Dragged Across Concrete: Hart, brutal und zäh wie Leder

Steven Craig Zahler hat zuletzt mit Brawl in Cellblock 99 das Exploitationkino für sich wiederbelebt. Zuvor hat er mit Bone Tomahawk einen der besten Western-Filme der letzten Jahre abgefilmt. Hart, brutal und langsames Kino. Drei Worte, die man mit Zahlers Filmen verbindet. Jetzt kommt Dragged Across Concrete. 

Ich nehme Zahler ungerne den Wind aus den Segeln, aber um es mit einem Zitat von Mel Gibson in Dragged Across Concrete zu sagen: “It’s bad like lasagne in a can.” Bad wäre vielleicht das falsche Wort, er ist vielmehr egal als schlecht. Langsam und zäh würde Zahlers neuen Film wohl am besten beschreiben. Wenn George Clooney auf Ziegen starrt, dann starren wir in Dragged Across Concrete auf zwei Männer im Auto, und das für eine gefühlte Ewigkeit. Insgesamt verbringen wir geballte 160 Minuten mit Mel Gibson und Vince Vaughn und davon einen Großteil im Auto. 

Nicht ganz so schlimm möchte man meinen. Vaughn und Gibson passen ganz gut in die Rolle der Cops. Mel Gibson als der verbitterte Cop, der das Gesetz als handlungsunfähig betrachtet und Vince Vaughn, der zwischendurch für ein zwei Lacher sorgt. Doch irgendwie wollte der Funke nicht überspringen. Die Dialoge wirken etwas gestelzt und ziehen sich ebenso lange, wie die ständigen Observation-Missionen der Beiden. 

Mel Gibson und Vince Vaughn in "Dragged Across Concrete" - © Universum Film

Wäre ja alles nicht so schlimm, wenn die Dialoge durch die Reihe weg gut wären. Sind sie leider nicht, denn man wird ständig mit unnützen Informationen zugeworfen, die den Film nicht voranbringen, weder story- noch charaktertechnisch. Langsam und schwerfällig wie ein  angeschossener Räuber, der sich aus dem Fluchtfahrzeug über den Asphalt zieht. Nicht besonders schön anzuschauen und man hat das Gefühl seine Qualen würden nie enden. Wir kommen etwas glimpflicher davon, denn Zahler weiß bekanntlich seine Gewalthöhepunkte einzusetzen. 

Ähnlich wie in Bone Tomahawk und Brawl in Cellblock 99 lässt die sehr explizite Gewalt lange auf sich warten. Bricht sie dann über uns hinein, wird es kurz und schmerzhaft. Finger werden abgeschossen, Gesichter vollkommen entstellt und das Sounddesign kann seine Muskeln spielen lassen. Das lässt mein Herz natürlich höher schlagen, auch wenn die Effekte doch stark vom Schnitt und Schatten überlagert werden.

Tory Kittles in "Dragged Across Concrete" - © Universum Film

Dabei sind nicht nur die Effekte überlagert. Der vermeintliche Hauptcharakter um Tory Kittles wird kaum in die Geschichte eingebunden und die Beweggründe der Cops sich gegen das Gesetz zu stellen erklären sich mir nicht ganz. Da kann mir Mel Gibson noch so viele Zahlen und Fakten an den Kopf werfen. Es wird mir leider nicht glaubhaft genug verkauft. 

Sonderlich viel gibt es zu Dragged Across Concrete nicht zu sagen, dafür ist er zu sehr in die “Egal”-Schiene gerutscht. Er tut mir nicht sonderlich weh und ich hab mich auch nicht geärgert, aber ein kleines bisschen enttäuscht bin ich schon. Hätte Zahler seinen Film auf die Hälfte der Zeit gekürzt, wer vielleicht ein ähnlich guter Film, wie Brawl in Cellblock 99 herausgekommen. 

Regisseur: S. Craig Zahler

Genre: Thriller/ Drama

Crew: Screenplay: S. Craig Zahler. Camera (color, widescreen): Benji Bakshi. Editor: Greg D’Auria.

Cast: Mel Gibson, Vince Vaughn, Tory Kittles, Michael Jai White, Jennifer Carpenter, Thomas Kretschmann, Laurie Holden, Jordyn Ashley Olson, Don Johnson, Udo Kier, Fred Melamed


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