Parasite – Korea an der Spitze des Kinos

Bong Joon-Ho – ein Regisseur, dessen Filme geprägt sind von facettenreichen Charakterstudien und geschickt verschleierter Gesellschaftskritik. Mit Parasite trifft Bong Joon-Ho wieder einmal den Zeitgeist und wird mehr als verdient als erster südkoreanischer Film mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet. Parasite eröffnet den Seoultember – ein Monat in dem wir uns dem koreanischen Kino widmen, seid also gespannt auf weitere Filme aus dem fernen Osten!

Gesellschaftskritik versteckt Regisseur Bong Joon-Ho gerne hinter dem Deckmantel des klassischen Unterhaltungsfilmes. In Memories of Murder arbeitet er beispielsweise die südkoreanische Militärdiktatur der 80er auf. In The Host, einem Familiendrama, thematisiert er hingegen den Einfluss der USA, in Form eines Monsters, auf  Korea. Eine ausgesprochen facettenreiche Filmografie, die zu begeistern weiß. Mit Parasite präsentiert er uns ein weiteres Meisterwerk des südkoreanischen Kinos. Kinostart bei uns, der 17. Oktober.

Song King-Ho © The Jokers / Les Bookmakers

Kino auf höchstem Niveau

Wenn sich die Straßen vor der Kellerwohnung von Vater Ki-Taek und seiner Familie mit Rauchschwaden von Insektenbekämpfungsmittel füllen, wird das Fenster offengelassen. Eine kostenlose Bereinigung ihrer heruntergekommen Kellerwohnung durch das Gift wird wohlwollend angenommen, selbst wenn das Atmen im dichten Qualm schwerfällt.  

Vier Personen leben unter einem Dach oder viel mehr in einem Keller. Sohn Ki-Woo sucht verzweifelt mit seinem Handy die verkommene Wohnung nach einem Wlan Signal ab. Der Nachbar hat leider seinen freien Zugang mit einem Passwort gesperrt. Abgekoppelt von der virtuellen Welt und fast am Boden der Gesellschaft angekommen. Allein durch diese kurze Eröffnungssequenz erhalten wir nicht nur einen Eindruck der Lebenssituation von Ki-Taeks Familie, sondern auch über die vermeintlichen Überlebenskünste. Eins steht fest, diese Familie ist hartnäckig und weiß mit ihrer Situation umzugehen.

Parasitismus, auch Schmarotzertum, im engeren Sinne bezeichnet den Ressourcenerwerb mittels eines erheblich größeren Organismus einer anderen Art. Der auch als Wirt bezeichnete Organismus wird dabei vom Parasiten geschädigt, bleibt aber in der Regel am Leben. 

Ein Parasit, der sich an den Wirt hängt und ohne sein Wissen an ihm labt. Mehr möchte und sollte man gar nicht über Parasite wissen. Ein weiterer Grund den Trailer hier nicht zu verlinken. 

Das Grundgerüst eines starken Filmes steht und Bong Joon-Ho macht noch viel mehr daraus. Streckenweise blitzt eine Komödie durch um kurzerhand vom Drama abgesetzt zu werden und dann schleichend in die Sozialstudie überzugehen um 

 

letztlich in einem Thriller zu münden. Die fließenden Genrewechsel nimmt man überhaupt nicht war und so begleitet man die Familie um Ki-Taek durch etliche Lebens- und auch Gefühlslagen ohne auch nur einen Moment zu wissen, was als nächstes bevorsteht.

Kinematographisch wird ebenso großartiges Kino geliefert. Zu Beginn durch hohe Brennweiten sehr klaustrophobisch in Szene gesetzt, geht es im späteren Verlauf in ein eindrucksvolles Designerhaus. Klassisch dargestellt, wie man es auch aus dicken Coffeetable-Books kennen mag. Ein äußerst cleaner Look mit einer schleichenden, fast geistartigen Kameraführung. Immer tiefer wird man in die Geschichte hineingezogen und verliert das Bewusstsein letztlich doch nur als Beobachter durch die Szenerie zu fliegen. 

Cho Yeo-jeong in Parasite © Koch Films

Bong Joon-Ho festigt mit Parasite seine Position als einer der großen Autorenregisseure der Neuzeit. Auf geschickte  Art und Weise verbindet er wieder Gesellschaftskritik mit großem Unterhaltungskino. Unfassbar stilsicher navigiert er durch mehrere Genres ohne dabei die Geschichte und seine Charaktere aus den Augen zu verlieren. Untermalt von fantastischen Sets, einem Score, der sich nie in den Vordergrund spielt und Charakteren, die zumindest gefühlt aus dem Leben gegriffen sind. Chapeau Bong Joon-Ho – ich freue mich jetzt schon darauf dieses Meisterwerk erneut sehen zu dürfen. 

Parasite eröffnet den Seoultember auf Popcorn und Nachos – ein Monat in dem wir uns dem koreanischen Kino widmen, seid also gespannt auf weitere Filme aus dem fernen Osten!

Mit Burning, gab es dieses Jahr noch einen weiteren koreanischen Film, der die Presse und auch uns in seinen Bann gezogen hat. „Der beste Film, der jemals in Cannes gezeigt wurde!“ Bumm! Mit dieser Ansage starteteBurning auch endlich in den deutschen Kinos. Und was soll man sagen: Der Film bleibt zumindest lange im Gedächtnis. Was Flo dazu sagt, kannst du im Blogeintrag zu Burning nachlesen!


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