Kosmische Geheimnisse

Würden sich Kultserie Lost und Meisterwerk Interstellar paaren – käme wohl Missions raus. Alles ein bisschen dezenter, alles ein bisschen schlichter. In seiner Erzählweise und Spannung dennoch unbedingt einen Blick wert.

Wenn wir über den Weltraum im Film sprechen, kommen uns vermutlich erst mal die wilden Weltraumschlachten aus Star Wars in den Sinn. Doch mittlerweile verstehen es die Filmemacher immer mehr, das All auch weniger actionreich zu inszenieren. In Cuaróns Gravity passiert lange Nichts und das Hauptaugenmerk liegt auf der Optik, die das Weltraumszenario so bieten kann. Zuletzt ging Aufbruch zum Mond mit Ryan Gosling in seinen Mond-Szenen einen ähnlichen ruhigen Weg.

Etwas perplexer wurde es beim Meisterwerk Interstellar, der nicht nur in der Optik überzeugte, sondern auch philosophische Fragen aufwarf und somit einen ganz eigenen Flair entwickelte. Auch One-Man-Shows, wie die von Matt Damon (Der Marisaner) oder Sam Rockwell (Moon) schafften es, ohne großes Kawumm auszukommen. Missions geht einen ähnlichen Weg wie die zuletzt genannten – aber eben als Serie. Und das weiß durchaus zu gefallen…

10 Episoden, die jeweils 25 Minuten dauern. Kurz und knackig und allein deshalb schon ein großer Gewinn in der heutigen Zeit, in der einzelne Episoden gerne mal die 60 Minuten Laufzeit überschreiten. So lässt sich Missions also locker weggucken – und schafft es auch am Ende jeder Folge, einen klassischen Cliffhanger einzubauen.

Myseriös: Missons wirft viele Fragen auf © OCS

Aber erstmal zum Inhalt: Für die erste bemannte Weltraummission zum Mars stellt die Europäische Weltraumorganisation (ESA) eine Crew der besten Astronauten und Wissenschaftler zusammen. Kurz vorm Ziel erfährt die Besatzung jedoch, dass sie keineswegs die Ersten sind. Ein US-amerikanisches Raumschiff kam ihnen zuvor – ist jedoch seit der Landung verschollen. Die Europäer beschließen also die Rettung der „Kollegen“. Doch auf der Oberfläche kommt dann alles ganz anders und sie treffen keine Amerikaner, sondern den russischen Raumfahrpionier Vladimir Komarov – der 1967 vermeintlich als erster Mann im All gestorben ist…

Wer LOST gesehen und geliebt hat, wird sich auch bei Missions wohlfühlen (nicht nur weil die Serie von JJ Abrams hier zitiert wird). Mysteriöse Vorfälle, wohin man auch blickt. Nicht nur der erstaunlich jung gebliebene Russe, der fast schon psychedelisch wirkt und eine Menge an Fragen aufwirft – auch mysteriöse Steine auf der Marsoberfläche und eine künstliche Intelligenz im Raumschiff, die plötzlich anfängt selber Entscheidungen zu treffen, sorgen für Fragezeichen. Und damit nicht genug: Irgendwann stellt sich auch die Frage, wer von den Anwesenden überhaupt wirklich so vertrauenswürdig ist. Erzählerisch liefert Missions ein ordentliches Tempo und wirft immer wieder spannende Fragen auf. Man sollte (ähnlich wie bei LOST) jedoch nicht zu früh zu viele Antworten erwarten. Eine zweite Staffel ist nach dem Ende der 10 Folgen eigentlich Pflicht.

Ab von der spannenden Erzählweise, merkt man der Serie allerdings durchaus die kostengünstige Produktion an. Auf große Effekte wird verzichtet, die Szenarien beschränken sich auf wenige Orte und Räumlichkeiten. Dies fällt allerdings nicht negativ auf – im Gegenteil: das Raumschiff wirkt nicht so pompös und auch die Ausflüge auf die Planetenoberfläche sind durch und durch glaubhaft inszeniert. Der Mars bietet eben kaum Abwechslung. Das kommt Missions zu Gute.

Arben Bajraktaraj spielt den mysteriösen Russen Komarov © OCS

Schauspielerisch muss man ein paar Abstriche machen – die französischen Schauspieler sind zum größten Teil nur aus dem französischen Fernseher bekannt. Arben Bajraktaraj (Harry Potter-Reihe, 96 Hours…, spielt in Missions den Russen Komarov) ist der einzige mit Hollywooderfahrung und auch der Auffälligste im Ensemble. Aber auch die anderen Schauspieler müssen sich nicht verstecken und machen ihre Sache mehr als ordentlich.

Ein ganz großes Plus geht zudem noch an die Musik, komponiert von Etienne Forget. Der Score passt sich perfekt dem Mystery-Thema an und erinnert mit seinen Synthesizer-Klängen in manchen Rhythmen an Stranger Things. Wenn man bedenkt, dass Forget bisher nur in kleinem Maße komponierte, wünscht man sich für ihn definitiv die ganz große Bühne.

Alles in allem ist zu sagen, dass Missions eine kleine feine Serie ist, die in ihrem gegebenen Budget-Rahmen alles rausholt und erzähltechnisch der kleine Bruder von Lost sein könnte. Schauspielerischer Durchschnitt trübt in keinster Weise das Gesamtbild, die Musik brennt sich zudem ins Hirn. Da sie mit 25 Minuten pro Folge einfach wegzuschauen ist, lohnt sich ein Blick definitiv.

Von Florian Teichert

Missions

Produktionsland: Frankreich
Folgenanzahl: 10 (jeweils ca. 23 Minuten)
Verfügbar über: DVD und Blu-Ray


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