Hier geht der Cyberpunk ab!

Alita: Battle Angel ist sehr unterhaltsames Popcornkino und für mich persönlich auch eine gewisse Renaissance. Ein ordentlicher Mix aus deftiger Action, einigermaßen interessanten Charakteren und auch ein bisschen Trash haben mir sehr unterhaltsame Stunden gebracht, aber fangen wir zunächst mal mit der Vorgeschichte an:

Die Wiederauferstehung des Robert Rodriguez

Die Idee für die Verfilmung des gleichnamigen Mangas von Yukito Kishiro lag wohl schon seit einer gefühlten Ewigkeit in der Schublade von niemand geringerem als James Cameron. Da der sich aber ja mal wieder dazu berufen fühlt, dass Kino mit blauen Aliens in Avatar 2 bis 5 zu revolutionieren, hat er sich brav in den Stuhl des Co-Produzenten gesetzt und sein Baby an einen gewissen Robert Rodriguez weitergegeben, was, wenn man sich mit der Filmographie von RR auseinandersetzt, doch ein recht mutiger Schritt gewesen sein muss.

Für mich persönlich war Rodriguez für eine sehr lange Zeit einer der coolsten Regisseure neben seinem besten Freund Quentin Tarantino. RR machte Filme, wie sie ihm passten und hatte extrem spannende Ideen und Ansätze, seine Filme für verhältnismäßig wenig Geld zu produzieren.
Da gibt es natürlich den noch nie wirklich glanzvoll ausschauenden, dafür aber mit viel Liebe gemachten El Mariachi, den sich heutzutage wohl wirklich nur noch hartgesottene Fans anschauen können, das Splatterfeuerwerk From Dusk till Dawn (nein, der ist nicht von Tarantino und wer das noch einmal behauptet bekommt von mir links und rechts eins auf die Mütze!) und natürlich sein wohl bekanntestes Werk Sin City.

Auch seine Comicverfilmung aus dem Jahr 2005 hatte einen spannenden Ansatz, um günstig produziert zu werden, damit ihm das Studio nicht allzu sehr in seine künstlerischen Freiheiten reinquatscht. Rodriguez entschied sich damals dazu, den Film komplett im Greenscreen zu drehen, da er so zum einen den Look des Comics besser einfangen konnte und zum anderen diverse Stars vor die Kamera bekommen konnte, da keine festen Drehtermine an Locations nötig waren, sondern Bruce Willis und Co. quasi erscheinen konnten “wenn sie mal Zeit hatten”.

Wenn man sich das vor Augen führt, mutet es doch etwas seltsam an, einen solchen Regisseur zu verpflichten, der zudem in den letzten 9 Jahren keinen wirklich zufriedenstellenden Film auf den Markt gebracht hat.

Robert Rodriguez, Keen Johnson und Rosa Salazar um Set von Alita: Battle Angel © Twentieth Century Fox

Schau mir in die Augen, Kleiner!

Als ich den ersten Trailer zu Alita gesehen habe, konnte ich mir ein kleines Schmunzeln aufgrund des Artstyles nicht ganz verkneifen. Die großen Augen der titelgebenden Protagonistin wirkten doch etwas sehr aufgesetzt. Beim Schauen des Films wird dies allerdings relativ schnell egal, was an folgender Tatsache liegt:

Der Regisseur schafft es sehr gut, das Leben in der Cyberpunk-Dystopie Iron-City einzufangen. Ohne Blade Runner-mäßiges Philosophieren, wie das Leben mit extrem menschenähnlichen Cyborgs denn wohl funktionieren würde, ist es hier einfach ein Fakt, dass sie gemeinsam mit normalen Menschen leben und genauso ihrem Alltag nachgehen. Ebenso wird nur kurz das Thema angerissen, ob denn ein Mensch auch einen Cyborg lieben kann, was später einfach als völlig normal gilt. Diese Lockerheit im Setting sorgt dafür, dass Alita ein flottes Feeling hat und sich selbst auch nicht allzu ernst nimmt.

