The Wild Boys – fleischgewordenes Arthauskino

Les Garçons sauvages – Eine Gruppe verwöhnter Jungs, die unermüdlich über die Stränge schlagen ohne dabei Rücksicht auf andere zu nehmen, geschweige denn Schuld zu empfinden. Nachdem es jedoch zu einem furchtbaren Verbrechen kommt, werden die 5 auf das Schiff eines Kapitäns gebracht, der für seinen Ruf bekannt ist jeden böswilligen Menschen gefügig zu machen. Sie gehen auf eine Reise, aber das Abenteuer beginnt erst mit der Ankunft auf einer einsamen Insel, die über merkwürdige Kräfte verfügt. 

The Wild Boys - © Bildstörung

So gehen auch wir auf einer Reise mit Romuald, Jean-Louis, Hubert, Tanguy und Sloane. Eine Reise, die einem Fiebertraum gleichkommt, denn wir springen nicht nur von der Realität in Traumwelten und Halluzinationen, sondern stilistisch auch durch verschiedenste Filmepochen. Mal findet man sich in den 30er auf dem Schiff des Kapitäns wieder um kurz darauf in die Träume der Jungs gesogen zu werden, die sich im wilden Farben- und Lichtspiel der 70er tränken. Nicht nur unfassbar vereinnahmend, sondern auch spannend inszeniert. Denn obwohl The Wild Boys teilweise auf der Insel Réunion und dem Indischen Ozean und somit in einem realen tropischen Dschungel gedreht wurde, tut Bertrand Mandico alles in seiner Macht stehende um uns diese Illusion zu nehmen. Uns noch weiter in seinen Bann zu ziehen und in eine Fiebertraum zu verfallen. Gesichter werden zum Beispiel auf oder vielmehr als Felswände projiziert und ganze Charaktere führen Monologe in überlebensgroßer Form über den Köpfen der Protagonisten. Der stetige Wechsel zwischen den Stilen wirkt dabei zunächst verwirrend, trägt aber ungemein stark zum wilden und völlig zeitlosen Gesamtgefühl des Films bei. Zunächst könnte man denken, nie ein greifbares Gesamtwerk vor sich zu haben, doch gerade diese minuziös geplante Wahllosigkeit macht The Wild Boys besonders und lässt uns auch nach Tagen noch nicht los. Denn ähnlich wie die Jungs, die auf dem Schiff des Kapitäns um ihr Leben schuften, dem Wahnsinn nahe sind und letztlich eine vollkommene unerwartete Offenbarung  haben, so ergeht es uns ähnlich. Zu Beginn überfordert und verwirrt mit dem was uns entgegengeworfen wird, kämpfen wir uns durch theatralische Szenerien, Fieberträume, und Zeitepochen um mit viel Kraft und Mühe die Hoffnung auf eine kleine Offenbarung zu erhalten.

The Wild Boys - © Bildstörung
The Wild Boys - © Bildstörung

The Wild Boys ist ein absolut artifizieller Film und doch ist er am leben, atmet und entwickelt eine Persönlichkeit, ähnlich der mysteriösen Insel auf der die Jungs schließlich enden. Eine absolut empfehlenswerte Sinnesreise, die mit Anstrengung und einer Offenheit für  Arthaus einhergeht. 

Regisseur: Bertrand Mandico

Genre: Mystery/ Drama/ Fantasy/ Abenteuer

Cast: Pauline Lorillard, Vimala Pons, Diane Rouxel, Angel Snoek, Mathilde Warnier, Sam Louwyck, Elina Löwensohn, Nathalie Richard, Christoph bier, Margaux Fabre

Crew: Screenplay: Bertrand Mandico. Editor: Laure Saint-Marc. Kamera: Pascale Granel. Musik: Pierre Desprats. 


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