Irgendwas mit Robotern
David, Love & Netflix
Nachdem David Fincher mit seinem vermutlich letzten Kinofilm Gone Girl den Lichtspielhäuser zum Abschied so ein bisschen den Stinkefinger gezeigt hat – Zitat: die großen Studios machen Filme nur noch nach einer Formel – hat er sich nun Tim Miller geschnappt, und mit ihm eine komplett neue Herangehensweise für eine Serie ausgedacht.
Interessanterweise bedient David Fincher mit Love, Death & Robots gerade die Generation Smartphone. Es gibt 18 Folgen die in keinster Weise zusammenhängen, mit extrem kurzer Laufzeit. Die kürzeste Folge dauert gerade einmal 6 Minuten, die längste nicht viel länger als eine Viertelstunde.
Ein etwas irritierender Schritt von jemandem, der jahrelang die Lichtspielhäuser mit seinen Werken so sehr geprägt hat. Eher hätte man von ihm wohl erwartet, dass er sich seinen Kollegen Tarantino und Nolan anschließt und versucht, das Filmband wieder zurück ins Kino zu bringen.
Er steht nun aber quasi auf der anderen Seite, was für den Zuschauer aber nicht zwingend schlimm ist, denn – so viel sei gesagt – Love, Death & Robots ist absolut sehenswert!
Wow many ideas, such pictures, so shocking
Es ist nicht allzu einfach diese Serie als Gesamtkonstrukt zu beurteilen, da wie gesagt jede Folge für sich steht und immer abgeschlossen wird. Es sei nur so viel gesagt: Grundsätzlich endet jede Folge mit einem extrem guten Twist. Und teilweise wird man da als Zuschauer ganz schön schockiert.
Dem Zuschauer wird wohl nicht jede Folge gefallen – mir eingeschlossen – aufgrund der kurzen Laufzeit verschwendet man aber nicht besonders viel Lebenszeit. Was aber wohl jeder positiv beurteilen kann sind die unglaublich tollen Animationen.
Dabei wurde nicht nur ein Stil entwickelt und jede Folge darin verpackt. Von fast schon gruselig realistischen Animationen bis hin zu liebevoll gezeichneten Comic-Folgen ist fast alles dabei. Besonders für mich hervorzuheben ist die Folge “Nacht der Fische” die im Prinzip mehr ein Benchmark, denn eine spannende Geschichte ist.
Man bekommt das Gefühl, dass Fincher und Miller sich hier kreativ ausgetobt haben, wie das in Hollywood derzeit leider nicht möglich ist. Dennoch wäre es schön einige Folgen mal auf einem Kurzfilm-Festival auf der großen Leinwand sehen zu können.
Tragik, Komik, Gewalt und Sex
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Love, Death & Robots wirklich nur für Erwachsene geeignet ist. Von teilweise recht expliziten Sexszenen bis hin zu wahnsinnig brutaler Gewalt wird die Serie dem Genre “Erwachsenen-Unterhaltung” mehr als gerecht.
Diese Elemente wirken dabei aber nicht deplatziert, sondern fügen sich sehr gut in die flotte Erzählweise ein. Auch der Humor stimmt. Gerade die Episode “3 Roboter” hat clevere Dialoge zwischen den titelgebenden Protagonisten, die sich auf Urlaubsreise auf der zerstörten Erde befinden.
Die Episode “Gute Jagdgründe” schlägt wiederum ruhige Töne an und ist eine schöne Spiegelung zum Thema Rassismus und Gewalt in der Gesellschaft. Aber auch extrem wichtige Fragen werden beantwortet, zum Beispiel was passiert, wenn ein Joghurt die Herrschaft über die Erde an sich reißt, oder was geschehen wäre, wenn Hitler von einem gigantischen Wackelpudding getötet worden wäre.
Love, Death & Robots ist kurzweilig, unterhaltsam und schafft es trotzdem ein bisschen zum Nachdenken anzuregen. Von mir gibt es daher zwei Daumen nach oben!
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