Alte Männer auf der Jagd
Filme über das Gangsterpaar Bonnie und Clyde gibt es schon viele. Arthur Penns Kultfilm Bonnie and Clyde machte 1967 den Anfang und stellte das Paar als Popstars ihrer Zeit ins Rampenlicht. Filme, die die Schrecklichkeit der Tat des Mörderpärchens beleuchten, lassen sich an einer Hand abzählen. Netflix versucht nun, die Geschichte aus dem Blickwinkel der Cops zu erzählen. Mit mäßigem Erfolg.
John Lee Hancock hat in den vergangenen Jahren eigentlich immer recht zufriedenstellende Filme auf den Markt gebracht. Blind Side war 2010 als bester Film bei den Oscars nominiert und auch mit The Founder gelang Hancock 2016 ein durchweg sympathischer Film, der die Entstehungsgeschichte des Fast Food-Riesen McDonald’s auf die Leinwand brachte.
Nun widmete sich Hancock also dem berüchtigten Gangster-Paar aus den 1930ern und erzählt die Geschichte der beiden Texas-Ranger Frank Hamer (Kevin Costner) und Maney Gault (Woody Harrelson), die von der Gouverneurin Ma Ferguson (Kathy Bates) reaktiviert werden und dem mörderischen Pärchen das Handwerk legen sollen. Wie auch in seinen vorangegangenen Filmen, orientiert sich Hancock hier an realen Personen, greift dabei für dramaturgische Zwecke aber natürlich zu einigen Eigeninterpretationen der Erzählung. Dies ist auch nicht weiter schlimm und hat man so schon zigfach gesehen.
Die Reise der beiden führt durch verschiedene Staaten – immer auf der Suche nach den Verbrechern. Erschreckend ist tatsächlich zu beobachten, welchen Kultstatus Bonny und Clyde zu dieser Zeit genossen. Dies machte die Arbeit der Polizei natürlich nicht gerade einfach. Hamer und Gault sind zudem noch anderen Anfeindungen ausgesetzt. Neben ihnen ermittelt schließlich auch das FBI in dem Fall, die zwei „Alten Hasen“ werden da kaum ernst genommen.
Costner und Harrelson spielen die zwei Opi-Cops richtig gut und man sieht ihnen die Jahre in den Knochen in jeder Szene an. Die Verfolgungsjagd mit einem kleinen Jungen muss Costner so zum Beispiel einmal aufgeben, die Gelenke machen nicht mehr mit. Mit dem Alter kommt aber auch die Erfahrung – und so endet die Verfolgungsjagd mit exakt dem gleichen Jungen beim zweiten Mal dann doch anders. Gewitzt!
In Sachen Inszenierung will Hancock allerdings an manchen Stellen zu viel. Mit knapp 130 Minuten Laufzeit ist die Dauer teilweise schon ermüdend, gerade im Mittelteil zieht sich die Geschichte wie Kaugummi. Da hilft auch die starke und emotionale Performance der beiden Hauptdarsteller nicht. Auch das Drehbuch wirkt am Ende so, als ob viel Potenzial verschenkt wurde. Die Idee, Bonny und Clyde kaum bis gar nicht zu zeigen (meistens nur von hinten oder aus weiter Entfernung) ist eigentlich gut – wird aber als wiederkehrendes Thema dann doch zu sparsam eingesetzt. Hier hätte der Film einen ähnlichen Weg wie Catch Me If You Can gehen können. Ein Katz-und-Maus-Spiel hätte durchaus Potenzial gehabt, hier eine rasante Story auf die Beine zu stellen.
Stattdessen bleibt The Highwaymen am Ende dann doch nicht mehr als solides Mittelmaß. Netflix geht aber den richtigen Weg und bringt aktuell wöchentlich hochkarätig besetzte Filme in ihr Programm. Dass nicht jeder davon ein einhundertprozentiger Treffer wird, ist dabei natürlich auch klar…
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