Anna: Die Irrwege des Luc Besson
Die Musen des Luc Besson! Der französische Filmemacher holt sich für seine Projekte immer wieder junge Frauen für die Titelrolle ans Set. Scarlett Johansson war 2014 Lucy, Anne Parillaud aus Nikita (1990) nahm Besson sogar gleich zur Ehefrau. Nun folgte das russische Top-Model Sasha Luss und übernimmt die gleichnamige Rolle im Agenten-Thriller Anna – hier könnt ihr unsere Kritik zu dem Film lesen…
Bereits in Valerian – Die Stadt der tausend Planeten hat Luss eine kleine Rolle bekommen – scheinbar hat sie Besson so überzeugt, dass er sie für seinen nächsten Film gleich als Titelrolle engagierte. Die Gerüchteküche in Hollywood brodelt schon: Angeblich sollen Besson und Luss mehr als nur Kollegen sein. Wilde Zeiten für Besson, der auch noch durch Anschuldigungen früherer Mitarbeiterinnen unter Beschuss geraten ist, er hätte sie sexuell belästigt und eine sogar vergewaltigt. Dass bei all diesem Tohuwabohu jetzt noch ein Film in die Kinos kommt, ist natürlich irgendwie ein makaberer Marketing-Spott. Doch kann Anna mit Bessons früheren Meisterwerken wie Leon – Der Profi oder Nikita mithalten?
More Of The Same
Um es kurz zu machen: Nein. Ganz und gar nicht. Anna ist das, was man so gerne More Of The Same nennt. Ein Plagiat von tausenden Geschichten, die man so schon zahlreich im Kino gesehen hat. Zwei, drei nette Plottwists, Besson-typisches hochpoliertes Action-Gewusel und eine Hauptdarstellerin, die zumindest optisch überzeugen kann. Und wenn man mal ehrlich ist, hat Besson sogar seinen eigenen Film Nikita einfach nochmal kopiert. Ganz schön dreist.
Nachdem die ebenso junge wie attraktive Anna Poliatova (Sasha Luss) in Moskau von Pariser Modelagenten entdeckt wird, verlagert sie ihren Lebensmittelpunkt in die französische Hauptstadt, wo sie ins Leben der oberen Zehntausend eintaucht und das glamouröse Leben der Modeszene in vollen Zügen auskostet. Doch Anna ist viel mehr, als sie vorgibt zu sein – ihr Job als Model ist nicht mehr als eine Tarnung. Bereits Jahre zuvor wurde sie nämlich von KGB-Agent Alex Tchenkov (Luke Evans) als Spionin für den sowjetischen Geheimdienst rekrutiert. Seitdem führt sie die Aufträge von Alex‘ Vorgesetzter Olga (Hellen Mirren) erfolgreich aus.
Der Film steht die ganze Zeit auf der Grenze zwischen „Joa, kann man schon machen!“ und „Puh, das ist schon echt schlecht!“. Wie gesagt: Optisch stimmt so einiges. Doch die Tonalität von Anna weiß nie so recht, welche Richtung es einzuschlagen gilt. Humoristische Momente sind zwar erfrischend, passen aber einfach nicht in die ansonsten doch so sehr ernste Stimmung. Die Erzählweise mit einem Zeitsprung nach dem anderen ist nervig und unterbricht immer wieder den Seh-Fluss. Und Sasha Luss? Naja, ihr Gesichtsausdruck ähnelt eher einem Snapchat-Filter als einem schauspielerischen Talent.
Wohin des Weges?
Und dann wäre da noch Helen Mirren. Ich liebe Helen Mirren. Und wenn man es so sehen will ist Helen Mirren auch der einzige Gewinn in diesem Film. Doch an ihr lässt sich genau das Problem aufzeigen, welches Anna hat. Mirren spielt die russische KGB-Chefin Olga und macht dies wirklich gut. Dennoch scheint auch Helen Mirren keine genauen Anweisungen bekommen zu haben, in welche Richtung der Film eigentlich gehen soll. So spielt sie mehr eine Parodie ihrer selbst, mal mit kaltem Thriller-Blick, mal mit etwas schwarzhumorigem an sich. Der Zuschauer wird sich damit sehr schwer tun.
Und Luc Besson? Der wird wohl auch in Zukunft keine Ruhe finden. Bereits am Startwochenende lässt sich erahnen, dass Anna komplett floppen wird. 3,5 Millionen Dollar Einnahmen, die Zahlen werden wohl nicht besser werden. Ob wir Besson so schnell nochmal wieder sehen werden, und welche junge Frau dann seine Eingebungsquelle sein wird, bleibt abzuwarten…
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