12 noch eine Telefonzelle braucht. Dank des wunderbaren Internets und dem Archiv des British Film Institute könnt ihr jetzt sogar auf der Stelle in den Genuss dieses Filmklassikers kommen, sofern ihr eine Minute Zeit habt.
Die Lumière-Brüder
Die Brüder Lumière gelten als Väter des Films, so wie wir ihn heute kennen und natürlich auch lieben. 1895 luden sie, drei Jahre nachdem sie ihren Kinematograph patentiert haben, zur ersten öffentlichen Filmvorstellung. Quasi nicht nur Erfinder der Kamera, sondern auch noch des Kinos! Auch wenn William K.L. Dickson zu ähnlicher Zeit mit seinem eigenen, mit Zelluloid-Streifen betriebenen, Kinematographen auf der Weltausstellung 1893 Filme einem zahlenden Publikum zugänglich machte: Eine breite Öffentlichkeit erreichten erst die Lumière-Brüder mit der Verwendung von perforierten 35-mm-Film. Die löchrigen Filmstreifen, die vom Projektor aufgegriffen werden, sind auch heute noch allgegenwärtig und erfreuen sich im analogen Film sehr großer Beliebtheit.
Einer der Kurzfilme, den die Brüder Lumière auf ihrer Vorführung zeigten und sozusagen die Geburt der Scripted Reality. Ein Zug erreicht einen Bahnhof und Leute steigen ein. Ob sie zur Arbeit, zu ihrer Familie oder irgend woanders hin wollen, das weiß niemand. Aber: Dass da eine Maschine steht, die niemand zuvor gesehen hat und deren Funktionsweise wohl niemandem bekannt ist, tangiert keinen. Ebenso die Bildaufteilung: Von Bahnhof über die Einfahrt bis zum Stopp ist Ein- und Ausstieg gut sichtbar, mit schöner diagonaler Bildaufteilung. Ob das wirklich so beim ersten Versuch gelungen ist, darf bezweifelt werden.
Das erste Weihnachtswunder
Man mag sich gar nicht ausmalen wie Santa Claus 1898 durch eben diesen falschen Realitätsanspruch auf Kinder gewirkt haben muss. Da hören sie vom sagenumwobenen Weihnachtsmann, der ihnen Geschenke bringt und sehen ihn jetzt tatsächlich auf Film gebannt. In der möglicherweise ersten Parallelhandlung und Doppelbelichtung der Filmgeschichte: Während Kinder schlafen, füllt er ihre Socken. Dass die Schlafenden Schauspieler sind, für Kinder im Publikum womöglich ein völlig unbekanntes Konzept.
Eine realitätsnahe Dokumentation der Weihnachtsnacht für Kinderaugen also. Der Umstand, dass sogar ein Geschenk aus der Socke hinaus fällt, mag diesen authentischen Eindruck vielleicht sogar verstärkt haben. Und zusätzlich dazu, die träumerische und innovative Umsetzung des Licht-Ausschaltens und des Kamin-Einstiegs mit einem Matte Shot – ein Kurzfilm, bei dem der Geist der Weihnacht damals wohl ein weniger tiefer in den Herzen der Menschen verankert wurde. Ganz ohne Ton oder Dialog mit der simpelsten Handlung, die man sich ausmalen könnte.
Ganz anders dagegen Versprochen ist Versprochen. Farbenfroh und abgedreht präsentiert sich der verrückte 90er-Film. Da passiert garantiert mehr!
Flo hat sich dem Streifen in Türchen 11 gewidmet.
Und wer von härteren Schlag ist, der mag sich vielleicht Mikes Artikel zu Krampus zu Gemüte führen.
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