Submission – Müde Verführung nach Lehrplan

Verhängnisvolle Affären sind in Literatur und Filmgeschichte keine Neuentdeckungen. Gesellschaftliche Stände, unangemessene Verbindungen und daraus resultierende Katastrophen sind von 50 Shades of Grey bis zu Die Affären von Madame M. aus dem Jahre 1958 ein alter Hut. Inspiriert von dem Klassiker Der blaue Engel, einst mit Marlene Dietrich verfilmt, fußt nun auch Richard Levines Submission.

Literaturprofessor Ted Swanson (Stanley Tucci) ist das Paradebeispiel eines One-Hit-Wonders aus dem schriftstellerischen Bereich. Sein Erstlingswerk war ein phänomenaler Erfolg, doch die Folgeprojekte blieben aus. Zu lange hat sich Ted auf dem Ruhm seines einzigen Werkes ausgeruht und gerät immer weiter unter Druck, einen Nachfolgeroman zu liefern. Ideen hat er einige. Doch das Schreiben zögert er weiter hinaus. Stattdessen inszeniert er sich als Professor, der über den Dingen steht und sieht sich in einer Vorlesung mit Literaturstudenten noch immer als der klügste Kopf im Raum. Ein Hauch von Arroganz und Übermut schwingt in jedem seiner Einschätzungen, die ihn auf der Welle des Hochmuts treiben lassen.

Als ihm seine Studentin Angela (Addison Timlin) ihr neues Werk zum Lesen gibt, verfällt der selbstbewusste Professor der jungen Studentin. Die erotischen Zeilen faszinieren ihn, bringen ihn jedoch auch ins Zweifeln. Einige Passagen stimmen haargenau mit seinem Leben überein. Die Bindung zwischen Studentin und Professor entwickelt sich zu einem Spiel aus Manipulation, Unterwerfung und Macht.

Alt-Herren-Fantasien nach Lehrbuch

Zwischen Drama und Psychospielchen angesiedelt, ist Submission ein schwankendes Machwerk, dass nicht genau weiß, wo es hingehört. Die Basis ist sicherlich keine Neuerfindung der Filmgeschichte, doch die Weichen sind anfangs gut aufgestellt. Allerdings driftet der Film ab der aufkeimenden Affäre in lehrbuchhafte Klischees ab: Die Machtspielchen von Angela sind schnell durchschaubar, sie weiß mit Komplimenten umzugehen und Ted nimmt jede Falle mit Bravour mit. Dass er letztendlich in ihrem Netz landet, ist keine Überraschung. Das Spiel mit dem Feuer verbrennt den von sich selbst eingenommen Professor, bis sein Ego nichts weiter als ein kleiner Aschehaufen ist.

Kyra Sedgwick (Mitte) und Stanley Tucci (links) © Kinostar

Die Motivation der Figuren bringt den Film zusätzlich ins Stolpern. Während Ted aus Langeweile handelt, will Angela Ruhm. Die Einfachheit und egoistischen Ansätze machen beide Figuren nicht zum Sympathieträger, für den der Zuschauer Partei ergreifen möchte. Ted und Angela bestehen zum Großteil aus negativen Charakterzügen, denen nichts Gutes abzugewinnen ist. Fast wünscht man sich, dass das Schicksal sich an ihnen rächen soll.

Einen Tick zu spät

Submission wurde in den USA bereits 2017 veröffentlicht – noch weit vor der prekären #MeToo-Debatte. Zu seinem Release mag der Film noch als mittelmäßige Unterhaltung durchgegangen sein. Im jetzigen Kontext ist die Geschichte zwar gesellschaftlich relevanter, aber aus Sicht des Drehbuches ein Rückschritt für alle. Kontroverse oder diskussionswürdige Ansätze liefert Regisseur Richard Levine mit diesem Stück leider nicht.

Von Constantin Jacob

Nora Tschirner und Alexander Fehling rutschen in Gut gegen Nordwind aus Versehen in eine kleine Liebesgeschichte, die das Leben der beiden auf den Kopf stellt. Zeitgemäß bahnt sich die Beziehung über das Internet und etliche Emails an. Gefühle entstehen für einen Fremden, ob das gutgehen kann?

Unsere ausführliche Kritik zu dem Film könnt ihr hier nachlesen…


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