Hinsehen verboten!

Neue Welten mit neuen innovativen Ideen sind immer gerne gesehen. Und so ist es kein Wunder, dass das Buch The City & The City von China Miéville 2009 Preise abräumte und mit seiner originellen Handlung die Massen begeisterte. Jetzt, zehn Jahre später, folgt die Serie. In vier Folgen á 60 Minuten, erzählt die Mini-Serie die Story von den zwei Städten am selben Ort…

Die Städte Besźel und Ul Qoma befinden sich geografisch an exakt dem gleichen Ort, aber in parallelen Welten mit unterschiedlicher Kultur und Sprache. An manchen Stellen gibt es Übergänge und die Bewohner der jeweiligen Stadt mussten von Kindesbeinen an lernen, die jeweils andere Stadt nicht zu sehen und ihre selektive Wahrnehmung zu schulen. Bei Verstoß dieser Gesetze gelten schlimme Strafen.

Eines Tages wird in Besźel die Leiche der jungen Studentin Mahalia gefunden. Problem: Die Tote kommt eigentlich aus Ul Qoma. Die Ermittlungen in diesem sonderbaren Mordfall führen Inspektor Tyador Borlú (David Morrissey) in einen seltsamen Strudel aus Geheimnissen und Mysterien: Mahalia studierte die Theorie einer geheimnisvollen dritten Stadt neben Besźel und UI Qoma – genauso wie Borlús Frau Katrynia (Lara Pulver, True Blood), die vor einigen Jahren plötzlich spurlos verschwand. Und so macht sich Borlú selbst auf den Weg und legt sich dabei mit der undurchschaubaren Organisation Ahndung an.

Tyador Borlú (David Morrissey) auf der Suche nach dunklen Geheimnissen. © BBC

 

David Morrissey dürfte einigen noch aus The Walking Dead bekannt sein, wo er sich als bitterböser Governer in die Herzen der Fans spielte. Als ermittelnder Kommissar überzeugt Morrissey durchaus und verkörpert das Wirrwarr, welches sich nach und nach in seinem Kopf manifestiert, sehenswert. Auch die anderen Darsteller überzeugen – darunter auch Christian Camargo (Dexter) als schmieriger Dr. Bowden, der mehr weiß, als er zugibt.

Das Universum bietet in jedem Fall eine Menge Potenzial für spannende Geschichten. Im Buch scheint das hervorragend gelungen zu sein, in den vier Folgen der Mini-Serie gelingt das nur bedingt. Man wünscht sich mehr Zeit, den komplexen und teilweise philosophischen Gedankenströmen der Protagonisten Raum zu bieten. Einige Handlungsstränge verlaufen im Nichts, andere Handlungsstränge verlieren sich im erzählerischen Ausmaß und wirken am Ende dann doch eher belanglos. Inwieweit sich dabei an die Buchvorlage gehalten wurde, konnten wir jetzt nicht abschätzen – das Buch ist aber bestellt und muss spätestens beim nächsten Urlaub dran glauben.

DENN: Die Ideen, die hinter der Geschichte stecken, sind wirklich fantastisch. Dass ein Kriminalfall solch ein Städtekonstrukt erschüttert, ist natürlich ein einfacher und viel gegangener Weg – schmälert aber nicht das Erlebnis. Leider hat die Serie nicht den erhofften Knalleffekt gehabt, von einer echten Enttäuschung ist sie aber auch entfernt. Auf einer weiteren Ebene regt The City & The City gewiss auch zum Nachdenken an: Leben wir vielleicht schon Parallelwelten und sehen nur Dinge, die wir sehen wollen oder dürfen? Als Gesellschaftskritik dient die Serie zumindest als Aufhänger.

Fazit: Ein klassisches „Kann man auf jeden Fall machen“ passt hier wohl wie die Faust aufs Auge. Die vier Folgen sind schnell weggeguckt und unser Autor hat sich im Nachgang sogar die Buchvorlage bestellt, da der Grundgedanke der Serie definitiv spannend ist.

The City & The City

Produktionsland: USA
Folgenanzahl: 4 (jeweils 60 Minuten)
Verfügbar über: DVD oder Blu-Ray


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