Schocktober #22: Blutgletscher

Stellt Euch mal vor, Heidi, Peter und der Alm-Öhi entdecken eines Tages eine blutrote Gletscherwand – und aus der heimatlichen Kinderserie wird plötzlich ein blutrünstiger Monster-Horrorfilm. Tja, fast genau das Gleiche passiert beim österreichischen Film Blutgletscher aus dem Jahr 2013. Grüß Gott, Schocktober #22.

Horror aus Österreich – klingt im ersten Moment wie eine merkwürdige Mischung, kann sich am Ende aber durchaus sehen lassen. Regisseur Marvin Kren hat mit Blutgletscher ein faszinierendes, handwerklich beachtenswertes Creature-Feature geschaffen, welches durchaus an den Charme eines The Thing oder Empire Of The Ants heranreicht. Klar, das Budget war nicht gerade üppig – doch Kren und sein Team haben es trotzdem geschafft, Blutgletscher in keinem Moment „billig“ wirken zu lassen.

Gejodelt wird später

In dem Film befinden wir uns in einer Klimaforschungsstation mitten in den österreichischen Alpen. Janek (Gerhard Liebmann) arbeitet dort als Techniker, seine drei anderen Kollegen kümmern sich um Messungen und andere Forschungs-Dinge. Eines Tages wird der Forschungsalltag jedoch kräftig durcheinandergebracht – Janek und sein Kollege Falk (Peter Knaack) entdecken mitten in den Bergen eine blutrote Gletscherwand. Schnell wird klar: Irgendwas stimmt da nicht. Und so findet sich das vierköpfige Team bald zwischen grausigen mutierten Lebewesen gefangen.

Das Schöne an Blutgletscher ist, dass man keiner nervigen Klischee-Teenie-Gruppe zuschaut, sondern bei einer authentischen Erwachsenengruppe dabei ist, die in ihren Taten auch immer wieder nachvollziehbar handelt Klar, einige Mini-Klischees (Da ist dann eben doch der Alm-Öhi dabei!) werden doch erfüllt, und auch die kleine Liebesgeschichte ist eher nervig als tragend – dennoch ist dies in allen Belangen verzeihbar und tut der eigentlichen Geschichte keinen Abbruch.

Na klar: In Blutgletscher wird es auch blutig © Drop-Out Cinema

Worauf es bei solchen Filmen natürlich ankommt, sind die Monster. Und hier muss man einfach ein großes Lob aussprechen. Handgefertigt, ohne große Effekte, ekelerregend und obskure Vermischungen aus Füchsen, Maden, Steinböcken und Asseln ergeben hier wirklich tolle Monster. Ein bisschen Puppentheater-Flair – und das ist in keiner Weise negativ gemeint. Man hat immer das Gefühl, die Kreaturen sind gerade tatsächlich im selben Raum wie die Figuren.

Kren rastet aus

Ganz großes Kino: Die österreichische Schauspielerin Brigitte Kren (Mutter des Regisseurs) spielt eine toughe Ministerin, die irgendwann in die Gruppe hineingeworfen wird. Sie ist – neben den Kreaturen – der heimliche Star des Films. Wortgewandt, ehrlich und skurpellos. In einer Szene rammt sie einen Bohrer immer und immer wieder in eine Kreatur hinein und wird von oben bis unten mit Kunstblut überschüttet. Das sorgt für johlenden Applaus im Kopf des Zuschauers und erinnert an radikales Slasherkino. Herrlich!

Alles in allem kann man sagen, dass Blutgletscher wirklich ein schönes Ding ist. Das Alpen-Szenario, der österreichische, gutmütig klingende Dialekt – und eben schön-grausame Mutanten-Tierchen, die ihrem Blutdurst nachgehen. Dazu ein, zwei schöne Wendungen – und fertig ist ein kleiner Geheimtipp für die gruseligen Halloween-Tage…


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