Official Secrets – Fragen nach Moral und Recht

Vor wenigen Wochen erschien “Permanent Record: Meine Geschichte” – die Biografie des Whistleblowers Edward Snowden. Ein Mann, der nach und nach den Deckmantel der USA lüftete und einen allumfassenden Überwachungsstaat entlarvte. Ein Mann, der alles opferte um das Richtige zu tun und sich seiner Regierung und ihrem Hunger nach Macht entgegenstellte. 2003 war es Katharine Gun, die alles aufs Spiel setzte, um den Irak-Krieg aufzuhalten. Official Secrets erzählt dabei mehr als nur ihre Geschichte.  

2003 – wir befinden uns kurz vor Beginn des Irak-Kriegs. Katharine Gun (Keira Knightley) ist als Übersetzerin für den britischen Geheimdienst tätig. Ihre Aufgabe: Das Übersetzen von gegebenenfalls äußert kritischen und teilweise streng geheimen Nachrichten. Unerwartet gelangt sie in den Besitz eines schockierenden Memos der USA. Darin heißt es, die Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sollten erpresst werden, um für eine Invasion zu stimmen und somit den Krieg in Irak zu befürworten und gut zu heißen. Ein Krieg, der in den Augen Guns Millionen von Menschen das Leben kosten wird. Ein Krieg, der unter falschem Vorwand geführt wird. Ein Krieg für den sie sich verantwortlich sehen würde. Um dem entgegenzuwirken trifft Gun den mutigen Entschluss das streng geheime Memo an die Presse weiterzugeben, um nicht nur ihr Gewissen reinzuwaschen, sondern auch um den Krieg womöglich aufhalten zu können Als Gun von der britischen Regierung jedoch inhaftiert wird, ihr kurdischer Ehemann Yasar (Adam Bakri) die Auslieferung droht und Reporter Martin Bright (Matt Smith), der sich der Story angenommen hatte, immer mehr in Gefahr gerät, bleibt Katherine nur noch eine Hoffnung: Menschenrechtsanwalt Ben Emmerson (Ralph Fiennes). 

Official Secrets basiert auf wahren Begebenheiten rund um Whistleblowerin Katharine Gun und dem daraus entstandenem Buch „The Spy Who Tried To Stop A War: Katharine Gun And The Secret Plot To Sanction The Iraq Invasion“ von Marcia und Thomas Mitchell. 

Katharine Gun (Keira Knightley) zerfressen von Gewissensbissen und ständiger Angst "Official Secrets" - © 2019 eOne Germany

Erinnerung an den Krieg

Der Irak-Krieg. Mehr als Bilder von Leuchtgeschossen, die über Dächer fliegen und zu Boden stürzenden Statue von Saddam Hussein, kann ich hierzu nicht abrufen. Mit knapp 10 Jahren konnte ich die Tragweite sowie die politischen Strippen und Beweggründe hinter diesem Krieg nicht verstehen. Zu komplex und nicht “nah” genug war mir das Thema damals. Ein Krieg wie jeder andere. “So ist das nunmal,”, dachte ich mir damals. Der Nullpunkt wurde gelegt und mein zehnjähriges Ich  hat sich damit abgefunden. Heute,  16 Jahre später, kann ich das alles mit anderen Augen und vor allem Weltbildern beleuchten. Deswegen war Official Secrets umso interessanter, denn er offenbarte mir ein Ereignis, von dem ich bis dahin nicht allzu viel wusste.

Die Theamtik rund um den Irak-Krieg, die widerrechtliche Invasion und die Whistleblowerin Katharine Gun wird wunderbar aufgearbeitet. Man könnte meine, dass ein so trockenes Thema sich auf der großen Leinwand verlaufen würde. Dreh- und Angelpunkt von Official Secrets ist jedoch, ob das Eingreifen, der United Kingdoms in den Irak-Krieg letztlich legal war und wie sich die Akte Katharine Gun dazu verhält. Fragen über Moral, Macht und vor allem Legalität werden über eine Laufzeit von 112 Minuten gestellt und wieder einmal wird dem Zuschauer offenbart mit welchen Mitteln die USA, UK und auch andere Regierungen agieren um Menschen daran zu hindern die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Ben Emmerson (Ralph Fiennes) steht Katharine Gun zur Seite "Official Secrets" - © 2019 eOne Germany

Official Secrets – ein Film mit Nachhall 

Keira Knightley überzeugt vollends und geht in ihrer Rolle als Katharine Gun vollkommen auf. Sie spielt die politisch interessierte undvor allem auch gänzlich involvierte Whistleblowerin mit Leib und Seele. Schon fast soweit, dass man sich selbst ein wenig schlecht fühlt nicht mindestens einen Funken politisch engagierter zu sein.

Ralph Fiennes als Menschenrechtsanwalt Ben Emmerson weiß ebenso zu überzeugen. Er bringt die nötige Ruhe in den Film und bildet den Fels in der Brandung. Ein Charakter, der unumstößlich für das Recht eintritt und auch alles dafür tut. Nicht anders zu erwarten ist auch, dass Ralph Fiennes von der ersten bis zur letzten Sekunde die Szenen mit seinem eisernen Willen an sich reißt.

Official Secrets überzeugt durch einen informativen, aber auch spannenden Blick hinter  Whistleblowerin Katharine Gun. Gespickt mit starken schauspielerischen Leistungen, lässt Official Secrets so den Fall Gun noch länger im Gedächtnis verbleiben. 

Bong Joon-Ho – ein Regisseur, dessen Filme geprägt sind von facettenreichen Charakterstudien und geschickt verschleierter Gesellschaftskritik. Mit Parasite trifft Bong Joon-Ho wieder einmal den Zeitgeist und wird mehr als verdient als erster südkoreanischer Film mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet. Hier geht es zu unserer Kritik zu Parasite


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