Beats: Viele Bässe, wenig Groove
Wenn Filme über DJs und ihren Weg zum möglichen Ruhm gemacht werden, ist dies oft verbunden mit Party-Szenen, Drogen-, Sex- und Gewaltexzessen. Nun läuft der Film Beats auf Netflix und versucht einen deutlich ruhigeren Weg zu gehen – verzettelt sich dabei aber leider zu oft in Belanglosigkeiten.
Regisseur Chris Robinson hat sich bisher vor allem durch Musikvideos einen Namen in der Szene gemacht. Mit Kanye West, Jay-Z und Alicia Keys hat er größtenteils Anfang der 2000er Jahre zusammengearbeitet. 2005 drehte er die Comedy ATL über seine Heimatstadt Atlanta mit dem Rapper T.I. in der Hauptrolle. Die letzten Jahre hat sich Robinson dann wieder mehr seiner Musikvideo-Leidenschaft gewidmet – nun folgte mit Beats also der zweite Langfilm.
Dicke Beats vom Bett aus
Nach dem Mord an seiner Schwester Kari (Megan Sousa) ist August (Khalil Everage) ein regelrechter Einsiedler geworden und verlässt nicht mehr sein Zimmer. Auch Augusts Mutter (Uzo Aduba) ist übervorsichtig und will ihr letztes verbliebendes Kind nicht mehr vor die Tür lassen. So kommt es, dass August sich mehr und mehr mit seinem Hobby – dem Erstellen von Beats – beschäftigt. Als eines Tages der Schul-Wachmann Romelo (Anthony Anderson) August wieder in die Schule bringen möchte, ist er von der Musik des Jungen begeistert. Als ehemaliger erfolgreicher Musikproduzent wittert Romelo natürlich seine Chance und will die Beats von August ganz groß herausbringen.
Leider sorgt das schwache Drehbuch jedoch dafür, dass Beats unter seinen Möglichkeiten bleibt. Anstatt sich auf zwei oder drei relevante Punkte in der Story zu konzentrieren und diese konsequent zu Ende zu erzählen, öffnen sich während des Films zahlreiche kleine Mini-Storys, die am Ende mehr oder weniger im Sand verlaufen. Die Liebesstory zwischen August und seiner Schulfreundin Niyah (Ashley Jackson) hat Potenzial, wird aber genauso mit Samthandschuhen angefasst wie die Story um den Tod von Augusts Schwester. Ist man sich zu Beginn des Films noch sicher, dass der Täter während des Films nochmal relevant wird, hat man am Ende wieder alles darüber vergessen. Auch das Trauma, welches August nach dem Tod seiner Schwester hat, wird im Film nur nachlässig behandelt. Beim ersten Treffen mit Romelo bekommt der Hobby-DJ noch eine Panikattacke, beim zweiten Treffen ist dann alles überhaupt kein Problem mehr? Unglaubwürdig!
Zu viel Handlung
Auch der Handlungsstrang von Romelo macht viele Türen auf, ohne sie letztlich jedoch wieder ordentlich zu schließen. Auch bei ihm gibt es eine Liebesgeschichte, dazu kommt seine Vergangenheit als Musik-Produzent und die zweite Chance, die sich nun aufmacht – und dann natürlich noch die Verbindung zu August. Und achja, als Moralapostel und Verbindung zwischen August und seiner Mutter muss er natürlich auch noch herhalten. Alles einfach viel zu viel…
Erzählt mir die Geschichte mit der Verbindung zwischen dem in die Jahre gekommenen Musikproduzenten und dem Jungen, der sein Haus nie verlässt. Lasst den ganzen Liebeskram weg. Packt noch ein bisschen Gang- und Bandenkriminalität von den Straßen Chicagos oben drauf – und zack, ist der Film fertig. Diesen Weg geht Beats aber leider nicht…
Die Schauspieler können dagegen teilweise überzeugen. Besonders Khalil Everage – ein absoluter Newcommer – macht seine Sache mehr als gut. Anthony Anderson dagegen wirkt nicht so richtig bei der Sache und kann die Connection zu August nie glaubhaft auf die Leinwand transportieren. Wer Bock hat, hört sich einfach den Soundtrack des Films an. Denn der ist tatsächlich ziemlich gut – und übertrumpft ähnliche Filme wie We Are Your Friendes mit Zac Efron oder Eden deutlich.
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