Criterion Corner #9: Carnival of Souls

Carnival of Souls (1962)  – ein Klassiker geboren aus der Liebe zum Film. Egal wie wenig Mittel dem gesamten Team zur Verfügung standen, man hat versucht diese mit harter Arbeit, Schweiß und Liebe zusammenzubringen und das merkt man Carnival of Souls auch an, denn er ist so viel mehr als es zuerst vermuten lässt. Kommen wir nun zu Criterion Corner #9: Carnival of Souls

Polanski’s Baby – Angst

Mary Henry überlebt auf geheimnisvolle Weise einen schweren Autounfall bei dem zwei ihrer Freundinnen auf tragische Weise im Wagen ertrinken. Lediglich Mary kann entkommen und nimmt daraufhin eine neue Stelle als Organistin in der ortsansässigen Kirche an. Auf dem Weg zu ihrer neuen Wunschheimat fährt sie an einem alten Rummel vorbei und plötzlich erscheint ihr eine Gestalt, ein Untoter. Diese geisterhafte Erscheinung sucht sie nun fortan heim, tagtäglich, immer und immer wieder.

Erinnerungen an Roman Polanski’s Paradewerke kommen während der Sichtung auf – allen voran Rosemary’s Baby (1968), der immer noch zu einem meiner liebsten Horrorfilme zählt, und Repulsion (1965). Sie behandeln auf ähnliche Art das Alleinsein, das Im-Stich-gelassen-werden und das langsame Abdriften in den Wahnsinn. Rosemary bleibt auf sich gestellt als es um die Geburt ihres Kindes geht, um dann letztlich von allen umgarnt zu werden und dennoch allein zu sein. Carole Ledoux verfällt immer weiter dem Wahnsinn und wird von schockierenden Visionen und dem einengenden Freund ihrer Schwester geplagt. Keiner der Filme lässt nur ein stückweit Hoffnung im Zuschauer und in seinen Charakteren aufkeimen. Die Protagonisten sind auf sich alleingestellt, ihren Ängsten ausgeliefert, ohne ein rettendes Ende in Sich zu haben.  

Der jungen Organistin Mary Herne geht es ähnlich, sie wird unfreiwillig immer weiter allein gelassen. Von den Lebenden übersehen und nicht wahrgenommen, wird sie dafür umso eindringlicher von den Toten heimgesucht und langsam in ihre Welt gezogen. Geplagt von Erscheinungen scheint sie dem Wahnsinn von Sekunde zu Sekunde immer näher zu kommen.

Der Untote (Regisseur Herk Harvey) verfolgt Mary fortan "Carnival of Souls" - © Criterion Collection

Klassiker – geboren aus der Liebe zum Film

Regisseur Herk Harvey erzählte seinem zukünftigen Drehbuchautor John Clifford  von einem merkwürdigen Ballsaal, den er kurz vor Salt Lake City hat vor sich dahinrotten sehen. Mit diesem Schauplatz vor Augen möchte er gerne einen Film machen. Diesen Traum verwirklichte er und das mit einem mickrigen Budget von 17.000 – 33.000 US Dollar, die Angaben variieren hier von Quelle zu Quelle – ein Low-Budget Film wurde geboren, der seines gleichen sucht.

I’d like to make a film about creatures rising from the lake and doing a dance of death in this pavilion [ballroom]. – Herk Harvey

Mit den einfachsten Mitteln versetzt Herk Harvey uns und Mary in eine düstere und verlassene Welt. Durch die Verarbeitung von abstrakten Themen wie Verzweiflung, Wahnsinn und Angst vor dem Alleinsein eröffnet er dem Film vor allem auch Möglichkeiten um diese Themen auf seine Art darzustellen, auch wenn diese auf recht einfachen Prinzipien und Mitteln beruhen. Im obigen Bild erkennt man bereits, dass Regisseur Herk Harvey auch an den Special Effects sparen musste. Einfachstes Make-Up wurde genutzt um einen Untoten zu erschaffen und ihn in edlem schwarz-weiß zum Leben zu erwecken. Simpel und doch äußerst wirksam.

Ebenso stark wie der Umgang mit seinem niedrigen Budget, ist der außergewöhnliche Score. Carnival of Souls wird passenderweise von tiefen Orgeltönen begleitet, die sich mit Verlauf des Films immer tiefer in die Magengegend vorkämpfen und uns die gleiche Hoffnungslosigkeit und Angst verspüren lassen wie Protagonistin Mary Henry.

Reporters have asked why Carnival of Souls is still recirculating, playing theaters 30 years after it was made. All I know is that the movie was created, directed, filmed and edited by people who loved the idea of making a picture—not to exploit anything or fit into any special niche, but just to make the best film they could with the limited resources available to them. – John Clifford

Carnival of Souls ist, so merkwürdig es auch klingen mag, ein absolutes Meisterwerk. Wenig bis kein Budget und dennoch wurde aus den Effekten das bestmögliche herausgeholt. Womöglich sogar wesentlich mehr, denn sie sind nicht nur dafür da um den Zuschauer zu schocken, sondern erzählen eine Geschichte, wirken noch so viel länger nach und tragen eine Atmosphäre von Angst und Verzweiflung in den Kinosaal.

Criterion Corner #8: Bottle Rocket

Bottle Rocket – Wes Anderson, den meisten bekannt für seine symmetrischen Einstellungen, gespickt mit liebevollen Details und farbenfrohen Interieur. Dazu noch ein Cast, den man schlichtweg als Best-Of der Hollywoodriege bezeichnen kann. Doch wie fing Anderson genau an und konnte man schon damals seine Handschrift erkennen? Kommen wir zum Porträt dreier junger Außenseiter in Criterion Corner #8: Bottle Rocket!


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