Nackte Konsumkritik mit Vorschlaghammer
Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer, die talentierten Sunnyboys des deutschen Kinos, haben nach „Der letzte Tag“ wieder einen Film zusammen gemacht. Während es in ihrer ersten Kollaboration noch um das altbackene Genieße-das-Leben-Thema ging, greifen sie in ihrem neuen Streifen den Konsumwahn der heutigen Gesellschaft an. Klingt ja schon mal nicht schlecht – oder?
Paul (Florian David Fitz) und Toni (Matthias Schweighöfer) sind seit ihrer Kindheit beste Freunde. Zusammen haben sie ein Start-Up gegründet und eine künstliche Intelligenz für Smartphones entwickelt. Als die beiden einen Käufer finden und kurz davor sind ihre Erfindung für vier Millionen Euro zu verscherbeln, gehen sie während einer wilden Partynacht eine folgenschwere Wette ein: Sie müssen ihr komplettes Hab und Gut für 100 Tage in einer Lagerhalle wegsperren und dürfen sich pro Tag nur einen Gegenstand zurückholen. Der Einsatz: Die jeweilige Hälfte ihres Gewinns aus dem Deal. Ob das gut geht?
Im Gegensatz zu seinen ersten Regiearbeiten schlägt Florian David Fitz in seinem neuen Film etwas ernstere Töne an. Es geht um Freundschaft, Verrat, Liebe, Familie und: Konsumkritik. Vor allem der letzte Punkt ist wichtig, den darf man nicht vergessen. Passiert aber auch nicht, weil einem das als Zuschauer permanent mit dem Vorschlaghammer serviert wird.
Konsumkritik ist im ersten Moment ja nicht schlecht. Und der Streifen ist natürlich besser als Til Schweigers pseudo-filmische Wurst-Platte aus Hasen, Küken und Silberrücken auf Klassenfahrt, die nun schon seit Jahren als Dauergast in den Kinos die Welt verpestet. Zudem ist der Film über weite Strecken auch sehr unterhaltsam, hat gute Gags (Augenbinde aus Teebeuteln) und an den richtigen Stellen Herz und eine Message. Doch jetzt kommt das „Aber“!
Der Film lebt zu 100% von seinen beiden gut aufgelegten Hauptdarstellern und ihrer spektakulären Chemie. Sie sind das unangefochtene Highlight. Und wären die zwei nicht an Bord, wäre „100 Dinge“ nur halb so gut. So wird man beim Schauen einfach nicht das Gefühl los, dass Schweighöfer und Fitz eigentlich zu gut für so etwas sind. Die haben’s drauf, können schauspielern, Regie führen und sind sympathisch und talentiert. Deswegen eine ernst gemeinte Frage: Muss das sein? Kann man sich dem Thema nicht anders nähern? Muss es denn wieder eine Komödie vom Reißbrett sein?
Denn wie die meisten deutschen Komödien hapert es an einigen Ecken und an einer im speziellen: Der obligatorischen Liebesgeschichte zwischen Schweighöfer und einer natürlich kaufsüchtigen Frau. Die ist so unglaubwürdig, gestellt und vor allem am Ende so überzogen kitschig, dass man gar nicht weiß, ob man lachen, weinen oder gar kotzen soll. Aber schlussendlich gibt es selbstverständlich ein Happy End und alle sind glücklich.
Klar, es handelt sich um eine Komödie. Die soll lustig sein und die Menschen unterhalten. Und das schafft sie auch. Aber wegen der Hammermethode, mit der einem die Konsumkritik ins Gesicht gedonnert wird, bleibt der Film über so viele Ecken sehr flach, einseitig und auch unauthentisch. Und das ist sehr schade, denn Fitz und Schweighöfer können es bestimmt besser. Dennoch es ist schon mal ein guter Anfang!
Von Martin Arnold
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