Avengers: Endgame – Eine lange Reise geht zu Ende

11 Jahre – 22 Filme – 59 Charaktere kommen im alles entscheidenden Kampf gegen Thanos zusammen. Avengers: Endgame stellt das Ende einer lange Reise dar. Eine Reise, die man als Fan des Marvel Cinematic Universe mit einem lachendem, aber vor allem auch mit einem weinendem Auge beenden wird.

Eine schier epische Reise kommt zu einem Abschluss. Das Marvel Cinematic Universe entscheidet mit Avengers: Endgame den Kampf um die Infinity Stones und das Schicksal der Welt. Über 11 Jahre hinweg wurde dieses Endspiel nun aufgezogen. Wir sind zusammen mit Charakteren wie Iron Man, Thor oder Captain America auf verschiedenste Planeten gereist, haben Weltenzerstörern zurückgehalten und sind durch persönliche Krisen mit ihnen gegangen. All das um in Avengers: Infinity War vor die Tatsache gestellt zu werden, dass alles durchtränkt ist von Belanglosigkeit. 

Ich würde mich nicht als Hardcore-Fan des MCU bezeichnen. Von Iron Mans bahnbrechenden Aufstieg in 2008 über den atemberaubenden Captain America: Winter Soldier bis hin zum Deus Ex Machina Film Captain Marvel. Ich habe alle Filme gesehen und würdige die Leistung, ein so großes Universum als Gesamtkonstrukt auf die Leinwand zu bringen. Andererseits sehe ich auch die Schwächen, die die Marvel-Superhelden-Formel hat und sich seit Jahren sträubt auszubessern. So war der Frust nach Avengers: Infinity War groß, denn es wurde genau so weitergemacht, wie all die Jahre zuvor. 

Bevor ich diese Review angefangen habe zu schreiben, bin ich ein Jahr zurückgegangen und hab mir meine damalige Review durchgelesen. “Fluch der Belanglosigkeit”, “Emotionale Fallhöhe”, und ein vernichtendes “So why even bother?” Besonders gut kam der erste Teil des Krieges um Thanos und die Avengers nicht weg. Halbgar und nicht mit genügend Mut ging es zu, aber was sollten die Russo Brüder auch tun? Es war von vornherein klar, dass im Endspiel nochmal alles zurückgesetzt wird und wir uns nicht vom halben Cast verabschieden müssen. Und so haben auch die Russos ihr Endgame bekommen, eine letzte Chance dem Infinity War ihren Stempel aufzudrücken.

Robert Downey Jr. als Tony Stark/ Iron Man in "Avengers: Endgame" - © Marvel Studios
Robert Downey Jr. als Tony Stark/ Iron Man in "Avengers: Endgame" - © Marvel Studios

Avengers: Infinity War endete mit einem Fingerschnippen. Das halbe Universum wurde dabei ausgelöscht und mit ihm sind viele Helden und Charaktere gegangen. Drax, Starlord, Black Panther, Dr. Strange und Spider-Man zählten unter anderem zu ihnen. Ein emotionaler Tiefpunkt für manch einen Fan. 

“Mr. Stark…I don’t feel so good […] I don’t wanna go…I don’t wanna go…Sir…please…please…I don’t wanna go…”

– Spider-Man

Genau an diesem Punkt schließen wir in Avengers: Endgame an. Trauer, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und auch Wut haben ihren Mantel über das MCU gelegt. [Die ersten 5 Minuten werden jetzt gespoilert, einfachem zum nächsten Absatz springen] Wir beginnen mit Hawkeye. Er ist mit seiner Familie auf seiner Farm und sie bereiten gerade ein Picknick vor als uns bewusst wird, dass der mächtige Fingerschnipp noch aussteht. Thanos hat alle sechs Infinitystones gesammelt und ist dabei seinen Plan das halbe Universum auszulöschen umzusetzen. Hawkeye hingegen ist ahnungslos und spielt noch mit seiner Tochter. Er dreht sich für einen Augenblick um und plötzlich ist sie verschwunden. Seine Frau und die restlichen Kinder auch. Angst macht sich nicht nur in Hawkeyes Augen breit, denn so spüren auch wir wieder die Trauer aus Infinity War aufkommen. 

Ein grandioser Auftakt. Kein flapsiger One-Liner und kein Comicrelieve, der die Stimmung auflockert. Man wird einfach zurückgelassen. Es war so unheimlich erfrischend Trauer im MCU zu spüren. Könnte das endlich “der” Superheldenfilm werden? Keine B(lockbuster)-Massenware mehr, die die Vielschichtigkeit einer Banane besitzt und nicht nur Spaß in der Vordergrund stellt? 

