Die nächste Netflix-Apokalypse

Eine Apokalypse steht an? Ab zu Netflix! So ist es auch dieses Mal geschehen und ein weiterer Endzeit-Thriller ist auf der Streamingplattform gelandet. Bird Box läuft seit dem 21.12. auf Netflix.

Im Mai bescherte uns Netflix bereits die Zombieapokalypse Cargo mit Martin Freeman in der Hauptrolle, und im April brach A Quiet Place das Schweigen an den Kinokassen und ließ das Herz von vielen Genrefans höher schlagen. Zum Ende des Jahres kommt Bird Box doch unscheinbar daher, und das, obwohl er alleine durch seine frische Idee schon den ein oder anderen Genre-Enthusiasten vor die heimische Kinoleinwand ziehen wird.

Eine mysteriöse Panik bringt die Welt an ihren Abgrund. Ganz allein durch ihren Anblick, denn sobald man dem Schrecken Auge in Auge gegenüber steht, wird man mit seinen schlimmsten Ängsten konfrontiert und bringt sich daraufhin selbst um. Kleiner Spoiler: Ein Debakel, wie M. Night Shyamalans unfreiwillig komisches Selbstmordkommando The Happening findet ihr hier nicht vor, dafür aber stimmig inszeniertes Chaos, und auf seine eigene beiläufige Art Suizide, die den Zuschauer mehrfach tief treffen könnten.

 

Sandra Bullock spielt die Hauptrolle im neuen Netflix-Thriller Bird Box © Merrick Morton/ Netflix
Sandra Bullock spielt die Hauptrolle im neuen Netflix-Thriller Bird Box © Merrick Morton/ Netflix

 

Könnten ist hier leider das Stichwort, denn so interessant die Idee hinter Bird Box sein mag, desto langweiliger gestaltet sich das Abhaken sämtlicher Genreklischees. Eine klassische selbstzerstörerische Gruppendynamik entwickelt sich “dank” verschiedenster Charaktere und führt letztlich zum Zerfall der Gruppe der Überlebenden. Zumindest die obligatorische Suche nach Lebensmitteln wird mit einer frischen Idee beschert, denn aufgrund der zwanghaften Blindheit außerhalb des Unterschlupfes, kommt es zur sprichwörtlichen Fahrt ins Blaue. Die Scheiben eines Jeeps werden mit schwarzer Farbe bemalt und von innen abgeklebt. Als Auge dient das Navigationssystem und die Abstandssensoren. Es piepst– es knirscht – etwas zerberstet – der erste leblose Körper wird überfahren. Eine interessante Idee, die jedoch weder spannend noch packend inszeniert ist.

Da wären wir leider auch schon beim Hauptkritikpunkt. Spannend oder besonders mitreißend geht es bei Bird Box kaum zu. Es gibt zwar ein, zwei Ausreißer – diese bleiben allerdings Ausnahme, und werden schnell vom trägen Tempo und der wirren Erzählweise überschattet. Verstärkt wird dieses Gefühl zudem durch das ständige Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Zeitebenen. Dies lässt keinerlei Spannung aufkommen und stört den Erzählfluss.

Bird Box lässt sich wohl als kleiner ungewollter Bruder von A Quiet Place und Cargo sehen. Inszenatorisch deutlich schwächer und was Charakterentwicklung angeht, haben Martin Freeman und John Kasinksi schon gezeigt wie es laufen muss.

Für Genreneulinge interessant – für Alteingesessene reicht es nur zum Nebenbei laufen lassen. 

Regie: Susanne Bier

Genre: Drama, Horror, Sci-Fi

Crew: Screenplay: Eric Heisserer, based on the novel by Josh Malerman. Camera (color, widescreen): Salvatore Totino. Editor: Ben Lester. Music: Trent Reznor, Atticus Ross

Cast: Sandra Bullock, Trevante Rhodes, Jacki Weaver, Rosa Salazar, Danielle Macdonald, Lil Rel Howery, Tom Hollander, Colson Baker, BD Wong, Julian Edwards, Vivien Lyra Blair, Sarah Paulson, John Malkovich


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