Mega Time Squad: Kinomachen ist Handwerk

In Zeiten von überinszenierten Blockbuster-Spektakeln wie der mittlerweile aufgequollenen und an Bedeutung immer mehr verlierenden Marvel-Sauce oder den nach Profit geiernden und teilweise herz- und seelenlosen Disney-Remakes, freut sich ein echter Filmeliebhaber doch auch immer wieder auf kleine, abstruse und sympathische Indie-Filme, die auf jeglichen unnötigen Schnickschnack verzichten, der unsere Sehgewohnheiten und Geilheit so ins Bedeutungslose hat driften lassen. Darf ich vorstellen: Hier kommt Mega Time Squad!

Um es vorweg zu nehmen: Ja, alles was man in dem neuseeländischen Film sieht, hat man so schon besser gesehen. Und auch ja: Mega Times Squad funktioniert nicht zu Einhundert Prozent. Dennoch WILL und MUSS ich an dieser Stelle einfach mal sagen: Schön, dass es solche Filme noch gibt. Bei all dem Avengers-Star-Wars-Laserkanonen-Disney-Michael-Bay-Rumgetue, welches ich Woche für Woche im Kino mit großen Augen bestaunen (wobei „über mich ergehen lassen“ das richtigere Wort wäre) darf, tut so ein kleiner Indie-Film doch immer wieder gut und erinnert mich in letzter Linie doch am meisten daran, was ich ursprünglich an Filmen so mag. Nämlich die Kunst dahinter. Ist es nicht viel beeindruckender mit Mini-Budget einige solide Effekte auf die Leinwand zu zaubern, als mit Hunderten Millionen von Dollarn die nächste Dreipunktlandung Iron Mans mit einem Feuerwerk an Effekten abzufeiern? Ich finde: Ja. Aber auch hier gilt – wie bei so vielem: Geschmäcker sind verschieden…

John (Anton Tennet) trifft sich mehrfach selbst wieder. © Drop-Out Cinema eG

 

Mega Time Squad macht aber nicht nur diese „Einfachheit“ sympathisch. Auch die Story ist ziemlich cool: Als der Kleinganove John (Anton Tennet) bei einem seiner Raubüberfälle auf einen chinesischen Ramschhändler ein antikes Artefakt erbeutet, ahnt der Möchtegern-Gangster noch nicht, dass sich sein Leben mit dem alten Amulett für immer verändern soll. Der unscheinbare Fund entpuppt sich nämlich schnell als wahrer Schatz und ermöglicht dem Besitzer, durch die Zeit zu reisen und so den Verlauf der Geschichte für immer zu ändern.

Im Laufe des Films möchte John sich dann an anderen Ganoven rächen, eine Bank überfallen und natürlich auch noch seine große Liebe beeindrucken. Und dies macht er mit der Hilfe seiner eigenen Zeitreise-Klone, die nach und nach und durch einen einfachen Druck auf einen Knopf auf dem Amulett hinzukommen. Dass das natürlich nicht ohne Folgen bleibt und plötzlich sogar ein Dämon hinter ihm her ist – tja, das hätte der gute, aber leider etwas dümmliche John ja schon durchaus am Anfang erahnen können.

Auch die Bösen (links Jonny Brugh, rechts Eru Wilton) haben ein Auge auf John geworfen

Zeitreise also! Ob Back To The Future, Groundhog Day oder Butterfly Effect (oder Happy Deathday 2U) – Zeitreisen sind eigentlich schon längst ein ausgelutschtes Thema und in allen möglichen Facetten bekannt. Dennoch schafft Regisseur und Drehbuchautor Tim van Dammen mit Mega Time Squad tatsächlich nochmal einen leichten anderen und erfrischenden Dreh in der Thematik. Es gibt zwar einige Logiklöcher und die angewendeten Zeitreise-Regeln wirken relativ schwammig – das kann man aber problemlos verzeihen…

DENN: Der Film macht echt Spaß und sorgt für einige Lacher. Die ganzen Charaktere sind herrlich dödelig und erinnern fast schon an die New Kids-Reihe. Nicht ganz so asi, aber fast! Im letzten Drittel überrascht der Film dann sogar noch mit ein paar kleinen Splatter-Effekten. Auch hier gilt: Alles schon mal besser gesehen, aber genauso verzeihlich. Die 80 Minuten sind schnell vorüber, die Geschichte ist zu Ende erzählt, man sitzt zufrieden während des Abspanns im Kinosessel (oder auf der Couch). Keine Zeit verschenkt, dafür endlich mal wieder liebevolles, in manchen Teilen etwas ruckeliges, Handwerks-Kino gesehen. Toll, dass es sowas noch gibt…


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