Es beginnt düster und langsam versuchen die Überlebenden neue Kraft zu schöpfen, denn das kann noch nicht das Ende gewesen sein. Letztlich muss es einen Weg aus der Misere geben und der kommt den Writern in Form von Scott Lang (Paul Rudd) gerade recht…

Thanos' (Josh Brolin) Rüstung "Avengers: Endgame" - © Marvel Studios
Thanos' (Josh Brolin) Rüstung "Avengers: Endgame" - © Marvel Studios

Die Ernsthaftigkeit geht verloren und Gags und One-Liner ziehen mit einer recht trägen Heist-Sequenz einher. Dabei werden unsere Helden zu altbekannten Sets geschickt und das Herz eines jeden MCU-Fans schlägt höher. Wir begehen quasi eine Reise durch die Zeit und lassen nochmal 11 Jahre MCU aufleben und erinnern uns an die Geschehnisse aus Avengers: Age of Ultron, Doctor Strange uvm. Jemand, der nicht sehr in  das Franchise investiert ist stoßt der Mittelteil jedoch gehörig auf. Das Pacing lässt zu Wünschen übrig und ein Heist-Meisterwerk wurde auch nicht geschaffen. Der Mittelteil ist mehr Mittel zum Zweck und kommt, wie auch Avengers: Infinity War, sehr episodenhaft daher. 

Wir springen von Schauplatz zu Schauplatz, wechseln die Charaktere und Filme, wie Ant Man seine Größe – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Aufgelockert wird alles natürlich durch die marveltypischen Witze. Entweder man mag sie oder man sitzt Kopfschüttelnd im Kinositz, denn deplatziert fühlen sie sich trotzdem an, auch wenn sie lustig sind. Auffällig wird es vor allem im starken Kontrast mit Verzweiflung und Trauer. Ein tonales Hin und Her, aber das war bei Avengers: Infinity War auch nicht anders. Dabei hat mich das starke Opening doch so sehr hoffen lassen und so macht sich doch ein Gefühl von Trauer auf, auch wenn aus den falschen Gründen. 

Chris Evans als Captain America in "Avengers: Endgame" - © Marvel Studios
Chris Evans als Captain America in "Avengers: Endgame" - © Marvel Studios

Handwerklich ist Endgame wirklich die Sperrspitze des MCU. Im CGI Feuerwerk sticht nichts nach unten heraus und unser grüner Freund Hulk sieht einfach nur fantastisch aus, ebenso wie z.B. Thanos oder Rocket. Im Cast fällt erstmals auch niemand aus der Reihe (tut mir leid Peter Dinklage, das kannst du besser), auch wenn sich Captain Marvel (Brie Larson) nicht sehr organisch in die Avengers eingliedert. Ein weniger als halbherziger Film und eine Post-Credit Szene machen nunmal keinen Superhelden, der auch noch mächtiger ist als nahezu alle anderen Avengers. Dennoch sollte man Robert Downey Jr. und Chris Evans als die Stars von Endgame  hervorheben. Sie bieten uns charakterlich und schauspielerisch noch eine weitaus größere Bandbreite als die zweite Reihe unseres Superheldenclubs. 

So kommt es dass, Avengers: Endgame durch seinen düsteren Anfang mehr bietet als erwartet um danach jedoch in alte Muster zurückzufallen. Am stärksten ist er in seinen stillen und ruhigen Momenten. In Momenten in denen Charaktere Zeit bekommen, Emotionen sich entfalten können und Gefühle entstehen, die fernab von der Marvel-typischen Leichtigkeit liegen.  Als Fan des MCU und den Avenger wird Endgame ein Magnum Opus sein. Es ist als würde man vor dem Kamin sitzen und durch die alten Fotoalben blättern und nur noch auf die guten Erinnerungen zurückblicken um danach zufrieden ins Bett zu fallen, auch wenn man alles Schlechte verdrängt.

Regisseur: Jon Russo, Anthony Russo

Genre: Action/ Adventure/ Drama/ Science-Fiction/ Fantasy

Cast: Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Chris Evans, Mark Ruffalo, Dave Bautista, Chadwick Boseman, Josh Brolin, Don Cheadle, Benedict Cumberbatch, Winston Duke, Karen Gillan, Dana Gurira, Tom Holland, Scarlett Johansson, Brie Larson, Gwyneth Paltrow, Michelle Pfeiffer, Robert Redford, Jeremy Renner, Paul Rudd, Rene Russo, Tilda Swinton, Tessa Thompson, Benedict Wong, Laetitia Wright.

Crew: Camera (color, widescreen): Trent Opaloch. Editors: Jeffrey Ford, Matthew Schmidt. Music: Alan Silvestri.

 


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