Chambers – Das generelle Netflix-Problem
Der wöchentliche Netflix-Wahnsinn mit neuen Filmen und Serien lässt kaum Luft zum Atmen. Da fällt es nicht wirklich einfach, die Übersicht zu behalten. Nun startete die neue Horror-Thriller-Serie Chambers mit Uma Thurman beim Streaminganbieter. Wir haben mal reingeschaut…
Hatten Serienstaffeln früher bis zu 25 Folgen á einer Stunde, setzt sich mittlerweile mehr und mehr der Trend zu deutlich kürzeren Staffeln durch. Dies mag zum einen damit zu tun haben, dass der Konsument in der Serienflut fast untergeht und Staffeln mit 20+ Folgen ihn davor abschrecken würden, die Serie überhaupt zu starten. Auf der anderen Seite ist eine Serie mit einer geringeren Folgenanzahl für die Macher vielleicht auch leichter wieder absetzbar – ganz nach dem Motto „Antasten und wenn es nichts wird – weg damit!“ Tja, und damit stehen wir vor dem Problem, dass es sich eine Serie es eigentlich nicht mehr leisten kann, genügend Zeit für Charakteraufbau und Geschichte zu nehmen. Mit dieser Krux muss sich auch Chambers abgeben…
Die Prämisse hinter der zehnteiligen Serie ist nämlich eigentlich gut. Sasha (Sivan ALyra Rose) lebt mit ihrem Onkel Big Frank (Marcus LaVoi) allein in Cottonwood. Eines Tages ereilt sie jedoch einen herben Schicksalsschlag, denn Sashas Herz bleibt stehen. Im Nu bekommt sie ein Spenderherz. Dieses entstammt der beliebten und reichen Becky (Lillya Reid), die mit ihrer Familie in einem etwas gehobenen Ort lebt, und aufgrund eines Stromschlags unter der Dusche starb. Während Sasha mit ihrem neuen Herz lebt, beginnt die Familie von Becky mit ihr Kontakt aufzunehmen. Im weiteren Verlauf passieren mit Sasha immer seltsamere Dinge.
Mit dem Horrorgenre hat die Serie nicht wirklich was zu tun. In den letzten drei Folgen gibt es zwar ab und an einige Szenen, die einen zusammenzucken lassen – bis dahin lässt sich Chambers aber dann doch deutlicher im Thriller- und Mystery-Segment unterbringen. Hier wären mehr Horrorelemente möglich und vielleicht auch zielführender gewesen – doch darauf verzichteten die Macher. Vielleicht auch in der Angst, eine jüngere Zielgruppe so abzuschrecken. So entsteht am Ende nichts Halbes und nichts Ganzes. Wer sich wirklich gruseln will, kommt nicht auf seine Kosten – wer ein Schisser ist, wird vor allem im letzten Seriendrittel dann plötzlich doch mit Jumpscares überschüttet.
Das allseits bekannte Netflix-Serien-Probelm ist auch hier wieder einmal das Pacing. Eigentlich geben die verschiedenen Charaktere – wie oben schon angedeutet – genug Potenzial für einen spannenden und tiefgründigen Mystery-Plot. Doch letztlich verliert sich Chambers dann in zu vielen kleinen verstrickten Erzählungen, die bei 23 Episoden durchaus hätten zu Ende erzählt werden können, so aber gequetscht und gezwungen wirken.
Gut wird die Serie dann, wenn Uma Thurman vor die Kamera tritt. Als Mutter der toten Becky, spielt sie ihre Trauer und Wut ganz hervorragend und zeigt, dass sie durchaus noch was auf dem Kasten hat. Gut wird die Serie auch dann, wenn es in surreale Sequenzen geht und das Mysterium um verschiedene Kulte und Sekten aufgearbeitet wird, ohne dabei jedoch zu stark auf die Moraltube zu drücken. Auch von solchen Szenen hätte es gerne mehr geben dürfen.
So bleibt am Ende eine zehnteilige Serie, die ungemein viele Fragen aufbaut, sich dadurch aber oft in sich selbst verliert und nur selten mal so richtig aufs Tempo drückt. Die Momente mit Uma Thurman sind sehenswert, genauso wie die eingeschobenen Traum- und Halluzinationssequenzen. Dennoch erwischt man sich als Zuschauer gerade in den ersten Folgen bei dem Gedanken „Puh, das zieht sich jetzt aber ganz schön!“ Und jeder weiß: Sowas ist für eine Serie tödlich…
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