Wie ein Phönix aus der Asche?
Mit X-Men: Dark Phoenix kommt nun der vorerst letzte Teil der X-Men-Reihe in die Kinos. Aber ist der Film auch ein würdiges Finale oder eine Vollkatastrophe wie sein Vorgänger?
Nachdem die X-Men um Professor Xavier (James McAvoy), Beast (Nicolas Hoult) und Mystique (Jennifer Lawrence) die Welt vor dem bösen Übermutanten Apocalypse retten konnten, werden sie als Helden gefeiert. Die Mutanten sind nun in der Gesellschaft anerkannt und es herrscht Frieden zwischen ihnen und den Menschen.
Derweil werden die X-Men sogar vom Präsidenten für den ein oder anderen Einsatz rekrutiert. Im neuesten müssen sie ins All: Dort wird ein Space-Shuttle von einer unbekannten Kraft angegriffen und die Astronauten sind in Gefahr.
Mithilfe ihrer Kräfte gelingt es den Superhelden, sie zu retten. Doch die Telepathin Jean (Sophie Turner) wird von der Kraft angegriffen. Doch anstatt zu sterben, nimmt sie sie in sich auf. Zurück auf der Erde verändert sich die eigentlich nette Jean allerdings immer mehr zu einer unkontrollierbaren Gefahr. Und als sie dann einen ihrer Freunde tötet, müssen die X-Men eine schwere Entscheidung treffen…
Das Ende einer Ära
Als 2000 der erste X-Men über die Leinwand flimmerte, hätte sich wohl niemand gedacht, wie einflussreich diese Reihe einmal werden würde. So hat der Film nicht nur Kritiker und an den Kinokassen überzeugt, sondern auch die Karrieren von Superstars wie Hugh Jackman, Ian McKellen, Patrick Stewart, James McAvoy und Michael Fassbender zu neuen Höhen gebracht.
Aber auch so kann X-Men als Startschuss für den bis heute anhaltenden Boom von Comic-Verfilmungen betrachtet werden. Denn durch den Verkauf der Filmrechte konnte sich Marvel nun auch selbst an eigene Produktionen wagen, die sie unabhängig von größeren Studios realisieren wollten. Das daraus resultierende Marvel Cinematic Universe ist aktuell mit Einnahmen von über 20 Milliarden Dollar das erfolgreichste Franchise aller Zeiten.
Die X-Men Reihe hatte dagegen mit sehr vielen Höhen und Tiefen zu kämpfen. Auf sehr gute Filme wie X-Men, X2, X-Men: Days of Future Past und Logan folgten auch Vollkatastrophen wie X-Men Origins: Wolverine oder zuletzt X-Men: Apocalypse. Und mit Dark Phoenix kommt nun das feurige Finale – oder eher ein halbgares.
Viel Feuer und viel heiße Luft
Das lang erwartete Finale der X-Men Saga hat viele Licht-, aber leider auch einige Schattenseiten. Während James McAvoy und Michael Fassbender wie gewohnt mit ihrem Schauspiel überzeugen, ist es vor allem Sophie Turner als Superheldin, die zum Bösewicht avanciert, der Hingucker des Films. Sie trägt den Film gekonnt und liefert eine sehr gute Leistung ab.
Auf der anderen Seite gibt es eine Menge Enttäuschungen im Cast. Allen voran wirkt Jennifer Lawrence sehr unmotiviert und gelangweilt. Man merkt ihr direkt an, dass sie keine Lust mehr auf die Rolle der Mystique hat. Aber auch Jessica Chastain als wirkliche Antagonistin liefert leider die wohl schlechteste Performance ihrer Karriere ab. Und das ist beides sehr schade, da es sich bei ihnen um die aktuell besten Schauspielerinnen der Branche handelt.
Insgesamt hat man als Zuschauer und vor allem als Fan das Gefühl, dass die Luft raus ist. Die Geschichte um Jean alias Dark Phoenix gehört wohl zu beliebtesten Storylines der Comicreihe. Doch die Umsetzung wirkt streckenweise ziemlich flach und gelangweilt. Selbst beim Tod einer der Figuren bleibt man ungerührt zurück. Und das sollte definitiv nicht passieren.
Auch das Finale ist äußerst vorhersehbar, ziemlich kitschig und an manchen Stellen auch sehr unlogisch. Aber zumindest gibt es für einige ein Happy End. Doch auch das wirkt streckenweise etwas zu konstruiert und unglaubwürdig.
Zu den Highlights zählen hier neben einigen Schauspielleistungen aber vor allem die Filmmusik und die Action-Sequenzen. Hans Zimmer hat einen außerordentlich guten Soundtrack geschaffen, der einem lange im Gedächtnis bleibt und die einzelnen Momente – speziell die emotionalen – perfekt unterstreicht. Ansonsten sind die Special-Effects atemberaubend. Die Szenen im Weltraum fühlen sich zu keinem Augenblick künstlich an und wirken direkt fotorealistisch. Selten hat man ein besseres CGI gesehen wie hier.
Neues Studio, neues Glück?
Am Ende lässt sich sagen, dass X-Men: Dark Phoenix OK ist. Wie gesagt: Der Film hat viele Licht- und Schattenseiten und erfindet das Rad an keiner Stelle neu. Und das wäre auch in Ordnung, wenn es sich hierbei nicht um ein Finale handeln würde. Aber da dies der Fall ist, kommt der Film einer Enttäuschung streckenweise gefährlich nahe.
Insgesamt wirkt der Streifen einfach viel zu gezwungen; so als hätte man noch einen Film drehen müssen bevor nun Disney das Ruder übernimmt. Denn der übermächtige Mäusekonzern hat sich nun auch die FOX Studios einverleibt und somit nach fast zwei Jahrzehnten die Rechte an fast allen Marvel-Figuren zurückgeholt.
Das bedeutet dann auch ziemlich sicher, dass es bald zu einem Neustart der Reihe kommen wird. Ob das eine gute Idee ist, wird sich zeigen. Aber gespannt sollte man trotzdem sein. Und obwohl X-Men: Dark Phoenix vielleicht nicht das ideale Finale war, muss man der Reihe an sich seinen Respekt zollen. Denn Comic-Fans haben ihr viel zu verdanken. Da kann man dann auch mal am Ende ein Auge zudrücken.
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