Mit Dude Moody zur Delfin-Orgie
Regisseur Harmony Korine hat es mit seinen Filmen Kids (Drehbuch) und Spring Breakers (Regie und Drehbuch) trotz aller Jugend- und Partysündenthematik geschafft, ihnen einen ernsten Unterton und eine zum Nachdenken anregende Botschaft mit zu geben. Nun folgt The Beach Bum – und wieder Mal geht es um einen lasterhaften Lebensstil.
Matthew McConaughey spielt den gefeierten Poeten und Schriftsteller Moondog. Er verbringt seine Zeit am liebsten in seinem kleinen Haus auf den Florida Keys und lässt es sich gut gehen. Er trinkt, er kifft, er vögelt – das ganze Programm eben. Manchmal macht er sich mit seinem Boot auf den Weg zu seiner reichen Frau Minnie (Isla Fisher), die in einem palastartigen Anwesen in Miami residiert. Die beiden führen eine offene Beziehung, deswegen stört sich Moondog auch nicht daran, dass Minnie sich bei Bedarf Hausfreund Lingerie (Snoop Dogg) ins Bett holt. Die Beziehung der beiden ist trotz dieses exzentrischen Lebensstils ganz wunderbar. Minnie hält ihren geliebten Mann für ein Genie, das eben seine Freiheiten braucht. Moondog befindet sich jedoch in einer kleinen Schaffenskrise, ein neues Buch ist derzeit nicht in Sicht. Doch als Minnie bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, hinterlässt sie in ihrem Testament die Bedingung, dass Moondog sich das Erbe mit ihrer gemeinsamen Tochter Heather (Stefania LaVie Owen) nur unter einer Voraussetzung teilen darf: Er muss einen neuen Roman veröffentlichen…
Der Trip beginnt
Und hier beginnt die skurrile und irrsinnige Reise des tiefenentspannten Lebemannes. Eine richtige stringente Handlung gibt es – wie bei Korine üblich – nicht. Stattdessen werden einzelne Stationen episodenhaft erzählt und mit verrückten, ja teilweise surrealen Elementen gefüttert. Als Zuschauer fühlt man sich irgendwann selber wie auf einem LSD-Trip und lässt sich von den bunten Bildern und philosophischen Phrasen der Akteure berieseln.
In Moondog sehe ich eine Mischung aus dem Dude aus The Big Lebowski und Hank Moody aus Californication. Vom Dude hat er die „Don’t give a fuck“-Attitüde und den Bademantel, von Moody das poetische Verständnis und doch noch irgendwie einen versteckten Tiefgang, der manchmal aufblitzt. McConaughey kennt diese Rolle mittlerweile und spielt auch hier wieder herrlich übertrieben und schafft es, einer ambivalenten Persönlichkeit ein glaubhaftes Gesicht zu geben.
Lawrences grandioser Auftritt
Ein großes Kompliment muss auch die Nebendarsteller ausgesprochen werden. Isla Fisher ist wirklich toll und Zac Efron und Jonah Hill spielen komplett überzeichnete Figuren, sorgen aber für den ein oder anderen Lacher. DEN Moment des Films hat aber Martin Lawrence – ohne zu viel zu verraten: Es geht um Delfin-Orgien! Einfach nur abgefahren! Über Snoop Doggs Rolle dagegen sollte man eher den Mantel des Schweigens legen – er fällt im Gegensatz zum Rest des Casts schon gewaltig ab.
Technisch gibt es dem Film ebenfalls wenig anzukreiden. Kameramann Benoit Debie war schon bei Korines Spring Breakers an Board, dreht auch hier auf 35 Millimeter und überzeugt wieder einmal mit seinem typischen neon-gesättigtem Farbspiel, welches in eine Szene gipfelt, als McConaughey mit den Farben um sich herum zu verschmelzen beginnt. Tolle Optik! Auch der Soundtrack ist überzeugend und springt oft passend genau zwischen Hip-Hop und Country umher – Abwechslung für die Ohren ist garantiert.
Fazit
Trotz dieser vielen positiven Punkte hat man bei der Betrachtung des Gesamtwerks von Korine, bei The Beach Bum das Gefühl, dass etwas fehlt. Während Spring Breakers bitterböse und süß zugleich daherkommt, verfällt The Beach Bum oftmals in die Klamauk-Ecke und feiert sich selber als hochphilosophisches Werk zwischen Joints und Bierflaschen. Doch eine echte Message bleibt am Ende aus – so ist The Beach Bum am Ende ein Film, bei dem man durch die schrägen Charaktere sicher eine Menge Spaß haben wird. Wer jedoch eine Botschaft fürs Leben erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein.
Folgt uns:
Neueste Beiträge
- Das Magazin #04 – The Killer, Prinzessin Mononoke, Fight Club und Filme aus unserer Jugend
- Serienkonfekt #17 – Bodies, The Continental, Gen V, Billions
- Das Magazin #03 – Killers Of The Flower Moon, Film-Laufzeiten, Halloween Park
- Serienkonfekt Special – The Fall Of The House Of Usher – Mike Flanagan und seine Serien
- Das Magazin #02 – Der Exorzist – Bekenntnis, Horrorserien, The Shining
Archiv
Archive
Kategorien
Archiv
- November 2023
- Oktober 2023
- September 2023
- August 2023
- Juli 2023
- Juni 2023
- Mai 2023
- April 2023
- März 2023
- Februar 2023
- Januar 2023
- Dezember 2022
- November 2022
- Oktober 2022
- Juli 2022
- Juni 2022
- Mai 2022
- April 2022
- März 2022
- Februar 2022
- Januar 2022
- Dezember 2021
- November 2021
- Oktober 2021
- September 2021
- August 2021
- Juni 2021
- Mai 2021
- April 2021
- März 2021
- Februar 2021
- Januar 2021
- Dezember 2020
- November 2020
- Oktober 2020
- September 2020
- August 2020
- Juli 2020
- Juni 2020
- Mai 2020
- April 2020
- März 2020
- Februar 2020
- Januar 2020
- Dezember 2019
- November 2019
- Oktober 2019
- September 2019
- August 2019
- Juli 2019
- Juni 2019
- Mai 2019
- April 2019
- März 2019
- Februar 2019
- Januar 2019
- Dezember 2018
- November 2018
- September 2018
- August 2018
- Juli 2018
- Mai 2018
- April 2018