Doctor Sleep – Dannys Kampf geht weiter
Dass Stephen King die Stanley Kubrick-Verfilmung von The Shining nicht besonders mag, ist längst kein Geheimnis mehr. Dabei gilt der Film bis heute für viele Cineasten immer noch als bester Horror-Psycho-Thriller aller Zeiten. Mit Doctor Sleep folgt nun – 39 Jahre später – die Verfilmung des zweiten King-Romans aus der Shinig-Reihe. Ob er diesmal zufriedener sein wird?
Mit Regisseur Mike Flanagan wurde in jedem Fall einer der vielleicht interessantesten Filmemacher der aktuellen Dekade verpflichtet. Der 41-Jährige begeisterte das Publikum zuletzt mit der wirklich schaurigen Netflix-Serie Spuk in Hill House und bewies auch sonst schon das ein oder andere Mal sein Händchen für das Grusel-Genre. Dabei setzt Flanagan vor allem auf atmosphärische Dichten und weniger auf blanke Jumpscares. Die perfekte Voraussetzung also, wenn man bedenkt, wie auch schon die Kubrick-Version funktioniert hat.
Kaum Jumpscares, viel Nostalgie
Und tatsächlich: Auch in Doctor Sleep bekommen wir als Zuschauer nur selten plumpe Jumpscares ins Gesicht gedrückt. Das ist schon mal positiv! Und auch sonst ist der Film durchaus sehenswert und gerade in der letzten halben Stunde ein reines Nostalgie-Festival – das wird aber sicherlich nicht jedem gefallen. Mit 152 Minuten verlangt der Streifen auch ordentliches Sitzfleisch. Auch hieran werden bestimmt einige knabbern.
Danny Torrance (Ewan McGregor) fährt nicht mehr mit dem Dreirad durch Hotelflure – sondern lebt mittlerweile einfach und zurückgezogen und arbeitet nebenbei auf einer Hospizstation. Von den Geistern vergangener Tage konnte er sich durch psychologische Tricks lösen und sie zumindest – im wahrsten Sinne des Wortes – einschließen. Seine Shining-Fähigkeit nutzt er im Job, um Sterbende kurz vor ihrem Tod zu trösten. Eines Tages lernt er das Mädchen Abra Stone (Kyliegh Curran) kennen, deren Shining viel stärker ist als seins. Da es sich die Sekte „Der Wahre Knoten“ mittlerweile zur Aufgabe gemacht habt, sich von dem Shining anderer „Begabten“ zu ernähren und diese regelrecht auszusaugen, muss Danny Abra retten – ein erbitterter Kampf beginnt…
Und in über anderthalb Stunden ist dieser Kampf doch sehr ausgiebig erzählt – in einigen Momenten schon zu ausgiebig. Da wird irgendwann eine junge blonde Dame mit einer eigentlich interessanten Hintergrundgeschichte und einer schönen Kino-Szene in den „Wahren Knoten“ eingefügt und verliert schon wenige Minuten später an Bedeutung. Unnötige Längen gibt es vor allem im zweiten Drittel des Films. Der Film hätte am Ende gut und gerne 20 Minuten weniger auf der Uhr haben können.
Wo sind die Winchesters?
Die Beziehung zwischen Danny und Abra funktioniert dagegen ziemlich gut und auch Rebecca Ferguson als Rose The Hat ist eine durchaus verachtenswerte Antagonistin. Damit ist sie aber auch die Einzige aus ihrer Bösewichts-Riege. Die anderen Sektenmitglieder kommen doch leider etwas profillos daher. Generell sollte man die Inszenierung der Gruppe nicht weiter hinterfragen – wenn sie ihren Opfer das Shining aussaugen, erinnert das doch mehr an Supernatural oder Buffy als an einen wirklich coolen Bad-Move.
Klar ist auch: Flanagan orientier sich fachgerecht an der King-Literatur. Dahingehend waren ihm auf erzählerischer Ebene wohl die Hände gebunden. Das bedeutet, Leute die mit den King-Romanen und ihren teilweise doch sehr kruden Erzählungen nichts anfangen kann, für den ist auch Doctor Sleep nichts. Wer sich die letzten Jahre mit 0815-Blumhouse-Produktionen, Conjuring-Filmen, aber auch „neuen“ Horrorarten wie Hereditary oder Midsommar durchgeschlagen hat, wird mit Doctor Sleep trotzdem wieder was ganz anderes bekommen. Und, achja: Das Kubrick-Original und das Wissen darüber ist absolut notwendig… Nur dann wird man durchaus eine gute Zeit mit dem Film haben.
Scary wird es auch in Scary Stories To Tell In The Dark. Das steckt ja schon im Filmnamen. Doch ob der Film halten kann was er verspricht – ja das erfahrt ihr natürlich in unserer ausführlichen Filmkritik.
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