Hellboy – Call Of Darkness: Unser aller Teufel kehrt zurück
Big Red is back! Der Höllenhund steigt erneut auf und treibt auf der Erde sein Unwesen. Nach mehr als zehn Jahren geht es für Hellboy wieder zurück auf die große Leinwand. Neil Marshall präsentiert mit Hellboy – Call Of Darkness einen neuen, düstereren und zugleich blutigeren Comic-Helden.
Fünfzehn Jahre nachdem Hellboy zum ersten Mal die Filmlandschaft unter Guillermo del Toros Führung betrat, kommt nun eine Neuinterpretation des höllischen Halbdämons in die Kinos. Die Produzenten sind gleich geblieben, dafür hat sich im Regiestuhl etwas getan. Die Produzenten Lawrence Gordon und Lloyd Levin (Boogie Nights und Watchmen) wollten dem Franchise neues Leben einhauchen und so musste ein neuer Regisseur her. Nach anfänglicher Zurückhaltung und einigem Zögern trat letztlich Neil Marshall das schwere Erbe an. The Descent sowie zwei der besten Game of Thrones-Folgen sprachen für sich. Hellboy macht sich also auf in weitaus düstere Gebiete als bisher.
The Wild Hunt - Hellboy's Origin
Nach über 20 Jahren bringt es die Hellboy Comicheft-Serie auf die meisten Hefte unter Führung einer einzigen Person – Mike Mignola. Die Auswahl für eine Story zum neuen Film war also groß. Schließlich beschloss man die 2010 erschiene Volume 9: The Wild Hunt, eine Anthologie, die die Hefte #37 bis #44 beinhaltet, als Kern der Geschichte zu nehmen. The Wild Hunt behandelt dabei die dramatische Origin-Story Hellboys. Nichtsdestotrotz muss man erwähnen, dass unter Beaufsichtigung Mignolas einige neue Storyelemente speziell für den Film geschrieben wurden. So kommt es, dass auch Comicheft-Profis auf ihre Kosten kommen. Hellboy – Call Of Darkness ist nämlich nicht nur eine “Panel für Panel-Adaption”, sondern versucht mehrere Storystränge miteinander zu verbinden.
Der Kampf mit dem Bösen beginnt erneut und Halbdämon Hellboy (David Harbour) steht vor einer apokalyptischen Herausforderung: Die alles vernichtende Hexe Nimue (Milla Jovovich) hinterlässt auf ihrem Weg durch England eine Schneise der Verwüstung. Ihr zur Seite stehen neben etlichen finsteren Dämonen und mythischen Wesen – auch das Monster Gruagach – und nur Hellboy kann sie aufhalten. Er selbst war einst dafür bestimmt Tod un Verderben über die Welt zu bringen – bis sein Ziehvater Professor Broom (Ian McShane) ihn unter seine Fittiche nahm und mehr oder weniger angemessen aufzog. Doch die Hexe Nimue ist nicht der einzige Feind, denn auch ihre inneren Dämonen stellen sich Hellboy und seinen beiden Gefährten Alice (Sasha Lane) und Ben (Daniel Da Kim) entgegen.
Die Welt um Hellboy wurde dabei entscheidend erweitert und ins 21. Jahrhundert gebracht. Der Flair einer längst vergangen Zeit bleibt jedoch erhalten, wobei Flair womöglich zu viel des Guten ist. Wenn Riesenjäger mit elektrisierten Speeren und, ja, albernen Kostümen durch den Wald galoppieren, muss ich mir doch verwundert an den Kopf fassen. Einfach nur das grobe Setting auszutauschen, den Rest aber so belassen wie es war, lässt den Zuschauer mehr als einmal aufstoßen. Nur liegt es dieses Mal nicht an der Cola oder dem Popcorn, das im Hals steckengeblieben ist. Die Story fällt leider auch flach und zieht sich enorm über die gesamte Spieldauer von 121 Minuten. Im Kontrast dazu steht eine zu Beginn viel zu hektisch und mit völlig falschen Timings geschnittene Exposition, nach der man als Nicht-Halbdämon erstmal ratlos im Kinosessel sitzt und verdutzt durch die Gegend schaut.
