Schocktober #20: The Red Shoes

The Red Shoes ist wie gemacht für unseren Schocktober. Der südkoreanische Horrorfilm setzt auf Atmosphäre und psychologische Spielchen – und ganz nebenbei wird ein Märchen von Hans Christian Andersen mal eben so neuinterpretiert. Lohnt sich in jedem Fall! Das ist unser Schocktober #20…

Zugegeben: Die Schuhe, um die es in dem Film geht, sind nicht wirklich rot. Eher magenta. Oder pink. Wer sich aber daran nicht stört, wird in den 109 Minuten Laufzeit ordentlich in einen Strudel aus Horror, Drama und Crime-Thriller gezogen. Auch Splatter-Freunde kommen in einigen Szenen auf ihre Kosten – die titelgebenden Schuhe erweisen sich dabei als der ärgste Feind der Protagonisten und können so schon mal ganze Füße abhacken.

Im Kern geht es in The Red Shoes um die fürsorgliche Mutter Sun-jae Han, die eines Tages ihren Mann beim Seitensprung erwischt. Daraufhin zieht sie zusammen mit ihrer kleinen Tochter Tae-Su in ein heruntergekommenes Apartment in Reichweite der lauten U-Bahn-Schächte. Eines Tages findet Sun-jae ein paar pinke Schuhe und fühlt sich auf magische Weise angezogen. Doch mit jedem Tag mehr passieren erst merkwürdige, dann schreckliche Dinge. Sun-jae und ihr neuer Bekannter In-cheol gehen den mysteriösen Vorkommnissen auf den Grund.

Regisseur Kim Yong-gyun weiß, seine Figuren zu inszenieren und die richtigen Schockmomente zu setzen. Allen voran die Entwicklung von Sun-jae ist interessant zu beobachten. Vom Mauerblümchen zum geschminkten aufrechten Frauenbild – generell nimmt das Thema Ästhetik und weibliche Schönheit gerade gegen Schluss einen nicht-unwesentlichen Platz in der Erzählung ein.

The Red Shoes setzt auf dichte At,mosphäre © Tartan Films

Viele Motive von The Red Shoes hat man so oder so ähnlich zwar schon ziemlich häufig gesehen – das ist jedoch kein K.O.-Kriterium für den Streifen. Gerade auf psychischer Ebene läuft der Film mehr und mehr einem Peak entgegen, der sich in den letzten 15 Minuten dann einmal komplett entlädt und den Zuschauer plötzlich nicht mehr wissen lässt, was real und was fantasiert ist. Gerade dieser Schlussakt gibt dem Film, der bis dahin wirklich mehr an einen Crime-Thriller erinnert, noch eine ganz besondere Würze mit.

Technisch trägt der Film mit seinen gekonnten Einstellungen viel zu der atmosphärischen Spannung bei. Das Spiel mit Licht und Schatten wird außerordentlich gekonnt eingesetzt, die Szenarios dienen aber auch nur zu gut dafür. Und auch der Soundtrack setzt in genau den richtigen Momenten ein und untermalt die Szenen ordentlich. Wenn In-cheol zum Beispiel nach dem Ursprung der Schuhe im Archiv recherchiert, passt sich die Musik mit aszendenten Tönen an. Und auch in den surrealen Traumwelten gegen Ende wird auf Gewohntes gesetzt.

Gerade für Fans des asiatischen Kinos, ist The Red Shoes sicherlich ein echter Leckerbissen. Auch wenn er die Geschichte letztlich doch etwas sperrig erzählt und das ein oder andere Mal vielleicht sogar für Irritationen sorgt, ist der Streifen auf jeden Fall eine (oder mehrere) Sichtung wert.


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