Polar – mit Schund zurück zu alten Netflix-Wurzeln?

In letzter Zeit hat sich Netflix vom ständigen Trashfilmgewitter erholen können. Mit Releases wie The Other Side of the Wind, Happy as Lazzaro, Roma und The Ballade of Buster Scruggs, von denen die beiden Letzten sogar für mehrere Academy Awards nominiert sind, ist die Rehabilitierung des Streaminggigantens in vollem Gange. Doch was sehe ich hier? Polar – Schund, wie er im Buche steht, stellt sich nur die Frage, ob schöner Schund oder Straight-to-DVD Abfall vom Grabbeltisch? 

In Polar, einer Comic-Adaption von Polar: Came from the Cold, steht Auftragskiller Duncan Vizla (Mads Mikkelsen), genannt „Der schwarze Kaiser“, kurz vor seinem Ruhestand, doch sein ehemaligen Chef will ihm auf die letzten Tage noch das Leben schwer machen und es, im besten Fall, frühzeitig beenden. Grund dafür ist die Pension Duncans, die sich mittlerweile auf etwa 8 Millionen Dollar beläuft, die Noch-Chef Mr. Blut – ja ihr habt richtig gelesen – um keinen Preis der Welt zahlen will. So kommt es, dass Mr. Blut, gespielt von Matt Lucas, den Meisten bekannt als dicker Teil des Comedyduos aus Little Britain, seine besten Killer auf den besten der Besten ansetzt um dem alten Mads den Traum der Rente zunichte zu machen. Wie zu erwarten macht der schwarze Kaiser seinem verheißungsvollen Namen alle Ehre und räumt mit dem billigen Fußvolk ordentlich auf, aber was braucht ein alteingesessener Profikiller natürlich auch noch? Richtig, eine schwache und zerbrechliche Seite. Hier kommt die schüchterne und hübsche Nachbarin Camillie ins Spiel und so kommt es wie es kommen muss, Duncan Vizla, der schwarze Kaiser, legt sich mit der gesamten Elite der Auftragskiller Amerikas an.

Duncan Vizla (Mads Mikkelsen) und Nachbarin Camillie (Vanessa Hudgens)© NETFLIX

Inszeniert wurde Polar von Jonas Åkerlund, der gerade wohl durch seinen Fantasy Filmfest-Erfolg Lords of Chaos einen gewissen Aufschwung erleben darf. Dabei geht der schwedische Regisseur immer in die Vollen und hält nicht viel von subtilen Stilmitteln, das konnte man bereits bei seinen Musik-Videos für Superstars wie z.B. The Prodigy, Madonna oder Metallica feststellen. Nicht viel anders geht es in Polar zu, nur statt der Queen of Pop steht Mads Mikkelsen auf der Bühne und der hat eindeutig nicht allzu viel Spaß an der Show, die Åkerlund mit ihm abzieht. 

Ein Kopfschuss jagt den Nächsten und so wird die Action im Verlauf des Filmes immer eintöniger und zieht das 118 Minuten Action-Debakel unnötig in die Länge. Zwischen den Schießereien wird fröhlich mit Obszönitäten und übersteuerten bunten Pop Elementen um sich geworfen. Da kann es schon mal passieren, dass Johnny Knoxville in der ersten Szene von einer heißen Pool Lady einen geblasen bekommt und hinterrücks erschossen wird. Nicht zu vergessen ist hier sein Ständer, dem in einem Mid-Close-Shot auch die Lebenskräfte verlassen. Ein Kommentar auf die überstilisierten Actionfilme á la John Wick wollte gemacht werden, doch wie soll man es anders sagen, den Versuch kann man mit einer vornehmen Geste in die tiefen Abgründe des Netflix Katalogs schicken.  

Nur wem soll man den schwarzen Peter zustecken? Den Schauspielern garantiert nicht, denn die holen zumindest das Beste aus dem miesen Skript heraus, auch wenn das nicht sonderlich viel ist. Zumindest inszenatorisch laufen die Fäden bei Jonas Åkerlund zusammen. Er ist der merkwürdige Onkel auf der Familienparty, der mit allen Mitteln versucht bei den jungen Kids anzukommen.

 

Regie: Jonas Åkerlund

Genre: Action, Crime

Crew: Writer: Jayson Rothwell, based on the graphic novel “Polar: Came From the Cold” by Victor Santos. Camera (color, widescreen): Pär M. Ekberg. Editors: Doobie White. Music: Deadmau5

Cast: Mads Mikkelsen, Vanessa Hudgens, Katheryn Winnick, Matt Lucas, Ruby O. Fee, Fei Ren, Johnny Knoxville, Richard Dreyfuss


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