Nachdem sich das 20th Century Fox Logo in das 26th Century Fox-Logo geändert hat, schauen wir zunächst Christoph Waltz dabei zu, wie er die Überreste von Alita aus einem gigantischen Müllhaufen findet und mit zu sich nach Hause nimmt. Der Müll stammt aus einer “Stadt”, die über Iron City schwebt und Salem genannt wird… Stephen King-Fans können sich schon ungefähr ausrechnen, worauf das in den Fortsetzungen – und momentan sieht es gut für eine solche aus – hinauslaufen wird.

Waltz spielt in Alita wieder den “guten” Christoph Waltz, also Dr. King Schultz aus Django Unchained, nicht Hans Landa aus Inglourious Basterds. Das ist keine besonders große Leistung – überhaupt sucht man schauspielerische Highlights hier vergeblich – passt aber ziemlich gut ins Setting.

Dr. Dyson Ido (Waltz) nimmt Alita (Rosa Salazar in CGI-Form) bei sich auf, die Beweggründe dahinter bleiben zunächst geheim. © Twentieth Century Fox

Perfekter Mix aus Action und Dialogen

Alita hat bei mir aus dreierlei Gründen besonders gepunktet:
Erstens ist da das extrem gute Pacing des Films. In den knapp 2 Stunden Laufzeit habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Der Film schafft es sehr gut die Übergänge zwischen lustigen, spannenden und auch dramatischen Momenten zu schaffen und behält dabei trotzdem immer noch eine gewisse Spannung bei.

Zweitens macht das Art-Design einen wahnsinnigen Spaß. Okay, Cyberpunk ist jetzt nichts absolut Neues, aber ich habe schon lange keine so ausgeschmückte Welt gesehen, die wirklich lebendig wirkt. Der Film verpackt kleine Story-Häppchen und die Entwicklung der Protagonistin gut ein und erklärt die Welt in der sich Menschen und Cyborgs leben. Wenn dann der von Jackie Earle Haley (Rorschach aus Watchmen) verkörperte Muskelprotz-Cyborg Grewishka das erste mal auftaucht, weiß man, was gebacken ist. Dank des großzügigen Budgets von 150-200 Millionen Dollar, sieht das Ganze auch hochglanzpoliert und extrem organisch aus. Hier hat ein James Cameron sich wohl nicht lumpen lassen.

Der dritte Punkt der mir großen Spaß an Alita bereitet hat, ist die Abwechslung. Am Anfang wirkt es noch wie eine 0815-Hero’s Journey, doch im Laufe der Story kommen Untergrundkämpfe, Motorball-Schlachten und auch kleine Ausflüge außerhalb der Hauptstadt zum Tragen. Das macht alles sehr wendungsreich und es gibt quasi zu jeder Minute etwas zu sehen.

Alita bei Motorball. © Twentiethe Century Fox

Teil 1 von… mal sehen!?

Alita ist also eine durchaus runde Sache, leider kann ich nicht allzu viel zur Story erzählen, da es relativ früh schon einige Wendungen gibt. Die Hunter Warrior – quasi Kopfgeldjäger – spielen jedoch eine tragende Rolle und haben mir besonders viel Spaß bereitet.

Der Film endet jedoch relativ abrupt. Tatsächlich war es das erste Mal seit Langem, dass ich im Kinosessel saß und mir wünschte, der Film würde noch weitergehen, so schnell gingen die 2 Stunden rum. Da ich die Mangavorlage nie gelesen habe und eigentlich auch gern drauf verzichten möchte, muss ich wohl erst einmal abwarten, ob und wenn ja, wann es eine Fortsetzung geben wird.
Zumindest muss ich aber auch mal positiv zum Ausdruck bringen, dass Alita: Battle Angel “seine” Story weitestgehend beendet, auch wenn ein wirklich imposanter Cameo-Auftritt zum Ende Vorfreude auf eine potenzielle Fortsetzung schürt.v


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