Master Z: The Ip Man Legacy – Martial Arts in seiner Reinform

Wer bei „IP Man“ an einen nerdigen Programmiere denkt, liegt falsch. Bei Ip Man (eigentlich Yip Man) handelt es sich um einen populären chinesischen Kampfkunstmeister, der vor allem als Lehrer von Bruce Lee Bekanntheit erlangte. Auf Basis des Lebens Ip Mans entstanden bis heute drei Filme, die nicht nur auf dem asiatischen Markt überraschend gut funktionierten. Der vierte Teil steht schon in den Startlöchern – aber jetzt startete erstmal das „Ip Man 3“-Spin-off Master Z: The Ip Man Legacy.

Lange musste der Martial-Arts-Meister Cheung Tin Chi (Jin Zhang) auf seinen Kampf gegen den legendären Ip Man warten, den er dann allerdings (in Ip Man 3) verlor. Deshalb hat er sich auch entschlossen, den Sport aufzugeben und fortan ein einfaches Leben als Ladenbesitzer zu führen. Im Spin-off geht es also um den einstigen Antagonisten Ip Mans, der hier zum Helden wird. Ein interessanter Move der Filmemacher – und er funktioniert hervorragend. Das mit dem ruhigen und zurückgezogenen Leben funktioniert natürlich nur kurz, denn Tin Chi wird zufällig Zeuge davon wie zwei Frauen von einer fiesen Triadengruppierung angegriffen werden. Da kann der Gerechtigkeitsfanatiker natürlich nicht anders und eilt ihnen zur Hilfe.

Damit hat sich der liebevolle Familienvater aber natürlich Feinde gemacht und so beginnt ein Ausflug in die Abgründe der Triadengeschäfte und der Korruption. Wer die Ip Man-Filme kennt, weiß, dass die Story letztlich nur Mittel für die eigentliche Stärke der Filme ist: die hervorragenden Martial Arts-Choreographien. Handgemacht und Echt. Und dadurch sensationell spektakulär. Als sich Tin Chi mit einer Gruppe von Triadenmitgliedern auf den bunten Leuchtreklame-Tafeln des kolonialen Hongkongs der 50er misst, kommt man als Zuschauer aus dem Staunen nicht mehr raus.

Aber auch kleinere Momente bestechen durch eine grandiose Kategorie. In einer Szene zwischen Cheung Tin Chi und der Unternehmerin Kwan (Michelle Yeoh) wird der Zuschauer Zeuge davon, wie der Held verhindert, dass Kwan ein gefülltes Glas vom Tisch stößt. In dieser Choreographie sind vor allem Fingerfertigkeit gefragt – das sieht klasse aus. Und auch sonst klappt einem bei den zahlreichen Kampfeinlagen oft der Kinnladen Richtung Boden – wenn Tin Chi zusammen mit seinem Partner Fu (Xing Yu) gegen die bösen Buben austeilt, erinnert das in manchen Sequenzen an Old Boy oder eben alte Bruce Lee-Klassiker.

Die Story selber rückt da fast in den Hintergrund und ist letztlich nicht wirklich der Rede wert. In alter Ip Man-Tradition darf der richtige Endgegner dann auch aus den westlichen Gefilden sein – wohl auch, um das internationale Publikum ins Boot zu holen. Im letzten Teil hieß der große Boss Mike Tyson, diesmal ist es kein geringerer als Dave Bautista. Durch seine Wrestling-Erfahrung weiß Bautista natürlich auch, wie Kampf-Choreos einstudiert werden – und das kommt ihm hier zu Gute. Auch wenn er letztlich eher als Genickbrecher und nicht als filigraner Kampfkünstler eingesetzt wird, tun auch seine Szenen am Ende keinen Abbruch und fügen sich ordentlich in die Gesamthandlung ein.

Die Ip Man-Filme sollten von jedem geschaut werden, der auf fantastisch inszenierte Kampfchoreos steht. In diesem Bereich sind sie momentan mit das Beste, was es im Filmemarkt zu finden gibt. Dass die Handlung am Ende ins Hinterlicht rückt, sollte ebenfalls niemanden stören. Dann kann man eine Menge Spaß mit den – fast schon wie Partnertänze anmutenden – Kampfszenen haben.


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