Fractured – Hochbesetzter Placebo-Effekt
Die große Netflix-Armada bringt regelmäßig Filme aus eigener Produktion hervor. Nun startete Fractured beim Streaminganbieter. Eine ordentliche Besetzung und eine interessante Grundidee lassen zumindest Aufhorchen. Doch was taugt der Film am Ende wirklich?
Ray (Sam Worthington) und seine Frau Joanne (Lily Rabe) sind mit der geminsamen Tochter Peri (Lucy Capri) auf dem Highway unterwegs nach Minneapolis, um vom diesjährigen Thanksgiving nach Hause zu kommen. Als Ray eine Tankpause einlegt, wird Peri von einem Hund auf der Tankstelle angegriffen – und fällt in ein paar Meter in eine Baustellengrube. Ray springt ihr zwar noch hinterher, doch er kann einen gebrochenen Arm nicht verhindern. Ray und Joanne probieren das nächste Krankenhaus zu anvisieren und weisen Peri dort ein. Doch nach einiger Zeit verschwinden beide Frauen aus dem Blickfeld von Ray und er ahnt, dass das Krankenhaus ein böses Spiel mit den beiden treibt. Doch alle Anschuldigungen werden zurückgewiesen: Ray sei doch verrückt. Ein Psychokampf beginnt.
Ja, diese Story gab es doch schon einmal? Anno 2010, mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle? Shutter Island hat jenes Katz und Maus Spiel erfunden, es folgten Streifen wie A Cure for Wellness. Und Fractured reiht sich genau in diese Reihe ein. Zumindest den ganzen Handlungsverlauf über will der Film nichts weiter als eine alternative Shutter Island-Version, das gelingt aber nicht so recht…
Der Zuschauer hat doch diese Filme alle gesehen, da muss es schon mehr als eine durchschnittliche Schauspielleistung sein, um das Publikum aus der Reserve zu locken. Und wieder einmal ist das Drehbuch ein Problem: Es gibt jene Regel in der Literatur, dass sich ein Zuschauer belügen lässt und weiß, dass der Film (oder der Inhalt eines Buches) nicht real ist. Aber es gibt hier so viele Faktoren, die einen wieder rauswerfen aus der Fiktionswelt: Polizisten, die in einem Dialog komplett ausrasten und sich vergessen oder ein Ray der per Hechtsprung drei Meter in eine Kiesgrube springt, nur um dann meterweit neben seiner Tochter zu landen. So etwas grenzt schon fast wieder an Trash, so ehrlich muss man sein. Die Musik ist leider auch an vielen Stellen zu überspitzt, fast schon auffällig zugedröhnt.
Fractured hat aber dennoch ein paar gute Seiten. Denn gerade am Anfang, als die Familie auf dem Highway unterwegs ist, fühlt man sich, als wäre das der Anfang für einen guten Horrorfilm. Das Setting stimmt, die Kamera fährt gut mit. Und auch die Dialoge sind den ganzen Film über mit ein paar Ausnahmen relativ solide, das Pacing im großen und ganzen auch gut.
Wer also einen durchschnittlichen Film erwartet und seine Erwartungen in ein inoffizielles Shutter Island-Reboot ein wenig herunterschraubt, wird nicht enttäuscht. Für den ganz großen Wurf reicht es natürlich nicht aber Fans von Psychothrillern könnten an einigen Stellen durchaus Spaß haben. Eine klare Filmempfehlung möchte ich aber an dieser Stelle auslassen.
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