Axel, der Held – Für die Hühner, für die Liebe

Axel ist ein Loser wie er im Buche steht. Er hat Schulden. Er bastelt Miniaturfiguren aus Papier. Er hat keinen Erfolg bei Mädchen. Und er kommt in seinem Leben nicht so richtig voran. Doch das macht Axel im ersten Moment nicht allzu viel. Er ist eigentlich ganz zufrieden. Und doch will er natürlich auch gerne ein Held sein. Hier kommt unsere Kritik zu Axel, der Held

Regisseur Hendrik Hölzemann brachte 2001 mit Nichts bereuen die Karriere von Daniel Brühl zum Starten, 2004 ging Matthias Schweighöfer in Hölzemanns Kammerflimmern den nächsten Schritt auf seiner Karriereleiter empor. 2019 bringt Hölzemann wieder einen Film ins Kino – Axel, der Held! Zeitgleich mit Quentin Tarantinos Once Upon A Time In Hollywood und Kassenschlager Toy Story 4, läuft der Streifen in den Kinos an. Mutig! Aber wer fernab von Blockbustern und Familienfilmen das Kino in seiner reinsten Form erleben will, ist mit Axel, der Held durchaus gut aufgehoben.

Schluss mit dem Kopfkino!

Die Story rund um Axel (Johannes Kienast), der in seinem unbenannten kleinen Heimatdorf als Arsch für alles für den skrupellosen Spielhallen-Besitzer und Unternehmer Manne (Sascha Alexander Gersak) arbeitet und das Laub vor dessen Villa auffegt, ist schnell erzählt. Eigentlich steht er nämlich auf Jenny (Emilia Schüle), die gehört aber blöderweise eben diesem Manne. Und so flüchtet sich Axel mehr und mehr in seine Fantasiewelt. In dieser stellt er sich Manne und seinem Schlägertrupp und avanciert immer mehr zum Helden. Doch irgendwann wird es Zeit, dieses Heldentum auch im echten Leben anzuwenden…

Jenny (Emilia Schüle) und Axel (Johannes Kienast) – gibt es eine Chance für die junge Liebe? © w-film/ ostlicht

Ein bisschen Willkommen in Marwen, ein bisschen Die fabelhafte Welt der Amelie und vielleicht sogar noch ein bisschen Dave Made A Maze – und fertig ist die fantasiegetriebene Welt rund um Axel. Aus dem Off erzählt er dem Zuschauer manchmal über seine Gefühle, in seinen Fantasien lässt er seinem Kopfkino freien Lauf. Diese Momente und Szenen sind wirklich schön erzählt – so schön sogar, dass man davon gerne mehr gehabt hätte. Und, ja: Manchmal wird es auch ziemlich gewalttätig. Hier schlägt der Film dann sogar eine Richtung ein, die auf den ersten Blick nicht zu erwarten war. Hut ab!

Bitte mehr Fantasie!

Anders als zum Beispiel in Willkommen in Marwen, spielt sich Axel, der Held dann doch größtenteils in der Realität ab. Doch leider ist diese Geschichte rund um das Grundstück des wirklich skurrilen Nachbarn Heiner (Christian Grashof) und die Hühnerfarm von Manne, bei der Heiner immer wieder nicht annähernd so interessant, wie die Ausrisse in die Fantasie-Welt. Gerade in den „echten“ Momenten verliert der Film dadurch immer wieder an Sogwirkung, auch wenn Heiner mit seinen Karl-May-Zitaten vieles dafür macht, dem Zuschauer im Gedächtnis zu bleiben. Dies funktioniert leider nur bedingt…

Manne (Sascha Alexander Gerlak) ist wirklich skrupellos © w-film/ ostlicht

Dennoch: Charmant und mehr als gut gemeint ist die kleine Geschichte erzählt. Die Charaktere sind allesamt auf ihre Art liebenswert, auch wenn gerade die weiblichen Figuren doch ein bisschen auf der Strecke bleiben. Gerade Johannes Kienast und sein Antagonist Sascha Alexander Gersak machen ihre Sache ausgezeichnet. Der Dorf-Flair wird durch das schöne Setting und die ordentliche Ausstattung in Szene gesetzt. Auch der Soundtrack, gerade das Lied vom Abspann, ist wirklich stark.

Hölzemann nennt diesen Film selbst ein absurdes Märchen. Eine schwarze Komödie, die den Zuschauer zum Lachen und zum Weinen bringen soll. Dies gelingt zwar nicht durchgehend, aber letztlich ist Axel, der Held wieder mal ein weiterer Beweis dafür, was deutsches Kino so alles kann.


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