Once Upon A Time In Hollywood – Schaut her, wie geil ich bin!
Obwohl die Anzahl der Filme, die Quentin Tarantino bisher gemacht hat, an zwei Händen abzählbar sind, genießt der Regisseur absoluten Kultstatus. Jedes seiner neuen Werke wird von Kino-Fans sehnlichst herbeigewünscht – 2019 ist es endlich wieder soweit. Once Upon A Time In Hollywood… läuft an – wir haben den neunten Streich des Filmemachers bereits gesehen.
Es gibt so Regisseure, dessen Handschrift einzigartig sind. Wes Anderson, Alfonso Cuaron oder auch Michael Bay – echte Fanatiker erkennen Werke dieser Regisseure wohl nach nur wenigen Frames. Und auch die Tarantino-Signatur ist unverwechselbar. Eine dialoglastige und minimalistische Inszenierung, ein Soundtrack gepickt mit Musik aus den 60er und 70er Jahren, dazu eine drastische Gewaltdarstellung und zu guter Letzt natürlich ein Haufen selbstreferentieller Genre-Einschübe – zack, fertig ist ein Tarantino-Film. Auch Once Upon A Time In Hollywood macht da keine Ausnahmen, ist mir am Ende dann aber doch etwas zu viel des Guten..
Die Karriere von Westernheld Rick Dalton (Leonardo Di Caprio) gerät Ende der 60er ins Straucheln. Der Ruhm seiner Erfolgs-Serie „Bounty Law“ verblasst mehr und mehr und gemeinsam mit seinem Stuntdouble und besten Freund Cliff Booth (Brad Pitt) versucht Dalton, in der Stadt der Engel zu überleben und an neue Jobs zu kommen. Als ihm Filmproduzent Marvin Schwarz (Al Pacino) Hauptrollen in mehreren Spaghetti-Western anbietet, lehnt Rick ab – er will partout nicht in Italien drehen und von dem Sub-Genre hält er auch nichts. Stattdessen lässt er sich als Bösewicht-Darsteller in Hollywood verheizen und wird regelmäßig am Ende des Films von jüngeren, aufstrebenden Stars vermöbelt. Ein Hauch von Weltruhm kommt zumindest durch seinen neuen Nachbarn Roman Polanksi (Rafal Zawierucha) ins Leben von Dalton. Der zieht zusammen mit seiner Frau Sharon Tate (Margot Robbie) nach Nebenan…
Füße? Natürlich!
Wer die Historie kennt, weiß, dass Tarantino in seinem neuesten Film auf die Tate-Morde von 1969 hinarbeitet. Doch wer Tarantino kennt, weiß auch dass er es mit historischer Korrektheit manchmal nicht ganz so ernst nimmt. Ohne groß spoilern zu wollen, aber auch Once Upon A Time In Hollywood läuft etwas anders als erwartet… Generell spielt der Massenmord nur eine geringe Rolle. Margot Robbie als Shanon Tate wird bei ihrem alltäglichen Tun und Lassen begleitet, und spätestens jetzt weiß man, dass auch Robbie hübsche Füße hat.
Die Geschichte, die sich um DiCaprio und Pitt dreht ist ebenfalls nicht wirklich erwähnenswert, vielmehr geht es in diesem Tarantino-Werk um die Schönheit des Filmemachens. Während Tarantinos letzte Werke The Hateful Eight und Django Unchained zumindest noch eine stringente Erzählweise mit Plot hatten, ist Once Upon A Time In Hollywood zumindest auf erzählerischer Basis erstmal recht öde.
Quentin, ich weiß doch, dass du es drauf hast!
Dass es bei Tarantino-Filmen natürlich nicht um die Erzählung geht, ist klar, dennoch grenzt das Drehbuch in seinem neuen Werk schon fast an Arbeitsverweigerung. Stattdessen badet sich der Regisseur oftmals in seinem eigenen Nerdismus und zeigt dem Publikum, wie sehr er doch das Filmemachen und alles was dazu gehört, liebt. Referenzen, Annekdoten, Hinweise – wo man nur hinschaut. Das ist in typischer Tarantino-Manier natürlich wieder mal außerordentlich gelungen und gehört durchweg respektiert. Dennoch möchte ich an dieser Stelle die These aufstellen, dass wir bereits vor dem Film wussten, wie geil Tarantino doch diese ganzen Dinge findet. Hier geht die Feierei der liebsten Kunstform doch viel zu weit und lässt einen irgendwann nur noch hektisch nickend zurück: „Ja man, wir haben es doch schon verstanden…“
Was am Ende wirklich zählt ist doch aber, ob man gut unterhalten wurde oder nicht. Und da kann ich leider nur bedingt mit „Ja!“ antworten. Ohne Frage: DiCaprio und Pitt sind eine absolute Wucht und teilen sich ihre Klasse den gesamten Film über auch gut auf. Während DiCaprio vor allem im ersten Durchgang des Films, mit herrlich überspitzten Flenn-Attacken, überzeugt, reißt Pitt vor allem in der zweiten Filmhälfte so einiges ab und ist dann auch in den letzten 15 Minuten wenn es dann endlich mal blutig wird, ein absoluter Genuss. Auch technisch gibt es an dem Film natürlich nichts zu rütten, das macht schon alles Spaß was man da so sieht. Doch letztlich ist es so wie bei einem dieser 8×8 Meter großen Bilder in Museen – man schaut lange drauf, entdeckt immer wieder Sachen die ganz nett sind, kann am Ende aber trotzdem mehr mit dem gezeichneten Kühlschrankbild der kleinen Nichte anfangen…
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