Hot Air – Den Populisten die Stirn bieten
In Hot Air geht es um einen Radiomoderator, der vor allem durch seine bissigen und durchweg populistischen Kommentare auffällt und provoziert. Eines Tages sucht ihn seine Nichte auf und hofft auf Unterstützung. Hier treffen zwei Welten aufeinander – der Grundstein für einen interessanten Film ist zumindest schon mal gelegt. So ganz die Erwartungen kann er am Ende jedoch nicht erfüllen…
Regisseur Frank Coraci ist vor allem durch seine Adam Sandler- und Kevin Smith-Filme wie Click oder Der Zoowärter bekannt. Während diese Streifen ohne Diskussion im Comedy-Segment anzusiedeln sind, muss man bei Hot Air ein wenig überlegen, welches Genre hier jetzt eigentlich gerade läuft. Tragikomödie fasst es am Ende wohl am besten zusammen.
Radiomoderator Lionel Comb (Steve Coogan) verbreitet seine rechts-konservativen Meinungen in der ganzen Bevölkerung – und heimst dafür mehr und mehr Kritik ein. Dennoch lässt er sich nicht beirren und bleibt seinen Prinzipien treu, auch wenn die Quote mehr und mehr leidet. Eines Tages taucht seine 16-jährige Nichte Tess (Taylor Russell) plötzlich bei ihm auf und bittet um Hilfe. In Tess findet der Moderator schon bald einen ebenbürtigen Sparringpartner: Sie ist klug, entschlossen, dreist, ehrlich und zwingt ihren Onkel, sich den komplizierten Familienverhältnissen zu stellen, die er hinterlassen hat.
Fast eine kleine Weihnachtsgeschichte
Comb schlüpft im Zuge dessen ein wenig in die Rolle eines Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte. Das allseits bekannte Leitmotiv lautet: Ein „schlechter“ Mensch findet durch einen guten Menschen wieder Freude am Leben. Wobei Freude hier das falsche Wort wäre. Man könnte es wohl besser Demut nennen. Auch eine Verbindung zum eben erst angelaufenen Late Night mit Emma Thompson kann man problemlos herstellen – nur das Setting ist ein anderes. Nämlich das Radio. Und damit das gesprochene Wort.
Und genau diese Szenen sind die stärksten im gesamten Film. Wenn Comb in seiner Radioshow seine Zuhörer in Grund und Boden redet und seine Rednerkünste so deutlich zum Vorschein bringt – dann ist das auf eine merkwürdige Art schon ziemlich beeindruckend. Und dass Coogan es als Radiomoderator drauf hat, bewies er schon in den 90ern mit seiner selbst erschaffenen Kunstfigur Alan Partridge in der BBC-Comedyradioserie On The Hour. Noch viel beeindruckender und das Highlight des Films ist dann aber die Szene, in der Coogan als Gast in einer Fernseh-Talkshow nicht nur sich selbst und seine Dampfhammer-Ansichten entlarvt – sondern gleichzeitig auch jeden einzelnen Zuschauer, der ihn kritisiert. „Ihr wählt einen geistesgestörten Betrüger, nur um zu sehen, was passiert“ – diese Aussage ist on Point und sorgt für Gänsehaut.
Genau solche Szenen sind jedoch leider Mangelware. Das Streben, 2019 endlich mal einen Film zu bekommen, der als bissige Polit-Satire – fernab von Michael Moores einseitigen Dokus – endlich mal ein Exempel markiert, bleibt leider auch nach Hot Air bestehen. Die Chance der ausgiebigen Demaskierung des Systems wird nur bedingt ausgespielt, zu oft rückt der Fokus dann doch wieder auf die zwar nette, aber letztlich doch eher uninspirierte Familiengeschichte.
Maue Komödie
Taylor Russell macht ihre Sache zwar gut, dennoch merkt man als Zuschauer schnell, dass sie nicht wirklich wie eine erst 16-jährige Teenagerin wirkt (im echten Leben ist sie 25). Dies sorgt für die fehlende Glaubwürdigkeit und stört somit gewaltig in der Plotline des sich zum Guten wandelnden Moderators. Die Comedy-Elemente wirken zudem leider recht platt – da wird mal mit Milch rumgespritzt und mal inflagranti beim Schäferstündchen erwischt, hier hätte Subtilität nicht geschadet.
Wirklich schade: Hot Air ist wirklich kein schlechter Film. Vor allem Stve Coogan macht seine Sache außerordentlich gut. Dennoch verpassen die Macher eine große Chance, sich wirklich in den Köpfen der Zuschauer einzubrennen. So hat man am Ende eine mittelprächtige Komödie mit zwei, drei kleinen Spitzen, die aber keinem wirklich weh tun.
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