Bernadette – Exzentrisch und liebevoll zugleich
Bernadette Fox (Cate Blanchette) war vor 20 Jahren eine gefeierte Künstlerin und berühmte Architektin. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann Elgie (Billy Crudup) und ihrer Tochter Bei (Emma Nelson) in einer riesigen heruntergekommmen Villa inmitten einer beschaulichen Vorstadtnachbarschaft von Seattle, umringt von lästig wuchernden Brombeerbüschen. Doch nicht nur das Unkraut ist lästig. Auch die Nachbarn, ihr Leben und nun ja einfach alles. Aus Bernadette, einem liebenden Familienmenschen ist eine exzentrische Frau geworden, der die Meinungen anderer Menschen vollkommen egal ist. Viel lieber setzt sie ihren Willen durch und macht dabei ihr eigenes Ding – ohne Rücksicht auf andere…Als diese Rücksichtslosigkeit nicht nur ihre Nachbarin Audrey fast ihr gesamtes Haus kostet, sondern ihre eigene Familie fast bankrott geht, verschwindet Bernadette plötzlich.
Cate Blanchett – die bessere Blue Jasmin
Richard Linklater steht für den Moment, für Einblicke in ein Leben, die schnell an uns vorbeiziehen und in ihrer Leichtigkeit und Unbeschwertheit mitreißen. In Dazed and Confused ist es ein Highschool-Sommertag. In Everybody Wants Some sind es College Studenten und in Boyhood verfolgen wir Linklaters Schauspielriege sogar 12 reale Jahre. Slice-of-Life ist ein Genre, das Linklater geprägt hat und zum Teil auch für sich beansprucht hat. Doch neben den Slice-of-Fimen hat sich Linklater auch gerne in anderen Genres ausgetobt.
Mit Bernadette geht Linklater wieder andere Wege und nimmt sich einer konkreten Gechichte an. Er adapierte für seinen neuesten Film die Buchvorlage Where’d you go Bernadette von Maria Semple und holte sich dafür die fantastische Cate Blanchett mit ins Boot.
Bernadette Fox eine exzentrische Frau, die im Inneren eine liebende Mutter und Ehefrau ist. Ambivalent, interessant und gewissermaßen auch vielschichtig. Perfekt für eine Schauspielerin wie Cate Blanchett, die bereits in Blue Jasmine eine ähnliche Rolle spielen durfte. Da wären wir auch schon bei den großen Lobeshymnen zu ihrer Leistung. Unfassbar skurril und ja fast schrullig und eingeschnappt kommt Bernadette daher. Mal legt sie sich mit Nachbarin Audrey (Kristen Wiig) an, schläft beim Pillenkauf in der Apotheke auf dem Sofa ein oder gibt ihre Kreditkartendaten an ihre ominöse indische Assistentin weiter. Alles ein bisschen schräg, aber man liebt Bernadette trotzdem ab der ersten Sekunde, denn wie ihr Mann und ihre Tochter sagen: Wir haben uns an sie gewöhnt und lieben sie. Genau hier liegt auch die Magie von Bernadette. Ein bisschen schrullig, ein bisschen überdreht und doch liebevoll gegenüber den Menschen, die sie am meisten schätzt. Man spürt, dass sie sich Mühe gibt, dass sie alles besser machen will, auch wenn es dafür mehr als einen Anlauf benötigt. Wirft man hier noch Cate Blanchett hinzu haben wir mit Bernadette Fox wohl die wirklich von Herzen schrulligste Architektin ihrer Zeit.
Jetzt könnte man annehmen, dass durch die ganze Skurrilität der Bezug zum Zuschauer ein wenig verloren geht. Gerade wenn es sich um Nachbarin Kristen Wiig dreht oder um Bernadettes Assistentin. Das sind aber nur kleine Stolpler in einer sonst sehr nahbaren Familiengeschichte, denn ja Bernadette glänzt vor allem durch die Mutter-Tochter Beziehung. Egal was kommt Bernadette und Bee halten zusammen, kämpfen für- und umeinander und folgen sich sogar bis zum eisigen Südpol.
Linklater weicht von eingefahrenen Wegen ab und Cate Blanchett liefert eine ihrer liebevollsten und spaßigsten Leistungen ab. Dazu noch die verzwickte Suche nach einer Muse und wir haben einen herzerwärmenden und kurzweiligen Film.
Richard Linklater
Comedy, Mystery, Drama
Cate Blanchett, Emma Nelson, Billy Crudup, Kristen Wiig, Judy Greer, Laurence Fishburn, Troian Bellisario.
Producers: Brad Simpson, Ginger Sledge, Nina Jacobson, Megan Ellison, Maria Semple, Jillian Longnecker. Writer: Richard Linklater, Vincent Palmo jr., Holly Gent Palmo, Maria Semple. Editor: Sandra Adair. Production Design: Bruce Curtis. Camera: Shane F. Kelly. Music: Graham Rynolds.
Booksmart
Molly und Amy blicken auf eine Schulzeit zurück, die voller Lernerei war doch das wollen die beiden am letzten Tag ihrer Highschoolzeit nochmal ändern. Endlich findet das Regie-Debüt von Olivia Wilde auch den Weg in die heimischen Lichtspielhäuser. Warum Booksmart auch hierzulande wohl den ein oder anderen Lachmuskel strapazieren wird, erfahrt ihr wie immer in unserer Kritik zum Film!
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