Le Mans 66: Gegen jede Chance – Brumm, Brumm, Knatter, Knatter!

Jeder kleine Junge (und vielleicht auch kleines Mädchen) hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit mal für Rennautos interessiert. Der fein geschliffene Look der Karosserie, die knatternden Motoren und der Geruch von Benzin – wessen Pumpe geht da nicht schon automatisch flugs nach oben? In dem neuen Film Le Mans 66 – Gegen Jede Chance kommt dazu noch ein Nostalgiefaktor mit ins Spiel. Unsere Kritik zu dem neuen Rennfilm…

Ob Ayrton Senna und Alain Prost, ob Mikka Häkinnen und Michael Schumacher oder ob Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. Jeder Generations-Zyklus hat in den vergangenen Jahrzehnten legendäre Konkurrenzkämpfe auf die Rennstrecken dieser Welt gebracht. Im neuen Film von Regsiseur James Mangold (Walk The Line, Logan) reisen wir in die 1960er Jahre zurück und erleben den Kampf der beiden Autobauer Ford und Ferrari beim populären 24 Stunden-Rennen im französischen Le Mans.

Weil die Verkaufszahlen immer schlechter werden, entscheiden sich die Verantwortlichen des US-amerikanischen Automobilherstellers Ford dazu, ihr Image ein bisschen aufzupeppeln. Mit Hilfe des Generaldirektors Lee Iacocca (Jon Bernthal) und dem ehemaligen Rennchampion und Ingenieur Carroll Shelby (Matt Damon), wird der Ford GT40 entwickelt. Das Ziel: Den europäischen Rennzirkus aufmischen, den unangefochteten Champion Ferrari zu stürzen und Le Mans zu gewinnen. Dafür braucht es natürlich einen brillianten Rennfahrer – und da kommt der britische Fahrer Ken Miles (Christian Bale) ins Spiel…

Der Geruch von frischem Motoröl

Regisseur James Mangold lässt sich sehr lange dafür Zeit, die Story – im wahrsten Sinne des Wortes – auf die Strecke zu bringen. Wobei das nicht ganz stimmt, denn bereits in der ersten Szene wird man als Zuschauer zu einer (unbedeutenden) Fahrt auf nasser Rennstrecke mitgenommen und bekommt einen ersten Eindruck, was es heißt, im Kino den Geruch von Motoröl wahrzunehmen. Es brummt und knattert, es quietscht und prasselt. Optisch ist es bei dem Tempo zwar manchmal nicht genau auszumachen, wo sich der Fahrer gerade befindet, das stört aber nur bedingt. Allen voran der Sound ist unfassbar intensiv und drückt einen regelrecht in seinen Sitz zurück. Oscar, ich hör dich schon aus der Ferne!

Die Crew um Carroll Shelby (Matt Damon) beobachtet das Geschehen auf der Rennstrecke. © Twentieth Century Fox

Danach wird sich allerdings erstmal ausgiebig Zeit für die Erzählung genommen und die einzelnen Figuren werden vorgestellt. Hier ist von Vornherein zu sagen: Wer sich nicht für Rennautos interessiert, wird DENNOCH Spaß an dieser Erzählung haben. Natürlich geht es in erster Linie immer um die eleganten Flitzer und trotzdem lernen wir die Figuren in ihrer Persönlichkeit kennen und merken zum Beispiel relativ schnell, dass Ken Miles eben ein sturer Bock ist, der eigentlich keine große Lust hat, mit Anzugträgern zusammenzuarbeiten und an seinen Karren noch selber rumschraubt. Über Christian Bales Schauspielkunst ist schon genug gesagt worden – und auch in Le Mans 66 überzeugt der Tausendsassa wieder. Gleiches gilt auch für Matt Damon, der sein Vorhaben und seine Visionen glaubhaft vermittelt und problemlos als ehrgeiziger Schrauber etabliert wird.

Die Männerfreundschaft zwischen Miles und Shelby ist Hauptgegenstand des Films. Bei knackigen 152 Minuten Laufzeit, nimmt sich Mangold auch hier viel Zeit. Shelby muss Miles manchmal ein bisschen beruhigen, erfreut sich aber insgeheim über seine exzentrischen und bockigen Auftritte. So hat er kein Problem damit, den Anzugträgern ins Gesicht zu sagen, was er von dem ganzen Unterfangen hält. Kein Wunder also, dass die nicht unbedingt von Miles überzeugt sind. Doch Shelby besteht auf Miles’ Teilnahme und stärkt damit nochmal die Verbindung dieser beiden Figuren. Die Figur von Jon Bernthal fungiert im Übrigen ebenfalls als Mitspieler des Duos – auch wenn er eigentlich zu den Unternehmern gehört. Doch der The Walking Dead-Star steht in einer Beobachterrolle und ist in den entscheidenden Momenten auf der Seite der beiden Hauptfiguren.

Voll aufs Gaspedal

Jetzt könnte mal meinen, dass in dieser männergeprägten Autowelt die Frauenrollen zu kurz kommen. Tja, das ist in der Tat auch so. Miles’ Ehefrau (gespielt von Caitriona Balfe) ist die einzige Dame, die sich hervorspielen kann – und dabei glücklicherweise auch tough und selbstdenkend gezeigt wird. Dies ist ja leider nicht immer selbstverständlich. Doch letztlich ist zu sagen, dass Frauen in diesem Film keine große Rolle spielen – was aber auch völlig okay ist. Die zwanghafte Eingliederung einer starken Frauenfigur hätte dem Film nicht gut getan.

Auch wenn es nicht wirklich viele Sportfilme in 2019 gab, ist Le Mans 66 jedoch ganz oben in dieser Kategorie. Das liegt nicht nur am ausgezeichneten Cast, sondern auch an einer wirklich spannenden und fesselnden Geschichte sowie einer Inszenierung, die einem das Gefühl gibt, selber in Le Mans aufs Gaspedal zu drücken.

Sprotlich geht es auch in Brittany Runs A Marathon zu. Die New Yorkerin Brittany ist eine echte Frohnatur und genießt ihr Partyleben. Doch irgendwann will der Körper nicht mehr und so entscheidet sie sich, am New York-Marathon teilzunehmen. Eine lustige Reise beginnt…

Die ausführliche Kritik zu dem Film findet ihr hier.


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