Die deutsche Jury
Dem Film Der Fall Collini gelingt unglaublich viel, trotz Produktionsland Deutschland! Schauspieler, Ausstattung und Inszenierung sollten die Messlatte für deutsche Dramen ab sofort höher gelegt haben. Warum genau mir der Film so zusagt? Lest weiter.
Ein emotionaler Ritt
Da saß ich nun nach knapp 2 Stunden im Kinosaal und musste doch erst einmal durchschnaufen. Der Fall Collini basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ferdinand von Schirach, nimmt sich aber natürlich einige filmkünstlerische Freiheiten heraus.
Und das gelingt sehr gut! Collini hat ein sehr gutes Pacing. Auch wenn Ausflüge ins Ausland teilweise etwas länger sind – was wohl der italienischen Filmförderung zuzuschreiben ist – fügt sich alles nahtlos ineinander ein. Zudem braucht man mitten in diesem bierernsten Machwerk auch einfach mal ein kleines Päusschen.
Der Film beginnt damit, dass Fabrizio Collini (Franco Nero) den stinkreichen Unternehmer Hans Meyer in seinem Hotelzimmer erschießt und anschließend noch auf seinen toten Körper eintritt. Die Erklärung für sein Handeln wäre hier zu viel verraten, denn das ist es, worauf der Film uns Schritt für Schritt hin führt. Und das macht er wahnsinnig gut.
Top Besetzung, Top Regisseur!
Was war ich skeptisch und was waren wohl alle anderen auch skeptisch. Elyas The next Schweiger/Schweighöfer M’Barek wirft sich im Prinzip ohne Drama-Erfahrung an eines der düstersten Kinowerke im Jahr 2019. Da schon viel über ihn geschrieben wurde fasse ich mich kurz: toll gemacht! Hut ab. Er spielt sich nie mit fremdschämigen Einwürfen in den Vordergrund sondern kommt seiner Rolle – ironischerweise ein Frischling im Anwaltsbusiness – perfekt nach.
Aber auch die restliche Besetzung mach wahnsinnig viel Spaß. Das reicht von kleineren Auftritten von z. B. Jannis Niewöhner bis hin zu wichtigen Rollen von Alexandra Maria Lara und den von mir in meiner Kalte Füße Kritik gescholtenen Heiner Lauterbach, der hier endlich wieder zeigt, was er wirklich kann.
Und dann ist da natürlich noch ein gewisser Franco Nero. Ich muss es so emotional ausdrücken: Wie geil ist es bitte DEN Django in einer deutschen Produktion sitzen zu haben. Sitzen ist ein gutes Stichwort, denn viel mehr macht er in dem Film eigentlich nicht. Muss er auch nicht. Seine eiskalten Augen reichen auch vollkommen dafür aus.
Als dann im Abspann noch der Name des Regisseurs einflatterte, wusste ich warum der Film so gut war. Marco Kreuzpaintner hatte mich schon einmal ähnlich berührt. Sein Film Tradie – Willkommen in Amerika kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen.
Kleine, verzeihbare Schwächen
Der Fall Collini hat eine extrem spannende Geschichte zu erzählen, die den Film fast allein tragen kann. Leider gibt es dann doch ein paar Kleinigkeiten, die etwas gestört haben.
Die schon angesprochenen Ausflüge in diverse Städte Deutschlands als auch nach Italien wirken teilweise etwas aufgesetzt, vor allem die Reisen durch unser Vaterland. Es fügt sich zwar ganz gut in die Story ein, ob ein Film unbedingt noch eine 3-minütige Sequenz in der Main-Metropole Frankfurt haben MUSS, sei mal dahin gestellt.
Achja und dann noch etwas das auf die Ohren schlägt: der Soundtrack ist düster und passt eigentlich ganz gut. Jedoch hat man manchmal das Gefühl geradezu von der Musik erdrückt zu werden. Da gibt es eine gefühlt ewig lange Sequenz in der sich M’Barek und Nero gemeinsam eine Zigarette anzünden und das Kino wackelt, als ob jeden Moment die Transformers in Berlin ankommen würden.
Hier wäre etwas weniger, mehr gewesen!
Fazit
Der Fall Collini könnte jetzt schon der beste deutsche Film des Jahres sein. Selbst wenn er es nicht wird bleibt zu hoffen, dass Elyas M’Barek in Zukunft öfter auch mal solche Rollen annimmt. Nachdem ich seinen Anblick jahrelang nicht mal auf Postern ertragen konnte, bin ich jetzt wieder ziemlich cool mit ihm.
Wer gut gespielte Gerichtsdramen mit einer tiefgehenden Story mag und nicht nur ins Kino geht um sich ein Effekte-Spektakel anzuschauen, sollte auf jeden Fall mal einen Blick auf Collini werfen.
Regisseur: Marco Kreuzpaintner
Genre: Drama
Besetzung: Elyas M’Barek, Franco Nero, Heiner Lauterbach, Alexandra Maria Lara, Jannis Niewöhner, u. a.
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