Schocktober #30: Ari Aster und Hereditary

Ari Aster, eine Filmemacher, der mit seltsamer Satire um familiäre Beziehungen im Filmbusiness Fuß fasst, erforscht nun, was im Kern dieses möglicherweise traumatisierenden Themas liegt.

“You know what Freud says about the nature of horror?” fragt uns Chester in der finalen Szene von C’est La Vie, einer von Asters Kurzfilmen, während er fast in Tränen ausbricht. “He says that’s when the home becomes unhomelike. Unheimlich. And that’s what this whole place has become. This whole time, and fuckin’ country and everything else. It’s unheimlich.”

Unheimlich. Angst zu haben an einem Ort, an dem du sicher sein solltest – dein Zuhause. Wenn ein geliebter Mensch dich zutiefst verstört oder gar versucht, dich zu töten, dann wird das Zuhause zum Horror. Besonders einprägsam, und ja auch verstörend, ist The Strange Thing About The Johnsons – übrigens mein Lieblingsshort von Ari Aster. 

Doch genug über die Johnson und ihr inniges Verhältnis. Kommen wir nun zu einem meiner Horrorfilm Highlights der letzten Jahre Hereditary. 

Ein sorgfältig gearbeiteter Horrorfilm der alten Schule, der dich für die nächsten Nächte traumatisiert und verfolgt. Nicht wegen einfacher Jump Scares, sondern weil er eine der stärksten Bindungen des Menschen zeigt und sie mit erschreckender Präzision langsam zerstückelt.

Toni Collette in "Hereditary" - © A24

Aber was kann man sonst noch von Ari Aster erwarten? Eine sehr The Shining-ähnliche Kamera, die sich langsam durch die Szenerie bewegt, hinter den Charakteren verweilt, als ob etwas immer zuschaut, immer da ist und sie ständig verfolgt. Dabei werden die Shots etwas zu lange gehalten, aber gerade diese Sekunden sind es in denen es unangenehm wird und man flüchten will. Jedoch nur für ein paar Sekunden, bis der nächste Schnitt kommt und man endlich Luft holen kann.

Toni Collete liefert die Rolle ihres Lebens. Verzweifelt, verrückt, subtil, beunruhigend und beängstigend. All das, während sie ständig mit den Schrecken kämpft, die ihr in den Weg geworfen werden und sie an den Rand der Vernunft treiben. Mit einer Energie und enormen Kraft habe ich dank ihr mehr als einmal Gänsehaut bekommen. 

Hereditary ist nicht für jedermann, aber wenn man sich für solch eine Erfahrung öffnet, wird er sich zu einer kleinen, aber einprägsamen Liste von Filmen hinzugesellen, die sorgfältig und geduldig einem den letzten Nerv rauben.


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