Tragik und Komik umarmen sich
Militante Palästinenser feuerten kürzlich rund 200 Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet. Israel wiederrum bombardierte zahlreiche Hamas-Ziele in dem schmalen Küstenstreifen. Von einer Waffenruhe wird seit Wochen gesprochen – die Realität sieht jedoch anders aus und kann einen von Terror- und Kriegsnachrichten überhäuften Außenstehenden fast nur noch zum Schmunzeln bringen.
Gerade in dieser Zeit ist ein Film wie „Foxtrot“ in seiner Relevanz kaum noch zu übertreffen. Krieg bedeutet nicht nur Schlachten auf Leben und Tod an der Front – sie bedeuten vor allem auch grausames Warten von Familienangehörigen auf ihre Söhne. Aber auch ermüdendes Nichtstun an Kriegsschauplätzen fernab von Gefechtszonen. Regissuer Samuel Maoz ist mit seinem zweiten Langfilm nach dem hervorragenden Lebanon von 2009, ein radikaler und zugleich gefühlvoller Anti-Kriegsfilm gelungen.
Worum geht es? Ein Klopfen an der Tür verändert das Leben des wohlsituierten Tel Aviver Architekten Michael und seiner Frau Dafna. Die Nachricht vom Tod ihres Sohnes Jonathan, der gerade seinen Militärdienst leistet, wirft Leben, Psyche und Ehe des Paars aus der Bahn. Getrieben von tiefer Trauer und Verständnislosigkeit entwickelt sich in Michael ein Sturm aus rasender Wut, geprägt von Unsicherheiten und Traumata. Doch plötzlich nimmt die Geschichte eine unvorhersehbare Wendung, die das Schicksal der ganzen Familie in eine neue Richtung lenkt.
Der Aufbau des Films ähnelt einer klassischen griechischen Tragödie: Prolog, Epeisodion, Exodos. Gnadenlose Langeinstellungen ziehen den Zuschauer regelrecht in den Bann, geredet wird kaum, der Zuschauer verfällt in einen tranceartigen Zustand, wenn die pochende Musik einen mit jeder Note immer mehr in den Kinosessel drückt. Und dann gibt es da noch die komischen Einschübe, die frei nach Aristoteles natürlich nicht fehlen dürfen.
Wenn Jonathans Mutter im letzten Akt an Ehrlichkeit nicht zu übertroffene Worte an ihren Mann richtet, fühlt man sich regelrecht erschlagen. Soviel Wahrheit hört man sonst nur selten im Kino. Dass die Schlusspointe letztlich irgendwo zwischen Tragik und Komik liegt, ist nur allzu konsequent. Maoz bringt den Film zu einem perfekten Ende. Ein Gang ins Kino lohnt sich definitiv…
Von Florian Teichert
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