Willkommen in Marwen: Holt Eure Actionfiguren aus dem Schrank
Als ich den ersten Trailer von Willkommen in Marwen sah, war die Skepsis auf den neuen Film von Robert Zemeckis (Zurück in die Zukunft, Forrest Gump) groß. Eine Mischung aus Realfilm und merkwürdig aussehender Actionfiguren-Animationen – das machte mich ganz und gar nicht an. Nach dem Film muss ich allerdings sagen: Alles halb so wild!
Die Geschichte basiert auf wahre Begebenheiten: Mark Hogancamp (Steve Carell) wird nach einem Barbesuch Opfer einer heftigen Gewalttat. Dies hinterlässt bei ihm nicht nur einen Gedächtnisverlust, sondern auch posttraumatische Belastungsstörungen, die aus ihm einen zurückgezogenen, ängstlichen Mann machen. Als Bewältigungsstrategie erschafft Hogencamp seine ganz eigene Miniaturwelt im belgischen Städtchen Marwen, die zeitlich im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Seine eigene Actionfigur-Version plus seine „Frauen von Marwen“ nehmen in diesem Szenario immer wieder den Kampf gegen die bösen Nazis auf. Dies hält Hogancamp mit seiner Kamera fest und versucht so, das Geschehene zu verarbeiten.
Die computergenerierten Actionfiguren sehen auf den ersten Blick merkwürdig aus, mit Laufe der Zeit gewöhnt man sich jedoch an den Anblick. Als Co-Stars fungieren unter anderem Leslie Mann und Eiza Gonzales, außerdem spielt Diane Kruger noch mit. Generell steht das Thema Frauenpower in Willkommen in Marwen ziemlich weit oben – greift dafür jedoch öfter mal auf stereotypische Bilder zurück, die gerade in der heutigen Zeit für den ein oder anderen einen faden Beigeschmack haben könnte. Kurze Röcke, klare Rollenverteilung Mann und Frau, ein Schuhfetisch – mich persönlich stören solche Bilder nicht und sie haben auch nicht das Seherlebnis negativ beeinträchtigt.
Ein paar Freak-Szenen
Einen etwas schlechteren Eindruck bekommt man dagegen von dem Umgang mit der posttraumatischen Störung. Hogancamp wird zwar ganz klar als Opfer dargestellt, dennoch denkt man in manchen Situationen dann vielleicht doch das ein oder andere Mal: „Mensch, was für ein Freak!“ So zum Beispiel in einer Heirartsantrag-Szene, in der man vor Fremdscham am liebsten gar nicht mehr auf den Bildschirm schauen möchte. Hier hätte Zemeckis durchaus ein oder zwei Nuancen sensibler an das Thema herangehen können.
Visuell ist der Film jedoch wirklich mal erfrischend anders und bricht mit den ganzen Effektgewittertn, die wir wöchentlich im Kino präsentiert bekommen. Dabei geht er auch einige Wege, die man so noch nicht gesehen hat. Fällt zum Beispiel eine Figur aus großer Höhe auf einen spitzen Gegenstand, bricht sie ganz unspektakulär in der Mitte durch, statt brutal aufgespießt zu werden. Dies sorgt für ein angenehmes Guck-Gefühl und passt gut zur so fantasievoll erzählten Story.
Fazit
Letztlich bleibt zu sagen, dass Willkommen in Marwen das Beste aus seinem Potenzial raus holt. Steve Carrell trägt den Film durchgehend, seine Armada der Powerfrauen weiß allerdings ebenfalls mit Witz und Charme zu überzeugen. Es gibt zwar ein, zwei Figuren, denen eine breitere Auserzählung gut getan hätte, dennoch geht man am Ende ganz zufrieden aus dem Kinosaal und hat vielleicht Lust, sogar selbst mal wieder mit Actionfiguren zu spielen…
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