Dogs oder Blocks?

Die Story
Die Leiche von Orkan Erdem, Superstar der deutschen Fußballnationalmannschaft,wird mitten in Berlin Marzahn gefunden. Bei den Nachforschungen ergibt sich ein wirres Geflecht, in dem ein arabischer Familienclan, eine rechtsradikale Untergrundorganisation und die osteuropäische Wettmafia eine relevante Rolle spielen. Von der Grundprämisse durchaus eine interessante Ausgangssituation – Potenzial für eines pannende Aufarbeitung des Plots von Dogs Of Berlin wäre in jedem Fall vorhanden gewesen

4 Blocks verzichtet dagegen auf komplexe Handlungsstränge –zumindest noch in Staffel 1. Es geht um die Ahmadis, eine der führenden Clanfamilien in der Hauptstadt und deren Machenschaften in und um Berlin. In Anlehnung an die Sopranos werden in 4Blocks nicht nur die wirtschaftlichen,sondern auch die familiären und damit emotionalen Hintergründe der Figuren beleuchtet. Dies macht 4 Blocks eher zu einer Milieustudie, die unfassbar spannend zu beobachten ist, als zu einer actiongeladenen Story mit Hollywood-Ambitionen.

Die Schauspieler
Felix Kramer und Fahri Yardim spielen die Hauptrollen in Dogs Of Berlin, können allerdings nur selten überzeugen. Vor allem Yardim will in seine Rolle als homosexueller türkischstämmiger Cop einfach nicht so richtig rein passen und ist weit weg von seinen Glanzmomenten in Jerks und selbst den soliden Auftritten in den Schweiger-Tatorten. Kramer schafft es ebenfalls nicht, seiner eigentlich vielschichtigen Figur, ein glaubwürdiges Gesicht zu geben. Sein verschmitztes Lächeln ist zwar sympathisch, schauspielerisch in vielen Szenen jedoch absolut unpassend. Katharina Schüttler als Kurts Ehefrau Paula schafft es zumindest in einigen Momenten ihre Rolle als zutiefst in ihrem Alltaggefangene, nach außen kühle Ehefrau aufs Parkett zu bringen. Ein Lichtblick. In den Nebenrollen können zudem noch Constantin von Jascheroff als misstrauischer Ermittler, sowie Misel Maticevic als osteuropäischer Wettmafia-Pate zumindest ein bisschen überzeugen. Ansonsten bleibt das Ensemble erschreckend blass. Gangster-Rapper Sinan-G sieht zwar böse aus, hat aber definitiv noch nie eine Schauspielschule von innen gesehen.

Auch bei 4 Blocks tummeln sich echte Gangster-Rapper vor der Kamera. Doch anders als bei Dogs Of Berlin, schaffen sie es hier irgendwie, die Herzen des Zuschauers zu gewinnen. Veysel ist der heimliche Star der Serie und schafft es mit seiner unfassbaren aggressiven Ausstrahlung, seiner Figur Abbas Hamady die genau richtige Menge an Boshaftigkeit zu geben. Und selbst Massiv – auch wenn er wohl nie einen Oscar gewinnen wird – schafft es, mit nur zwei, drei Blicken, seine Figur glaubhaft auf den Bildschirm zu transportieren. Die Hauptperson der Serie ist und bleibt aber natürlich Kida Khodr Ramadan, der als Familienoberhaupt Toni Hamady alle Hände voll zu tun hat und sich nicht nur um die Geschäfte, sondern auch um diverse private Angelegenheiten kümmern muss.Das macht Ramadan mit so einer Leichtfüßigkeit und Souveränität, dass man ihm einfach gerne durchgehend zuschauen möchte. Und wäre das schon nicht genug, spielte Frederick Lau in der ersten Staffel die zweite Hauptfigur. Zu Laus Schauspiel braucht man mittlerweile wohl nicht mehr allzu viel zu sagen – nicht nur ein guter Typ, auch ein klasse Schauspieler.

Fahri Yardim und Felix Kramer spielen die Hauptrollen in Dogs Of Berlin
© Netflix

Auch bei 4 Blocks tummeln sich echte Gangster-Rapper vor der Kamera. Doch anders als bei Dogs Of Berlin, schaffen sie es hier irgendwie, die Herzen des Zuschauers zu gewinnen. Veysel ist der heimliche Star der Serie und schafft es mit seiner unfassbaren aggressiven Ausstrahlung, seiner Figur Abbas Hamady die genau richtige Menge an Boshaftigkeit zu geben. Und selbst Massiv – auch wenn er wohl nie einen Oscar gewinnen wird – schafft es, mit nur zwei, drei Blicken, seine Figur glaubhaft auf den Bildschirm zu transportieren. Die Hauptperson der Serie ist und bleibt aber natürlich Kida Khodr Ramadan, der als Familienoberhaupt Toni Hamady alle Hände voll zu tun hat und sich nicht nur um die Geschäfte, sondern auch um diverse private Angelegenheiten kümmern muss.Das macht Ramadan mit so einer Leichtfüßigkeit und Souveränität, dass man ihm einfach gerne durchgehend zuschauen möchte. Und wäre das schon nicht genug, spielte Frederick Lau in der ersten Staffel die zweite Hauptfigur. Zu Laus Schauspiel braucht man mittlerweile wohl nicht mehr allzu viel zu sagen – nicht nur ein guter Typ, auch ein klasse Schauspieler.