Hellboy Reborn
Nachdem Ron Perlman bereits in den del Toro-Filmen einen grandiosen Hellboy präsentierte, war die Suche nach einem passenden Nachfolger gewiss nicht einfach. Mit David Harbour, den die Meisten wohl als hünenhafter Sheriff aus dem Netflix-Serienerfolg Stranger Things bekannt ist, wurde jedoch ein fabelhafter Nachfolger gefunden. Alles durchdringende Augen, die in lavaähnlichem Orange getränkt sind, und die Statur eines viel zu groß geratenen MMA-Kämpfers lassen Hellboy zu neuem Leben erwachen. Den zwiegespaltenen Halbdämon kauft man Harbour so definitiv ab und das liegt nicht nur am Schauspiel, sondern vor allem am sehr stimmigen Kostüm und den etlichen Prothesen.
Hellboy gegenüber steht die Hexe Nimue, gespielt von Milla Jovovich und da wären wir auch schon beim ersten großen Makel. Wer von Frau Jovovich mehr erwartet als das klassische Resident Evil-Schauspiel wird enttäuscht, aber seien wir mal ehrlich, wer tut das schon. Ich leide jetzt schon als Monster Hunter Fan, wenn ich bloß an die Videospielverfilmung von Paul W. S. Anderson denke. Als Bösewicht haben wir also eine Abziehbild des typisch Bösen: Unterjochung oder auch Vernichtung der Welt steht auf Platz 1 der To-do Liste. Kurz darauf folgt natürlich das Verführen des Helden, um ihn auf die dunkle Seite der Macht zu ziehen. Alles schon mal gesehen und nie hat es funktioniert. I’m getting too old for this shit.
Bleibt als Gegenpol noch Publikumsliebling Ian McShane, der gerade seine Rolle als Mr. Wednesday in American Gods wiederaufführt. McShane spielt in Hellboy – Call Of Darkness, wer hätte es gedacht, nicht den liebevollen Ziehvater, der Sonntags mit den Kindern zum Fußball geht. Vielmehr bringt er seinem Sohn dem Umgang mit dem Colt bei und zeigt ihm, wie man ein dreiäugiges Monster zur Strecke bringt. Der Vater, der nie einer war und der verrohte Sohnemann, der sich nach etwas Vaterliebe sehnt. Daraus könnte man eine fantastische Charakterstudie machen und diese geschickt unter dem Deckmantel einer Comicverfilmung verstecken. Bei Hellboy jedoch weit gefehlt. Eine Beziehung kauft man Hellboy und Professor Broom zu keinem Zeitpunkt ab, egal wie forciert sie vom Drehbuch auch sein mag. Ein emotionaler Höhepunkt fällt also schon mal aus.
Blut, dass es nur so spratzt
Aber kommen wir zu einigen positiven Aspekten von Hellboy – Call Of Darkness. Allen voran ist nämlich die Kostümarbeit zu loben. Hellboy wird so zum glaubhaften Halbdämon und einige der Monster wirken erschreckend lebendig. Dabei wird meist eine Mischung aus CGI und echten Prothesen genutzt, die teilweise nicht ganz aufgeht. Manchmal sieht man eben doch eindeutig den Übergang zwischen virtuellem Trick und handgemachtem Gummilappen. Im Sequel dann doch bitte noch ein kleines bisschen nachbessern, ansonsten macht’s Laune. Wenn wir schon beim Thema CGI sind, muss ich den nach Blut lechzenden Fans leider einen kleinen Dämpfer verpassen. Ja, es fließt ordentlich Blut und das macht einen Heidenspaß, denn wer sieht nicht gerne, wie einem Riesen aus einem Beinstumpf das Blut herausströmt. Leider ist das dann wieder CGI und leider sieht es wiedermal nicht so gut aus wie handgemachtes Spratzen. Wie gesagt, nur ein kleiner Dämpfer, denn Spaß an den Gewaltexzessen von Hellboy hat man trotzdem.
Bleibt die Frage, ob das Reboot des Franchises gelungen ist. “Naja. Schade.” trifft es wohl ganz gut, denn Charaktere könnten interessant sein, die Story könnte packender, weniger überladen und wesentlich kurzweiliger inszeniert sein und siehe da Hellboy – Call Of Darkness hätte die Welt unterjocht. So bleibt es bei gewollt, aber nicht gekonnt.
Regisseur: Neil Marshall
Genre: Thriller/ Horror
Crew: Screenplay: Andrew Cosby, Christopher Golden, Aron Eli Coleite based on the comic by Mike Mignola. Camera (color):Lorenzo Senatore. Editor: Martin Bernfeld.
Cast: David Harbour, Milla Jovovich, Ian McShane, Sasha Lane, Daniel Dae Kim, Terry Kinney, Penelope Mitchell, Brian Gleeson.
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