Daybreak – Apokalypse für die Teenies
Zehn Episoden Post-Apokalypse in Los Angeles treffen auf Teenie-Komödie. Die Formel geht nur teilweise auf, auch wenn die neue Netflix-Serie Daybreak an einigen Stellen richtig Drive besitzt.
Der Handlungsstrang von Daybreak ist eigentlich der größte Negativaspekt. Die Geschichte ist einfach zu zäh, zu nichtssagend… zu langweilig. Es geht um den Teenager Josh (gespielt von Colin Ford), der bei einer nuklearen Explosion seine Freundin Sam (Sophie Simnett) verliert und sie daraufhin sucht. Alle Erwachsenen mutieren bei dieser Katastrophe zu Zombies und werden fortan “Ghoulies” genannt.
Die meisten Tiere sind genetisch mutiert und es haben sich quer durch die Stadt Jugendbanden gebildet, die bestimmte Territorien für sich beanspruchen. Fast jeder ist Mitglied in einer solchen Bande. Seien es Jugendliche, die Sport machen und in einer Sportgang sind oder Nerds, die sich in intellektuellen Gruppen aufhalten.
Josh startet (Wer hätte es gedacht?) am Anfang ohne Bande und ist erstmal alleine auf weiter Flur. Mit dabei: sein SChwert, welches er nach seiner Freundin benannt hat. Damit kämpft er sich durch Los Angeles. Später gesellen sich Angelica (Alyvia Lind) und Wesely (Austin Crute) zu ihm. Angelica ist eine junge Rebellin, die ihren Hausarzt belügt, um an Medikamente zu kommen, mit denen sie Drogen mischt. Außerdem liebt sie Explosionen und ist immer für einen Molotow-Cocktail zu haben. Wesley hat früher in der Highschool Josh zum Narren gemacht, doch seit der Explosion hat er sich verändert und ist bekennender Pazifist.
Ein wildes Hin und Her mit Zeitsprüngen
Hier allein werden schon erste Probleme erkennbar: Manche Handlungselemente sind einfach logisch nicht nachvollziehbar und dienen einzig allein dazu, die Story nicht komplett aus dem Ruder laufen zu lassen. Zudem wird die Story in vielen Rückblenden erzählt, was an sich den Drive verschwinden lässt. Es mag vielleicht beim ersten oder beim zweiten Mal spannend klingen wenn mitten in einer
Action-Szene das Bild gefreezed wird und Josh aus dem Off erklärt, wie es überhaupt zu dieser Situation gekommen ist oder die notwendigen Vorkenntnisse hinterherschmeißt, die man zur genauen Einordnung braucht.
Aber es nervt leider zu sehr auf Dauer, da die Rückblenden einen eigenen Charakter entwickeln und man gewissermaßen aus diesen letztlich rausgeschmissen wird – man hat dann wenig Lust, in die “eigentliche” Szene zurückzuspringen, da diese meistens langweiliger ist als die Hintergrundstory.
Obwohl Jugendliche von Bazzooka-ähnlichen Gegenständen angeschossen werden, ist die explizite Gewalt beziehungsweise das explizite draufhalten auf verletzte Körperteile nicht standard. Das geht durchaus in Ordnung, dafür (oder vielleicht sogar Glücklicherweise?) muss der Zuschauer damit leben, Verletzungen in der Regel nur aus der Ferne zu sehen.
Einerseits verständlich, weil die Zielgruppe Teenager sein sollen und nicht Erwachsene. Allerdings zieht man damit der Serie einen Zahn. Denn die Kostüme sind durchaus gelungen, auch wenn diese ganz klar von Mad Max abgekupfert sind. Die Serie will brutal aber auch eine Teenagerkomödie (mit romantischem Einschlag) sein.
Wer genau ist die Zielgruppe?
Und da stellt sich die Frage: Für wen genau ist Daybreak eigentlich gedacht? Jugendliche, ja. Aber manche mögen es brutaler, manche schnulziger, manche lustiger. Wenn diese Serie von allem etwas sein möchte, ist es leider nichts halbes und nichts ganzes.
Die vielen und guten Dialoge haben die Serie dennoch gerettet. Nicht mehr, nicht weniger. Was die schwache Handlung nicht packt, schaffen zumindest die Witze. Und da ist es relativ egal ob man aus leiter langeweile die letzten fünf Minuten gedanklich ganz woanders verbracht hat, die Serie hat lustige und makabere Situationen. Und das nicht wenige. Fast alle regen zumindest zum Schmunzeln an und bilden fast eine Parallelwelt, wie die Rückblenden: Mal aus der langweiligen Handlung abhauen, hinein in gute Comedy.
Positiv sollte auch erwähnt werden, dass sich endlich(!) wieder die Hauptdarsteller wie Josh oder Angelica “trauen”, die vierte Wand zu durchbrechen und mit dem Zuschauer reden. Sowohl aktiv im Bild als auch passiv als Voice-Over.
Letztlich will die Serie vieles sein und ist dennoch eher mäßig. Das Ende kann an sich so stehen gelassen werden aber vorsichtig ausgedrückt: Eine zweite Staffel kann durchaus noch folgen. Dennoch: Daybreak besitzt (zu) viele Genres. Zu viele Köche verderben den Brei.
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