Die Inszenierung/Technik
Regisseur Christian Alvart weiß, wie großes Bumm-Bumm geht. Die Tschiller-Tatorte erinnern oft an eine etwas abgeschwächte Michael Bay-Version – kein Wunder, dass auch Dogs Of Berlin in dieser Hinsicht wieder einiges zu bieten hat. Gleich die erste Szene der Serie lässt das Fanherz höher schlagen. Eine toll inszenierte Kamerafahrt in die Wohnung, in der gerade Kramer und seine Geliebte ihr Techtelmechtel vollziehen. Auch sonst gelingt Alvart die Inszenierung von Berlin ganz ordentlich, er spielt viel mit Licht und Dunkelheit und schafft es so, eine ganz eigene Atmosphäre zu erschaffen. Doch dann kommt Folge 3: Das Fußballspiel zwischen Deutschland und der Türkei. Und bei allem Respekt für die Bedeutung der künstlerischen Freiheit – was man hier plötzlich zu sehen bekommt, erinnert mehr an einen Hanuta-Werbespot, als an ein echtes Fußballspiel. Komplett überbeleuchtet, viel zu glatt und sauber – da ist das Kopfschütteln vor dem TV-Gerät schon vorprogrammiert. Dieser Riesenfauxpas schmälert somit leider die ansonsten solide Technik und ist hochgradig peinlich. Auch der Soundtrack bleibt leider deutlich hinter den Erwartungen zurück und schafft es nicht, eindringlich im Ohr zu bleiben wie bei der Konkurrenz (siehe unten).

4 Blocks wirkt alles in allem unauffälliger, dreckiger, glaubwürdiger und macht aus Wenig Viel. Tolle Kameraarbeit, gute Schnitte und ein Wahnsinnssoundtrack runden das Erlebnis des Schauens ab. Die regelmäßigen Drohnenflüge über Berlin mit Tracks von Veysel sorgen auch bei Nicht-Berlinern für Gänsehaut. Im Gegensatz zu Dogs Of Berlin, weiß 4 Blocks genau, wann Schluss ist mit Überinszenierung. Die Actionsequenzen sind niemals zu lang gehalten und führen so nicht zu Übersättigung.

Frederick Lau erledigt dreckige Geschäfte in 4 Blocks
© Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.

Die Authentizität
Überspitzt formuliert, wirkt Dogs Of Berlin leider zu oft wie ein satirischer Blick auf die Berliner Kriminalität. Die Gespräche zwischen den Klanmitgliedern sind hölzern und belanglos, es wird oftmals versucht, dem Zuschauer mit der Brechstange ein arabisches Wort nach dem anderen aufzuschwatzen. Besonders die Gespräche zwischen dem jungen Drogenkurier Murad, der einen auf Eminem machen und seine Rapkarriere nach vorne bringen möchte, und Raif Tarik-Kamir, Cousin des Klanchefs und Fahrer für alle möglichen Aufträge, sind fast schon zum fremdschämen. So würden keine jungen Männer aus sozial schwachen Gegenden Anfang 20 miteinander sprechen. Auch die kriminellen Strukturen, die in der Serie abgebildet sind, sind mehr als fragwürdig. Wenn es um Fußballwetten geht,sind arabische Familien meistens nicht zu finden – hier reagieren in der Realität die osteuropäischen Klans. Auch sonst wirkt das dargestellte Berlin wie eine Persiflage auf sich selbst. Große Lagerhallen, verschanzte Wettbüros im Hinterzimmer, dreckige Hotelzimmer – das alles mag es zwar geben, doch hier wird der Klischeeteller bis auf den letzten freien Platz voll belegt.

4 Blocks spielt auch mit Klischees – macht dies jedoch, ohne dabei zu übertreiben. Die Klanverhältnisse könnten so der Realität entsprechen,die Gespräche zwischen den einzelnen Protagonisten stammen aus dem echten Leben und Greenscreen-Fußballspiele braucht es hier auch nicht.

Fazit
Letztlich bleibt zu sagen, dass 4 Blocks die deutlich bessere deutsche Gangsterserie ist. Gerade in Sachen Authentizität und Glaubwürdigkeit, überzeugt sie auf ganzer Linie und schafft es somit, die aufgebaute Spannung konsequent aufrecht zu erhalten. Dogs Of Berlin hat in ihrer Geschichte zwar Potenzial, wird aber durch komplett krude Dialoge und ein ganz schlimmes Greenscreen-Fußballspiel ziemlich unansehnlich.

 

Von Florian Teichert

 


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