Der beste Film der Welt
Die deutsche Liebeskomödie hat in der Außenwahrnehmung einen schweren Stand. Zu viel ‚business as usual, zu viel Belanglosigkeit, zu viel Kitsch – zu viel Till Schweiger! Der Filmtitel „Das schönste Mädchen der Welt“ ließ mich im Vorfeld glauben, dass sich hier nur ein weiterer Langweiler am Kitschhorizont einreiht. Der Trailer erinnerte mich dann allerdings eher an einen Fack You Goethe-Abklatsch. Verwirrt muss ich nun feststellen: meine Erwartungen sind deutlich übertroffen worden. Darf ich vorstellen: der beste Film der Welt…
Okay, zugegeben: der beste Film der Welt ist vielleicht ein bisschen hochgegriffen. Aber genauso ist es doch in der Liebe. Sie besteht aus maßlosen Übertreibungen und völlig an den Haaren herbeigezogenen Aussagen. Doch es ist eben das Gefühl, welches einem in diesen Momenten das irrationale und unüberlegte Aussprechen von Gedanken wahr fühlen lässt. Und so erging es mir auch nach den knapp 100 Minuten. Ich verließ mit einem Lächeln den Kinosaal…
Außenseiter Cyril (Aaron Hilmer, Die Pfefferkörner) wird wegen seiner extrem großen Nase von seinen Mitschülern gemobbt und hat deswegen eigentlich überhaupt keine Lust auf die anstehende Klassenfahrt nach Berlin. Da er als talentierter Textschreiber und geheimnisvoller Goldmasken-Rapper auf regelmäßigen Battles ordentlich für Applaus sorgt, freut er sich zumindest etwas auf die Reise in die deutsche Hip-Hop-Hauptstadt. Als dann auch noch die neue Mitschülerin Roxy (Luna Wedler, Blue My Mind) in den Bus einsteigt, ist es um Cyril geschehen. Die beiden Freunden sich schnell an, doch leider hat Roxy ein Auge auf den hübschen, aber nicht ganz so cleveren Rick (Damian Hardung, Club der roten Bänder) geworfen. Als auch noch Aufreißer Benno (Jonas Ems) ein Auge auf Roxy wirft, startet Cyril eine waghalsige Verkupplungsaktion, um Roxy vor Bennos falschem Spiel zu schützen: Er schreibt für Rick coole Songs und romantische SMS, damit dieser bei Roxy ganz groß punktet. Doch wer wird „das schönste Mädchen der Welt“ am Ende erobern?
Einer der Hauptaspekte des Films ist die Musik. Roxy sitzt in ihrem Jugendherbergsbett und lauscht den selbstgeschriebenen Raps von Cyril. Und diese sind zum größten Teil wirklich fantastisch und keinesfalls nervig oder schnulzig. Auch das Thema Battlerap wird ohne großes Tam-Tam solide beleuchtet und weiß mit frecher Lyrik zu überzeugen. Schauspielerisch muss man allen voran vor Hauptdarsteller Aaron Hilmer den Hut ziehen, der die typischen Teenie-Liebes-Gefühle hervorragend verkörpert, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. In einer Szene weiß Cyril einfach nicht mehr weiter und lässt in seinem Bett seinen Tränen freien Lauf: diese Szene packt jeden noch so Hartgesottenen, da sich jeder in diesen ehrlichen Momenten wieder erkennt. Als dann auch noch Cyrils Mutter (auch hervorragend: Anke Engelke) in sein Zimmer kommt und mit einem einzigen Satz jeglichen Herzschmerz den man je hatte vergessen macht, geht wohl bei jedem das Herz auf.
Natürlich kommt aber auch dieser Film nicht ganz ohne Probleme aus. Um ein jüngeres Publikum ins Kino zu locken, werden typische Klischee-Rollenkarten natürlich trotzdem ausgespielt. Anders als bei dem schon angesprochenen Fack you Goethe, haben richtige alberne Momente jedoch nur Seltenheitswert und lassen sich gut aushalten. Am Ende ist ein Vergleich mit einem Film wie Tschick (2016) deutlich angebrachter. Schon hier war die Message des Films deutlich relevanter, als die komödiantischen Momente. Dies ist auch in Das schönste Mädchen der Welt so. Und so ist dieser Film nicht nur für die junge Zielgruppe perfekt, sondern bietet auch für Erwachsene neue Denkanstöße, inwiefern das Mysterium Liebe eigentlich beschreibt werden kann.
Von Florian Teichert
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