Late Night – Mehr als nur plumpe Schenkelklopfer

Jimmy Fallon, James Corden, Trevor Noah, Jimmy Kimmel, John Oliver oder doch Conan O’Brien? Wer auf Late Night Shows steht, hat heutzutage die Qual der Wahl. Die Mischform aus Comedy und Talkshow begeistert jeden Abend der Woche die Menschen – auch in Deutschland wächst die Fangemeinschaft mehr und mehr. Einen Einblick hinter die Kulissen gibt nun der neue Film Late Night mit Emma Thompson.

Seit fast drei Jahrzehnten ist Katherine (Emma Thompson) das Gesicht der Late Night-Show „Tonight with Katherine Newbury“ – das Publikum verehrt sie. Doch hinter den Kulissen ist sie eine überhebliche Egomanin, die an ihren Prinzipien stur festhält und der vorgeworfen wird eine „Frauenhasserin“ zu sein. Das möchte sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen und lässt spontan die unerfahrene Quereinsteigerin Molly (Mindy Kaling) einstellen. Diese ist nicht nur eine Frau, sondern auch noch dunkelhäutig. Für das bis dato testosterongesteuerte Autorenteam Newburys eine ganz neue Situation. Doch neue Situationen bringen bekanntlich auch neue Chancen! Um ihren Kopf zu retten muss Newbury über ihren eigenen Schatten springen. Ein Nachfolger für ihre geliebte Show steht schließlich schon in den Startlöchern. Doch nicht mit Katherine: Die zielstrebige Molly erweist sich als echter Glücksgriff, aber kann die Sendung wirklich noch gerettet werden?

Katherine Newbury (Emma Thompson) und ihr Autorenteam feilen an der nächsten Sendung © Emily Aragones/eOne

Jeder, der den Trailer gesehen hat, rechnet vermutlich mit einer Standard-Komödie, wie man sie wöchentlich in Massen im Kino sieht. Doch Late Night ist in der Hinsicht sehr geschickt und haut – obwohl es sich durch das Comedy-Setting natürlich anbieten würde – nicht durchgehend auf die Kacke. Im Gegenteil: In vielen Szenen stellt Regisseurin Nisha Ganatra (Better Things) sogar die Dramatik einiger Momente klar in den Vordergrund. Da ist Katherines Ehemann Walter (John Lithgow), der mit seiner Liebsten mitleidet, selber aber auch immer mehr unter der eigenen Parkinson-Krankheit leidet. Da ist Molly, die zu Beginn noch naiv und unbeholfen wirkt und der man nicht wirklich zutraut, sich in der Männerwelt durchzusetzen. Und da ist allen voran Katherine, die schon irgendwie selbst zu einem Mann geworden ist, zumindest diese Klischees bedient: Tough, Unnahbar, Streng.

Late Night – Hate Night?

Generell spielt Late Night viel mit Klischeemotiven, hinterfragt diese aber immer wieder selber, verzichtet dabei jedoch auf strikte Wertungen. Molly wird eingestellt, weil sie eine Frau ist. Ist das jetzt gut? Ist das jetzt schlecht? Katherine hat bisher nur weiße Männer mit Uni-Abschluss in ihrem Autorenteam. Und inwieweit kann man seine eigene Macht – auch als Frau  – dazu nutzen, zu bekommen was man will? Schlagbegriffe wie #MeToo und Slutshaming werden in den Ring geworfen. Steile These: Sowohl Sexisten als auch Hardcore-Feministen sollten sich Late Night gerade deswegen ansehen – der Film erklärt charmant, dass das Beharren auf einer Seite nicht wirklich erfolgversprechend ist.

Aber auch die Comedy-Szenen in Late Night sind wirklich sauber geschrieben und zeigen, dass Autoren-Humor mehr als nur aus Pipi- und Kacka-Witzen besteht (davon aber auch!). Die Runde der Autoren, die für Katherine arbeiten, ist wirklich lustig und beschäftigt sich den ganzen Tag mit nichts anderem, als mit Witzen. Dass dahinter vielleicht ziemlich ernste Persönlichkeiten stecken, wird in Late Night hervorragend hervorgehoben.

Molly (Mindy Kaling) muss sich in der Welt der männlichen Witzeschreiber erst noch beweisen © eOne

Das größte Lob geht aber definitiv an die beiden weiblichen Hauptrollen. Emma Thompson spielt die Late-Show-Generalin, die es gewohnt ist, die klügste Person im Raum zu sein. Und das lässt sie auch gern raus hängen. „Emma schafft es, dass man diese Frau beinah verabscheut, aber trotzdem mit ihr fühlt und mit ihr lacht“, schwärmt Nisha Ganatra. „Von ihren völlig unerwarteten, brillanten Impro-Einlagen bis zu ihrem Gesichtsausdruck: Emma weiß instinktiv, was witzig ist. Sie bringt alles mit, was man sich nur wünschen kann.“

Kaling überzeugt nicht nur als Drehbuchautor

Doch auch Mindy Kaling, die übrigens auch das Drehbuch geschrieben hat, weiß wirklich zu überzeugen und klaut Thompson vielleicht sogar ein bisschen die Show. Unsicherheit und Naivität – dann irgendwann Selbstbewusstsein und Ehrgeiz. Kaling schafft es, den Wandel der ehemaligen Außenseiterin, perfekt auf die Leinwand zu bringen.

Erfrischend, zum Lachen und anregend: Late Night ist wirklich ein toller Film, der die harte Late Night-Seite zeigt, dabei immer wieder gelungene Humorspitzen einbaut und zwei Hauptdarstellerinnen am Start hat, die sich gegenseitig übertrumpfen.

In Late Night sehen wir also eine Frau mit ordentlich Biss. Auch in Crawl wird zugebissen:

Von Primeeval über Black Water bis hin zu Lake Placid – das Creature Feature Genre rund um Alligatoren ist nicht Tod zu kriegen. Mit Crawl bringt Alexandre Aja einen weiteren Vertreter in die Kinos und das mit Horrorlegende Sam Raimi im Rücken! Seid auf der Hut, es wird bissig…

Hier zur Kritik!


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